William und Henry betraten das Deck und sahen zum Horizont. Eine immer größer werdende Insel breitete sich dort aus.
Ich sah, wie sie miteinander sprachen. Immer wieder sahen sie zu mir.
Es ging darum, ob sie mich wirklich gehen lassen sollten. Da war ich mir sicher.Nach einer weiteren Stunde legten wir am Hafen an. Die Männer waren begeistert, wieder festen Boden unter den Füßen zu haben.
Ich wartete abseits des Getümmels, um mich von Henry zu verabschieden.
Die Menschen hier sprachen eine andere Sprache, aber das würde ich sicherlich schon irgendwie hinbekommen.
Henry kam auf mich zu, gefolgt von William."Du musst das nicht tun. Niemand zwingt dich dazu." Sprach mein Bruder direkt auf mich ein.
"Ich bringe euch nur Unglück." Murmelte ich. Ich hörte William schnaufen.
"Ich kann dich hier nicht guten Gewissens alleine lassen Myra." Henry fasste mich an den Schultern.
"Dir fiel es auch nicht schwer mich mit Vater alleine zu lassen. Ohne ein auf Wiedersehen. Wir dachten du bist tot." Meinte ich aufgebracht.
"Ich wollte dich damals schon mitnehmen! Denkst du, ich habe dich gerne zurück gelassen?" Ich sah hoch in seine Augen.
"Es lag sicherlich an der gleichen Person wie jetzt auch." Murrte ich.
Henry presste die Lippen leicht aufeinander. Das war ein Ja."Dann soll er bekommen was er will." Ich schenkte William einen kalten Blick. Meinen Bruder umarmte ich nochmals fest bevor ich mich von ihm löste. Ich drehte mich um und tat mehrere Schritte.
"Hey! Wo will sie hin?" Rief Johns aufgebrachte Stimme.
"Sie will hier bleiben." Meinte William. Oh dieser verlogene... argh!
"Nein. Das würde sie nicht einen Tag überleben!" Ich hörte wie John mir immer näher kam. Er hielt mich sanft am Handgelenk fest.
Langsam drehte ich mich zu ihm um."John lass es gut sein. Euer Captain will mich nicht an Board haben." Sagte ich leise. Entsetzt sah er mich an.
"Wenn Myra hier bleibt, dann bleibe ich auch." Sagte John entschlossen. Mein überraschter Blick schnellte zu ihm.
"Ai, ich kann John nicht mit ihr alleine lassen." Meinte plötzlich Samuel. Er stellte sich auf die andere Seite. Nun stand ich zwischen zwei starken Männern.
Henry sah zu William und zuckte mit seinen Schultern.
"Du schaffst das sicherlich auch ohne deinen Co Captain." Er klopfte William auf die Schulter und kam ebenfalls zu uns.
"Ihr müsst das nicht tun." Flüsterte ich und sah alle drei nacheinander an."Falsch. Auch wenn ich den Captain sehr achte aber er dürfte das nicht tun." Samuel sah zu William.
"Frauen auf einem Schiff Männer? Es wird doch immer gesagt sie bringen Unglück." Versuchte William sich zu erklären.
"Jetzt hört schon auf! Es hat sich längst herum gesprochen, dass es auch Piratinnen gibt. Ai." Samuel sah ernst zu seinem Captain.
"Außerdem, guck dir unsere kleine Schönheit hier doch mal an. Sie musste Black Jack schon ertragen und wurde von unserem Angriff zum Glück gerettet. Wer rettet sie hier?" Bei Johns Worten wurde ich rot.
Williams Augen blitzten leicht auf."Ihr, meine eigenen Crewmitglieder und mein Co Captain, stellt mich vor die Wahl sie entweder als Piratin in die Crew aufzunehmen oder drei meiner besten Leute wegen einer Frau zu verlieren?" Stellte William klar. Er verschränkte die Arme vor der Brust und sah alle drei Männer streng an.
Sie bejahten seine Aussage.
Der Captain fuhr sich frustriert durch die Haare. Bevor er ein Säckchen voller Münzen von seinem Gürtel nimmt und ihm Samuel zuwirft.
"Hier. Besorgt ihr Sachen, welche einer Piratin angemessen sind." Brummte er. Die Männer fingen an mit jubeln. Einer nach dem anderen umarmte mich.
"Ich brauch einen Schnaps." Seufzte William und verschwand.Als Vierergruppe liefen wir durch die Stadt. Sie war ähnlich aufgebaut wie Bristol. Menschenmassen, drängten sich durch die engen Gassen.
Schon nach kurzer Zeit fanden wir eine Schneiderin. Sie beäugte uns erst eigenartig, als John ihr unsere Wünsche erklärte. Gebrochen verstand die Schneiderin unsere Sprache.
