William
Seit drei Tagen ging es Myra nun schon schlecht. Ihr Gesundheitszustand hatte sich bisher nicht verbessert. Zum Glück auch nicht verschlechtert.
Tag und Nacht saß entweder Henry oder ich an ihrer Seite. Wir wechselten uns ab. Gaben ihr schluckweise etwas zu trinken damit Myra nicht wieder austrocknete und tupften ihre Haut mit einem kühlen Tuch ab.Myra war nur selten bei Bewusstsein. Ihr Fieber bekamen wir kaum herunter. Jenkins kümmerte sich regelmäßig um die Wunde.
Ich verstand nicht, warum es nicht besser wurde.
Schuldgefühle plagten mich. Ich schlief nur sehr selten.
Wenn ich einmal einschlief, wurde ich durch Myras Fieberträume wach.
Sie ließ sich gut von mir beruhigen aber ich bekam kein Auge mehr zu."William das wird dir jetzt zwar nicht gefallen aber ich muss rabiater an ihre Wunde gehen." Brach Jenkins die Stille.
Meine Augen schnellten zu ihm.
"Was hast du vor?" Wollte ich sofort wissen. Jenkins sah wieder kurz auf die Wunde und winkte mich zu sich.
Ich stellte mich neben ihm hin."Siehst du das dunkel verfärbte Gewebe?"
Ich murmelte ein Ja und wollte somit, dass er weiter sprach.
"Es handelt sich um nekrotisches Gewebe." Erklärte Jenkins.
"Was meinst du damit?" Fragte ich vorsichtig nach. Wollte ich die Antwort überhaupt hören?"Nekrotisch bedeutet abgestorben. Dieses Gewebe verhindert das Heilen der Wunde. Ich muss es entfernen. Dabei wird Myra aber sicherlich Schmerzen haben weil ich so nah wie möglich an das gesunde Gewebe schneiden muss." Erklärte Jenkins.
Ich schluckte schwer und nickte leicht.
"Bind Sie bitte am Bett fest." Bat mich der Arzt. Ich ahnte böses als ich tat was von mir verlangt wurde.Jenkins machte sich kurz darauf an die Arbeit. Anfangs war Myra noch ruhig.
Als Jenk allerdings Alkohol in die Wunde schüttete, stöhnte sie schmerzerfüllt auf.
Und danach wurde es mit jedem Stück, welches Jenkins entfernte schlimmer.
Myra zog an den Fesseln, sie schrie leise auf.Ich setzte mich neben sie, strich sanft über ihre Wange und sprach leise mit ihr. Ich wusste nicht ob sie mich hören konnte. Aber ich hatte das Gefühl, dass es etwas helfen würde. Vielleicht bildete ich es mir auch nur ein.
Henry kam in den Raum gelaufen, kurz nachdem Myra wieder aufschrie."Was tut ihr verdammt?!" Rief er panisch aus.
"Jenk versucht ihr Leben zu retten." Antwortete ich. Meinen Blick hielt ich auf Myra gerichtet. Er sollte meinen durch Tränen verschleierten Blick nicht sehen.Ich hätte hier liegen müssen, nicht sie. Nicht meine wundervolle Frau. Vom ersten Moment an, wusste ich sie wäre etwas besonderes für mich. Ihre Augen hatten mich direkt in den Bann gezogen.
Ich liebte ihre sture Art. Ich liebte es, zu sehen, wie sie in ihrem neuen Leben aufblühte. Ihre Blicke auf mir, wie sie mich musterte und dachte, ich würde es nicht mitbekommen.
Ihre Berührungen auf meiner Haut.
Ihr lachen und lächeln, welches mich jedes Mal aufs neue verzauberte.Ja, als ich entschied sie zu heiraten, hatte ich nur an mich gedacht. Der Gedanke, sie mit einem anderen Mann zu sehen brachte mich um den Verstand. Ich wollte das Myra zu mir gehörte. Und wie hatte ich es ihr gedankt?
"Sollen wir tauschen Will?" Riss mich Henrys Stimme aus meinen Gedanken. Stumm schüttelte ich meinen Kopf.
