Unsittlich

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In etwa so sehen Nymeris' geliebte Pfirsichtörtchen aus.


Die Suppe schmeckte köstlich. Sie war cremig und würzig und hatte einen angenehm scharfen Unterton. Das Brot war außen knusprig und innen schön weich gewesen und mit einer Art Kräuterbutter bestrichen gewesen. Die Speisen waren schon jetzt so anders als bei ihm zuhause und er liebte sie. Vor allem die neue entdeckte Schärfe. 

Zu seiner Überraschung hatte Caspen, der Seeschlangenjunge, ihnen noch ein Tablett mit Pfirsichtörtchen gebracht, welche Nymeris nur zu gerne entgegengenommen hatte. 

Während er eines der Törtchen verspeiste, fiel sein Blick immer wieder auf Ash. Auf dessen schwarz glänzenden Hörner, die gebräunte Haut und die Muskeln, die unter seinem offenen Hemd deutlich hervortraten. Zwar hatte er unter den Wyvern auch schon oft sehr attraktive Männer und Frauen gesehen, aber die Schönheit der Seeschlange war anders...sie war exotisch. 

Hin und wieder gestattete Nymeris sich sogar, seine Gedanken ein wenig tiefer wandern zu lassen. Wie sah er wohl unter seiner Kleidung aus? Wie fühlte es sich wohl an, von ihm berührt zu werden? 

Nys war jungfräulich durch und durch. Weder hatte er mit jemandem geschlafen, noch hatte jemand mit ihm geschlafen. Obwohl er genauso wie seine Brüder ein Geschlecht besaß, das manchmal sehr eigenständig handelte und dachte, hatte er dem nie nachgegeben. Vielleicht das ein oder andere Mal mit seiner Hand, heimlich still und leise während er ein Bad genommen hatte, aber weiter nichts. 

Zu groß war seine Scham gewesen und seine Unsicherheit. Besonders, weil er sich diese Moment aufsparen wollte, für den oder die Richtige. 

Ugh. Wann waren seine Gedanken denn so weit abgedriftet? 

Nymeris war sich ziemlich sicher, dass Ash ein guter Liebhaber war. Bei dem hohen Alter konnte er sich gar nichts anderes vorstellen. Wer wusste schon, was noch kommen würde? Vielleicht fand er sich ja bald im Bett der Seeschlange wieder...bloß für ein wenig Spaß, weiter nichts. Laut seinen Brüdern, konnte man auch einfach miteinander schlafen, ohne etwas füreinander zu fühlen. 

Die einzige Sorge, die den Wyvern tatsächlich ein wenig belastete war, wie sie beide denn zusammenpassen sollten. Die Seeschlange war deutlich größer als er und das sicherlich auch in ganz gewissen Körperregionen. Zwar war seine Mutter auch deutlich kleiner als Nys' Vater und sie hatten offenbar keinerlei Probleme dabei gehabt, wenn sie drei Kinder gemacht hatten und das sicher  nicht immer beim ersten Versuch funktioniert hatte, aber Ash machte ihm doch ein wenig Angst was das betraf. 

Kopfschüttelnd biss er in das Törtchen. So langsam war Vorsicht geboten, wenn er nicht gleich mit einer Errektion vor Ash sitzen wollte... Er musste noch immer nicht ganz bei sich sein, wenn Nymeris sich um diese Dinge Gedanken machte. Zwar kamen diese Gedanken von selbst, ohne dass er wirklich etwas dafür konnte, warum auch immer, meistens dann, wenn die Seeschlange in der Nähe war. 

Er kam sich vor wie ein Jüngling...strenggenommen war er ja auch noch ein Jüngling, aber eigentlich dachte sein Kopf mehr als sein Schwanz. 

,,Was plagt dich?", Ashs angenehm tiefe Stimme riss ihn aus seinen schmutzigen Gedanken. 

,,Nichts wichtiges.", nur wie groß dein Schwanz wohl ist...fügte er stumm hinzu. Seine Brüder hatten ihn wohl endgültig verdorben...

,,Sicher?", schief grinsend musterte ihn der andere, als hätte er seine Gedanken gelesen. Dazu waren Seeschlangen doch nicht etwa in der Lage, oder?

,,Ziemlich sicher.", er vernaschte auch noch den Rest seines Törtchens und klatschte dann in die Hände, ehe er weitersprach: ,,Kannst du mich in meine Kabine bringen?"

Ash nickte und erhob sich. Nymeris haderte einen Moment mit sich selbst, ob er nun seine Kleidung wieder anziehen sollte, entschied sich aber dagegen. Dann stand er auf und zupfte das Hemd zurecht. Es reichte fast bis zu seinen Knien. 

Die Seeschlange öffnete ihm die Türe und lief hinter ihm her. Ab und zu gab er ihm Weghinweise, schwieg sonst aber. Erst, als sie in seiner neuen Kabine ankamen, in der es angenehm kühl war, kam Ash ihm etwas näher als nötig gewesen wäre, um ihm eine lose Haarsträhne hinters Ohr zu streichen und beugte sich vor, um ihm etwas ins Ohr zu flüstern: ,,Ich wünsche dir aufregende Träume, Nys."