Sie nahm Maß an mir. Am nächsten Morgen, bevor wir wieder aufbrechen würden, könnten wir die Sachen abholen.
Wir bedankten uns und zogen weiter. An einer Taverne angekommen, jubelten die Männer wieder. Ich folgte ihnen.In der Taverne war es schummrig. Einige Kerzen schenkten dem Raum Licht. Der Geruch von Bier und Schnaps erfüllte die Luft.
Von weitem sah ich William alleine an einem Tisch sitzen. Vor ihm stand ein Krug mit Bier. Doch diesem schenkte er keine Beachtung. William starrte Löcher in die Luft.
Samuel ging Getränke besorgen. John und Henry liefen zum Tisch des Captains.
Henry setzte sich neben ihn. John drückte mich gegenüber von William auf die Bank. Er selbst nahm neben mir Platz.
"Ihre Kleider sind morgen früh fertig." Sagte Henry. William nickte leicht und sah zu mir."Wo soll sie eigentlich auf dem Schiff schlafen? Sie weigert sich ja immerhin in den Kajüten der Crewmitglieder zu schlafen." Fragte William und sah uns alle einmal an.
"Wie wäre es denn bei Ihnen Captain?" Grinste John frech. Mit meinem Ellenbogen knuffte ich ihm in die Rippe.
"Vergiss nicht, wen du vor dir sitzen hast." Knurrte William streng. Seine ozeanblauen Augen schienen John zu durchbohren.
"Myra wird bei mir schlafen." Mischte sich nun mein Bruder ein.Wir saßen lange in der Taverne. Bei den Gesprächen hörte ich die meiste Zeit nur zu. Ich fühlte mich etwas unwohl. Denn ich wusste, dass William mich nicht länger in seiner Nähe haben wollte.
Als am Abend Musik in der Taverne ertönte, sprang John plötzlich auf und hielt mir seine Hand hin.
"Lust zu tanzen?" Grinste er.
Ich lächelte ihn leicht an und nickte. Meine Hand legte ich in seine. Er führte mich durch die Gänge, bis wir einen Platz zum Tanzen gefunden hatten.
Wir tanzten einen traditionellen britischen Volkstanz.Die Stimmung war ausgelassen, wir lachten viel. Auch andere Paare kamen auf die Tanzfläche.
Gerade als ein langsameres Lied begann, wollte ich mit John die Tanzfläche verlassen.
Ich drehte mich um, prallte aber an eine Brust.
"Entschuldigung." Sagte ich schnell. Mein Blick glitt an der Person herauf. Es war William.
"Da du nun Crewmitglied bist, schuldest du mir wenigstens diesen Tanz." Meinte dieser. Verwirrt darüber, dass er mit mir Tanzen wollte, nickte ich.
John ging grinsend an uns vorbei.
William legte eine Hand an meine Taille, mit der anderen umschloss er meine Hand. Die freie Hand legte ich an seinen Oberarm.
Wir bewegten uns zum Takt der Musik. William war ein wirklich guter Tänzer."Du willst mich nicht in deiner Nähe haben. Warum also möchtest du mit mir tanzen?" Fragte ich vorsichtig.
Sein Blick ruhte nun schon eine ganze Weile auf mir.
"Ich habe nur gesagt, dass Frauen auf Schiffen Unglück bringen. Nie, dass ich dich nicht in der Nähe haben will." Meinte William. Ich runzelte meine Stirn."Du hättest mich vorhin gehen lassen." Sagte ich. William schüttelte leicht den Kopf.
"Dein Bruder war genau so ein Sturkopf als ich ihn damals angeheuert hatte.
Ich hätte dich ein Stück gehen lassen, ja. Hätte ich dich aus den Augen gelassen? Nein. Ich weiß selbst was einer Frau widerfahren kann wenn sie an die falschen Männer gerät." Er sah mich weiterhin an.
Unser Tanz fühlte sich an, als würden wir schweben, auf Wolken hoch oben im Himmel.
"Danke, dass du mir eine Chance gibst." Sagte ich und schenkte ihm ein kleines Lächeln.
Von einer Gefangenen auf einem Piratenschiff. Wurde ich nun zu einer Piratin.

DU LIEST GERADE
The Pirates
Historical FictionWir schreiben das Jahr 1690 Die Piraterie ist auf Hochtouren Ein armer Mann, verkauft seine einzige Tochter an Piraten Ihr ist bewusst, dass ihr schlimmes bevor steht Eine junge Frau, alleine auf einem Piratenschiff Doch das Schicksal schlägt kur...