Mit dem Handrücken wischte ich über meine Augen.
Henry legte seine Hand auf meine Schulter und drückte sanft zu."Sie wird es schaffen Will. Myra ist eine Kämpferin." Seine tröstenden Worte sickerten in mich ein.
"Sie wird mich hassen. Ich bin der Grund für all das hier." Flüsterte ich."Jeder Blinde würde sehen das Myra etwas für dich empfindet. Sie wird dich nicht hassen William." Henrys Worte ließen die Flamme der Hoffnung in mir wieder etwas mehr auflodern.
"Sag bescheid wenn du etwas brauchst." Mit diesen Worten verließ Henry das Zimmer.
Jenkins war hoch konzentriert und arbeitete sehr präzise."Ich habe nicht damit gerechnet, dass du so eine tiefe Liebe für eine Frau empfinden kannst." Gab Jenk zu.
Mein Blick fiel auf ihn. Er sah nicht hoch.
"Mir wurde auch nie beigebracht zu lieben." Flüsterte ich.
"Ich weiß. Trotzdem kann man sehen wie sehr du diese Frau liebst. Du hast es verdient endlich glücklich zu sein Will." Ein schwaches Lächeln zierte meine Lippen.Jenkins wusste nur zu gut was ich durchgemacht hatte. Er war damals der persönliche Arzt unserer Familie.
Ich hatte mich ihm damals immer anvertraut.
Als ich entschied in die Piraterie einzusteigen, war Jenkins direkt Feuer und Flamme. Er war der Erste, welcher sich mir anschloss.Nach einer weiteren Stunde meinte Jenkins er wäre fertig.
Nochmals desinfizierte er die Wunde und ließ uns wieder alleine.
Ich beugte mich zu Myras Stirn und küsste sie sanft."Ich brauche dich." Flüsterte ich leise. Für einen Moment schaute ich meine Frau an. Dann legte ich mich neben sie. Meinen Arm legte ich auf Myras Bauch. Es dauerte nicht lange bevor ich erschöpft einschlief.
*
"Will." Weckte mich Myras leise, kratzige Stimme. Ich schreckte hoch und sah mich im Zimmer um. Es musste mittlerweile später Nachmittag sein.
Ich spürte eine Hand auf meiner.
Mein Blick schnellte zu Myra. Sie sah mich an."Bitte sag mir das ich nicht träume." Flüsterte ich vor mich hin.
Sie schüttelte leicht ihren Kopf und schenkte mir ein schwaches Lächeln."Hast du was zu trinken?" Fragte Myra leise. Ich nickte sofort, sprang aus dem Bett und füllte einen Becher mit Wasser. Am Bett angekommen, half ich Myra beim Aufsetzen. Den Becher hielt ich an ihre Lippen. My fing an begierig zu trinken. Meine Hand legte ich an ihre Stirn.
"Dein Fieber sinkt." Flüsterte ich erleichtert.
Es klopfte leise an der Tür. Henry steckte seinen Kopf durch den entstandenen Spalt. Sein Mund klappte auf als er Myra sah.
"Gott sei Dank." Brachte er heraus und kam ganz in das Zimmer.
Ich füllte den Becher nochmal als er leer war."Was ist passiert?" Fragte Myra und kuschelte sich mehr in die Decke.
Henry und ich erzählten ihr was geschehen war.
Myra sah herunter zu ihrem Bein.
Es war weniger gerötet als heute Morgen.Ich hielt ihr wieder den Becher hin.
Sie nahm ihn dieses Mal mit leicht zitternden Händen alleine und trank.
Henry beugte sich zu ihr und flüsterte seiner Schwester etwas ins Ohr.
Myra stoppte für eine Sekunde und sah mich über den Becher hinweg an.
Möchte ich wissen was er gesagt hat?

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The Pirates
Fiction HistoriqueWir schreiben das Jahr 1690 Die Piraterie ist auf Hochtouren Ein armer Mann, verkauft seine einzige Tochter an Piraten Ihr ist bewusst, dass ihr schlimmes bevor steht Eine junge Frau, alleine auf einem Piratenschiff Doch das Schicksal schlägt kur...