Dabei betonte er dieses eine Wort so besonders, dass Nymeris tatsächlich befürchtete, die Seeschlange hatte seine Gedanken gelesen. Schief grinsend richtete Ash sich wieder vor ihm auf und verließ die kleine Kabine. 

Wie angewurzelt stand Nys da, in der einen Hand seine Kleidung und in der anderen seine Haarspangen. Was war das gerade gewesen und warum löste das ein seltsames Gefühl in seiner Lendengegend aus? Aufregende Träume? War das etwa eine Andeutung auf..?

Diese freche Schlange! 

,,Tsk. Was für ein unverfrorenes Volk!", fauchte Nymeris, während er seine Kleidung in die Truhe vor seinem Bett stopfte und versuchte den penetranten Geruch der Seeschlange, der von dem Hemd ausging zu ignorieren. Eigentlich sollte er es ausziehen und aus dem Fenster werfen...Warum nahm er diesen Duft überhaupt so extrem wahr? 

Schnaubend zog der Wyvern die Vorhänge zu, sodass nur noch ein kleines Bisschen Mondlicht in die Kabine schien und legte sich dann auf sein Bett. Dieses seltsame Hitze in seinem Unterkörper wurde immer mehr zu Erregung. Sein Körper schrie förmlich nach Befriedigung und machte ihm nahezu deutlich klar, dass er sie brauchte. 

Nys fühlte sich seltsam unwohl dabei. 

,,Warum bist du plötzlich so!", knurrte er, an bestimmte Teile seines Körpers gerichtet und fuhr hoch. Er war viel zu aufgeregt, um jetzt Schlaf finden zu können. Das durfte doch einfach nicht wahr sein! Ausgerechnet jetzt, wo jederzeit jemand in seine Kabine kommen konnte, nachdem es keinen Schlüssel gab. Und die Sauerei die entstehen würde, musste er dann mit seinen hübschen Stofftaschentüchern beseitigen! 

Frustriert und erregt zugleich raufte Nys sich das Haar. Das durfte doch nicht wahr sein! Seit zwei Tagen war er nun auf diesem Schiff und schon jetzt stand er kurz davor sich selbst zu befriedigen, weil eine gewisse Seeschlange ihm aufregende Träume gewünscht hatte. 

Nymeris ließ sich leise fluchend wieder auf die Matratze sinken und drehte sich in Richtung der Fenster, sodass sein noch immer schmerzender Flügel nicht unter ihm eingeklemmt wurde. Beschämt schlüpfte er aus seiner Unterhose und ließ sie über die Bettkante auf den Boden fallen. Er verspürte Erleichterung, als sein Geschlecht endlich von der Enge des Stoffes befreit wurde. 

Das hier war so falsch und dennoch entkam seinen Lippen ein leises Stöhnen, als seine Hand sich um ihn legte. Ashs Geruch umhüllte ihn wie eine Wolke und er atmete tief ein. Stellte sich vor, die Seeschlange lag neben ihm und es war nicht seine eigenen Hand, die ihn befriedigte. In seinen Gedanken spürte er die Hände, die über seinen Körper fuhren, ihn überall berührten und ein prickelndes Gefühl auf seiner Haut hinterließen. Mit jeder Faser fühlte er die sicherlich weichen Lippen die jede Stelle von ihm küssten und so viel Lust, als spürte er nicht nur seine eigene, sondern auch die der Seeschlange. Als wären sie Eins, ein einziges Chaos aus Verlangen und Lust. 

Er stöhnte den einzigen Namen, der sich so schnell in seinen Kopf gebrannte hatte.

 Ash. Ash. Ash. Ash. Ash.

Immer und immer wieder hörte er diesen Namen über seine Lippen huschen, als wäre es etwas verboten und doch so verlockendes. Nymeris vergrub das Gesicht in seinem Kissen, als er kam, aus Angst jemand konnte ihn hören. 

Der Wyvern war völlig außer Atem und keuchte leise, als sein Höhepunkt langsam abebbte und ihn zurück in die Realität holte. Erst jetzt traf es ihm wie ein Schlag ins Gesicht, was er gerade gemacht hatte und schämte sich für seine unsittlichen Gelüste. Was war denn nur in ihn gefahren?! Nys setzte sich auf und griff nach einem der Baumwolltaschentücher, die er in einer kleinen Truhe auf dem Nachtkästchen aufbewahrte. Ein Glück, dass man seine Kabine genauso eingerichtet hatte, wie er. 

Schnell machte er sich sauber und tauchte dann ein frisches Tuch in den Wasserkrug, um den Rest von seinen Händen zu waschen. Was war nur los mit ihm? Lag es an der Hitze? Nymeris erkannte sich in seinem Verhalten nicht wieder. Trotz seiner Scham, schaffte er es nicht sich aus dem Hemd zu schälen, sondern behielt es an, sodass er umgeben von dem Geruch der Seeschlange einschlief. 

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