Part 9

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Am nächsten Morgen wurde ich bei der Schneiderin neu eingekleidet.
Als ich mich im Spiegel ansah, erkannte ich mich kaum wieder.
Vor mir sah ich eine stolze junge Frau. Die Zukunft war zwar noch ungewiss, aber ich hatte gute Freunde und meinen Bruder an meiner Seite.
Sie würden mir immer wieder zur Seite stehen.
Ich trug nun ein schwarzes Leinenhemd. Darüber eine enganliegende Weste auf welcher sich Verzierungen befanden.
Dazu eine Hose, welche in meinen Stiefeln steckte. Durch einen Gürtel wurde sie an Ort und Stelle gehalten.
Meine Haare verzierte nun ein Bandana.
Ein weiteres Kleiderpaket hatte die Schneiderin für mich verpackt.
Ich bedankte mich mehrmals bei ihr und verließ den Laden.
Davor warteten John, Samuel und Henry.

"Junge, Junge. Bist du es wirklich Myra?" Fragte John. Ich fing an mit kichern und nickte.
Samuel pfiff anerkennend und grinste mich an. Henry musterte mich mit offenem Mund.
"Spätestens jetzt, wird es der Cap sehr schätzen das du nicht gegangen bist." Grinste John frech und sprang von der gegenüberliegenden Mauer.
Ich wurde rot und schüttelte grinsend meinen Kopf. Wir gingen zum Schiff.
Henry brachte meine Sachen unter Deck. Ich machte mich direkt an die Arbeit und half den Männern, die Kisten an Board zu bringen.

"Du bist eine echte Augenweide." Grinste James mich an.
Er war der jüngste Pirat an Board.
James war ungefähr im selben Alter wie ich.
"Danke." Meinte ich lächelnd und half ihm bei der nächsten Truhe.
"Selbst der Captain bekommt den Blick nicht von dir gelöst." Meinte er grinsend. Wir stellten die Kiste an den richtigen Platz. Unauffällig versuchte ich mich nach William umzusehen.
Er lehnte am Mast. Ein Fuß lässig daran gelehnt. Sein Daumen glitt nachdenklich über seinen Mund als er mich ansah. Williams Haare hingen ihm heute im Gesicht.
Er winkte mich zu sich.

Ich sagte James, dass ich gleich wieder da sei. Dann ging ich zum Captain.
"Ich hoffe du hast nicht vor, meinen Männern den Kopf zu verdrehen." Sagte William. Ich fühlte mich leicht unwohl und schüttelte meinen Kopf.
"Hältst du mich denn für so eine?" Fragte ich unsicher. Tief in mir, war mir seine Meinung wichtig. Warum wusste ich nicht.
"Nein aber ich sehe die Blicke der anderen Männer."
Schwang da gerade etwa Eifersucht mit? Ich straffte meine Schultern und sah in seine Augen.
"Die gleichen Blicke, die du mir auch zuwirfst?" Ich zog eine Augenbraue hoch. Williams Kiefer spannte sich leicht an.
"Ich beobachte meine gesamte Crew." Meinte er ruhig. Seine Augen blitzten verräterisch auf.
"Gut. Kann ich dann jetzt weiter arbeiten?" Mit hochgezogener Augenbraue sah ich ihn an.
William nickte.
"John und Henry werden dich in den nächsten Tagen mit den Arbeiten auf Board vertraut machen." Mit diesen Worten stieß er sich vom Mast ab und ging lässig davon.
Ich schüttelte meinen Kopf und half dann weiter der restlichen Crew.
Sie beäugten mich zwar, aber nicht mehr ganz so gering schätzig.

Nach einer weiteren Stunde verließ unser Schiff den Hafen. Die Stadt hinter uns wurde schnell kleiner.
Henry zeigte mir jede Ecke des Schiffs. Ich hatte nicht vermutet, dass es unter Deck so riesig war. Für mich war es bisher ein einziges Labyrinth.
Wir trafen zwischendurch auf den Arzt, welcher mich sanft anlächelte.

Er freute sich, dass es mir schon wieder so gut ging. Jenkins verriet mir, das er eine bestimme Kräutermischung in mein Wasser gemischt hatte. Vermutlich ging es mir deswegen wieder so gut.
An Deck angekommen, zeigte mein Bruder grinsend zum Ausguck.
Mit großen Augen sah ich ihn an.

"Du willst jetzt nicht, dass ich da hoch klettere oder?" Fragte ich vorsichtig.
Henry lachte und legte seinen Arm um meine Schulter.
"Heute vielleicht noch nicht. Aber du wirst nicht drum herum kommen. Jedes Mitglied muss mindestens einmal da hoch." Erklärte er.
Ich seufzte und sah weiterhin den Mast nach oben.
"Du hast kein Mitleid mit deiner kleinen Schwester oder?" Hakte ich nach. Wieder lachte Henry.
"Dann ist das wohl ein Nein." Wieder entwich mir ein seufzen.

John lief an uns vorbei und fing an nach oben zu klettern.
Man sah, dass er es tagtäglich machte. Jeder seiner Griffe war sicher. John musste nicht hinzuschauen, um zu wissen wo er hin griff und hin trat.
Das war wirklich faszinierend.
Henry sah sich kurz um und grinste mich dann an.
"Wir kamen ja am gestrigen Abend nicht dazu. Wie war es denn eigentlich mit dem Captain zu tanzen?"
Natürlich konnte er es nicht auf sich beruhen lassen.
"Er kann wirklich gut tanzen." Antwortete ich schlicht.
Trotzdem spürte ich, daß sich meine Wangen röteten.
Henry schnalzte mit der Zunge und lachte leise vor sich hin.
Er ließ mich los.

"Danke für das Kompliment." Hörte ich Williams Stimme hinter mir.
Meine Augen vergrößerten sich.
Mein Blick wanderte zu Henry.
"Ich bring dich um." Zischte ich.
Der Angesprochene hob lachend seine Arme und entfernte sich schnell.
Langsam drehte ich mich zu William um.
"Du hörst auf diesem Schiff alles oder?" Hakte ich nach.
"Ich denke, das gehört zu einem guten Captain dazu. Vorallem wenn man neue Crewmitglieder hat." Antwortete er.
Wieder durchbohrten mich seine Augen.

"Dann sollte ich wohl vorerst meinen Mund halten." Murmelte ich. Eher zu mir selbst.
"Solange es Komplimente sind, kannst du gerne weiter sprechen." Ein leichtes Grinsen umspielte seine Lippen.
Warum musste der Captain eigentlich so attraktiv sein?
Seine Augen musterten mich aufmerksam.
"Ich würde gerne wissen woran du gerade denkst." William legte seinen Kopf leicht schräg.
"Ich werde es dir nicht verraten." Süß lächelte ich ihn an.
Er schüttelte seinen Kopf.
"Es gibt gleich Essen. Wir Essen wieder an Deck." Meinte William und ging.

Ich beobachtete die anderen Männer, wie sie Tische, Stühle und Fässer hinstellten.
Ich gesellte mich zu ihnen und half mit.
Kurz darauf hatten sich alle hingesetzt und der Koch brachte das Essen.
Ich saß wieder zwischen John und Henry.
William tauchte gegenüber von mir auf. Seine Unterarme stützte er auf der Stuhllehne ab. Er hielt einen Becher in der Hand.

"Ich möchte euch offiziell unser neuestes Crewmitglied vorstellen. Ab heute ist Myra ein Mitglied und ich verlange, dass ihr sie auch wie eins behandelt." Sprach William und sah dabei zu mir. Eine angenehme Gänsehaut lief über meinen Rücken, als er meinen Namen sagte.
"Sonst gibt es weitere Kinnhaken." Lachte John. Er riss seinen Becher hoch.
"Auf unser neues Mitglied Myra!" Rief er stolz aus. Die restlichen Mitglieder taten es ihm gleich.
Auch ich hob nun meinen Becher.
"Danke. Ich bin stolz darauf nun der Crew anzugehören." Sagte ich in die Runde und trank einen Schluck.
William setzte sich hin und wir begannen zu essen.

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