Ein Gefallen

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Auf dem Bild ist Sheiren



Nymeris' ertappter Blick und die dunkelroten Wangen zauberten ihm ein Lächeln aufs Gesicht.

,,Ging es da drinnen so heiß her, dass du dich nicht mehr anziehen konntest?", wurde er von Sheiren begrüßt, als er zurück in den regen trat und sie vom Steuer ablöste.

Schön wärs. Was würde er alles dafür geben, jetzt in den Armen des jungen Wyvern zu liegen? Eng aneinander geschmiegt, umgeben von dem süßen Duft und Nymeris' Wärme. Bei diesen Gedanken regte sich wieder dieser kleine Funke in seinem Inneren, der jedes Mal zu leuchten schien, wenn er den kleinen Prinzen sah. Geduld. Er durfte nicht die Geduld verlieren. Jetzt noch ein bisschen länger durchhalten, war nicht das Schlimmste. 

,,Mehr oder weniger."

,,Das soll heißen..?"

,,Er hat dieselben Träume wie ich, seit er auf dem Schiff ist.", nur, dass er bereits im Palast der Hauptstadt schon diese Träume gehabt hatte. Träume, in denen er geduldig unter der Meeresoberfläche wartete, schwamm und sich über ihm, so nahe und doch so fern die Silhouette eines Geflügelten zeigte. 

Sheiren sah ihn überrascht an. Die Falten auf ihrer Stirn unterzeichneten ihre Verwirrung bloß, genauso wie seine eigene. Die Träume waren ähnlich, nicht eins zu eins gleich.

Das schwarze Meer lag wie ein endloser Abgrund unter ihnen. Nur die erfahrensten Seemänner wagten die Überfahrt hier. Für die Seeschlangen war das nicht das geringste Problem, denn im schlimmsten Fall schwammen sie einfach. Für Drachen oder Wyvern galt dies jedoch nicht. Der raue Wind, die Wellen und die zahlreichen Stürme waren zu gefährlich um zu fliegen und soweit Ash wusste, bauten sie ihre Schiffe anders. Sie waren nicht annähernd so stabil. 

,,Das verstehe ich nicht.", sagte sie und musterte ihn abschätzend, als wollte sie herausfinden, ob sich irgendetwas an ihm verändert hatte. 

,,Ich auch nicht, aber das ist jetzt nicht so wichtig. Wichtig ist im Moment nur, endlich diese beschissenen Gewässer zu verlassen.", immerhin forderte ihn der Sturm heraus, sodass Ash keine Zeit hatte um an andere Dinge zu denken. 


Nymeris hatte das Buch wieder in das unterste Regal gestellt. Natürlich hatte Ash es gelesen, es stand ja auch in seinem Regal! Er hatte nur nicht damit gerechnet diese Art von Literatur im Besitz der Seeschlange zu finden. Zugegeben, waren einige Szenen sehr interessant gewesen, auch wenn Nys nicht annähernd eine Ahnung davon hatte, wie das meiste davon möglich war. Rein physikalisch gesehen. 

Noch immer hallten die neckenden Worte des Königs in seinem Kopf. Vielleicht sollte er sich ein besonders schmutziges Kapitel heraussuchen und es erwähnen, nur um Ash zu ärgern. Sollte der Seeschlange der Geruch in seiner Kabine nicht entgangen sein, so entging Nymeris auch nicht die Beule in Ashs Hose. Er war so grün hinter den Ohren wie ein Jüngling, aber nicht dumm...oder blind. Wie könnte man etwas dermaßen...großes denn übersehen? Der Wyvern streckte sich auf dem Bett aus und schloss für einen Moment die Augen. 

Er konnte es kaum erwarten, an den Küsten anzukommen und dieses Schiff zu verlassen. So langsam bemerkte er hier auch das ständige Schaukeln und immer nur auf das Meer zu starren wurde langweilig. Wäre er ein wenig offener, gäbe es sicher etwas oder jemanden, der seine Langeweile beseitigte. Aber er war nicht wie seine Brüder. Er vögelte nicht alles, was bei drei nicht in der Luft war...oder im Meer oder was auch immer. Um es anders auszudrücken: Nymeris war nicht so billig. Er kannte seinen Wert und wusste was er wollte. Und das Spielzeug einer Seeschlange zu sein zählte nicht dazu. Noch nicht zumindest, wer wusste schon, was noch kommen würde?

DrachenherzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt