Ich lief nervös durch das Zimmer.
Den Säbel fest in meiner Hand.
Ich hatte Angst und war nervös. Was, wenn es so endete wir beim letzten Mal? Ich musste zugeben, dass die Männer wirklich nett zu mir waren.
Sie betrachteten mich wie ein Mitglied. Egal wie sehr mich William manchmal verwirrte. Das wichtigste war, dass ich wieder mit meinem Bruder vereint war. Und ein paar gute Freunde gefunden hatte.Ich wollte das alles nicht aufs Spiel setzen. Eine leise Stimme in mir sagte, dass ich nicht so feige sein sollte. Natürlich konnte ich mit einem Säbel umgehen. Aber ich hatte bisher immer nur gegen Henry gekämpft. Ich kannte seine Strategien und wusste wie er parierte. Doch was, wenn ein vierhundert Pfund Mann vor mir stand? Der könnte mich mit Leichtigkeit zerquetschen. Wie eine kleine Fliege.
Die Männer oben schrien, fluchten.
Der Aufprall von Säbeln erfüllte die Luft.
Ich straffte meine Schultern und ging zur Tür. Henry wird mich hassen.
Langsam drehte ich den Schlüssel und danach den Knauf. Ich schlich durch den Flur. Die Geräuschkulisse wuchs mit jedem Schritt an. Ich stieß die Tür zum Deck auf.
Vor mir tat sich ein wildes Durcheinander auf. Überall kämpften Piraten gegen Piraten.
Unsere Crewmitglieder trugen alle ein Bandana, wodurch man sie gut von den anderen unterscheiden konnte.
Doch leider viel mir sehr schnell auf, das es mehr ohne Bandana waren als mit.
Einige der gegnerischen Mannschaft lagen blutend, tot oder verletzt auf dem Boden. Trotzdem waren es noch sehr viele Gegner.
Mein Blick blieb an Henry hängen.
Er versuchte sich gerade gegen zwei andere zu behaupten.Mein Beschützerinsinkt wurde geweckt. Ohne weiter über mein Handeln nachzudenken, eilte ich meinem Bruder zur Hilfe.
Ich striff den linken Piraten mit meinem Säbel an der Taille. Er fluchte schmerzerfüllt auf und drehte sich zu mir. Der Mann fing an mit lachen als er mich sah. Er machte einen sehr entscheidenden Fehler.
Der Mann unterschätze mich.Ich stieß nach vorne und mein Säbel Schnitt durch den Bauch des Mannes. Ich schluckte schwer als das Blut aus ihm sickerte und an meinem Säbel hängen blieb. Er ging mit einem schmerzerfüllten Laut zu Boden.
Henry hatte den zweiten Angreifer ausgeschalten. Mit wütenden Blick kam er auf mich zu.
"Das ist nicht meine Kajüte!" Brüllte er in mein Ohr. Ich hob mein Kinn an.
"Und du bist nicht mein Captain." Konterte ich.
Natürlich wusste ich, dass er Angst um mich hatte. Aber ich war Teil dieser Crew. Ich konnte kämpfen und wollte es auch.
Henry knurrte wütend auf. Ich achtete nicht weiter auf ihn sondern konzentrierte mich auf die restlichen Gegner.
"Hey Püppchen." Lachte einer.
Und genau das war so ein ungetümes Monstere vor denen ich Angst hatte.
Sein Säbel prallte mit voller Wucht auf meinen. Ich spürte den Schmerz in meinen Armen. Er war zu stark um ihn einfach weg zu drücken."Leg dich mit einem in deiner Größe an!" Brüllte John aggressiv und rammte das Ungetüm von mir weg.
"Hilf dem Captain!" Rief John mir zu und machte sich über das Ungetüm her.
Ich orientierte mich kurz und fand William. Er kämpfte am Ende des Schiffs. So wie der Gegner aussah, war es der Captain des anderen Schiffs.
Ich schlängelte mich gekonnt durch die kämpfenden Massen. Mit gekonnten Säbelstößen half ich einigen unserer Männer. Ich fiel durch meine Größe in der Masse nicht auf. Und wer würde schon auf ein Mädchen achten?Kurz bevor ich bei William ankam, sah ich wie sich ein Gegner von hinten näherte. William brachte gerade den Captain zu Boden und rammte sein Säbel in ihn. Somit bekam er nicht mit, was hinter ihn geschah.
Der Pirat holte mit seinem Säbel aus.
Ich überbrückte die kleine Distanz.
Mein Säbel schnitt gekonnt in das Bein des Mannes. Schmerzerfüllt ging er zu Boden. Durch dieses Geräusch drehte sich William ruckartig um. Mit offenem Mund sah er mich an."Gern geschehen." Meinte ich.
William packte mich augenblicklich und zog mich hinter sich. Dabei stolperte ich genau in das Schwert des toten Captains. Ich fluchte als das Schwert die Haut an meinem Bein aufschnitt. Zischend riss ich mich von William los und lief leicht humpelnd weiter.
Ich lief rüber zu James. Rücken an Rücken bekämpften wir die auf uns zukommenden Gegner."Das war der letzte!" Rief Sam übers Deck. Ich ließ schwer atmend meinen Säbel nach unten gleiten.
"Wir haben es geschafft?" Fragte ich außer Atem. Einige Männer drehten sich verblüfft zu mir um. Sie hatten anscheinend nicht mitbekommen, dass ich ihnen beigestanden hatte. Wie auch. Sie waren auf den Kampf fokussiert.
Das Adrenalin verließ langsam meinen Körper. Ich spürte den stechenden Schmerz in meinem Bein nun stärker. Schnell setzte ich mich auf den Boden und sah zu der Wunde. Noch immer sickerte Blut daraus.
Ich hörte schnelle Schritte welche näher kamen."Alles in Ordnung?" Fragten Henry und William drauf los.
"Es würde mir besser gehen, wenn ich nicht von unserem Captain in ein Schwert geschubst worden wäre." Brummte ich und sah zu William.
Dieser schnaubte auf. Sein weißes Hemd war durchtränkt von Blut. An manchen Stellen war es aufgerissen und Blut schimmerte auf seiner Haut.
"Ich hätte dich auch sterben lassen können." Knurrte er und ging zu den anderen Kameraden.
"Tut mir leid das ich dich angeschnauzt habe. Ich hatte nur Angst das dir etwas passiert." Meinte Henry. Ich lächelte ihn leicht an und nickte.
Er küsste kurz meine Stirn bevor er sich zu den anderen gesellte.Während William eine Ansprache hielt, lehnte ich meinen Rücken gegen die Reling. Ich war ausgelaugt.
Die Crewmitglieder teilten sich auf. Eine Hälfte schaffte die Leichen weg. Die andere Hälfte plündern das gegnerische Schiff.
Es dauerte eine Weile, bis sich ein wenig Kraft zurück in meinen Körper gekämpft hatte. Ich stemmte meine Hände auf den Boden und stand langsam auf. Als mein Bein den Boden berührte und ich es belastete, durchfuhr mich ein stechender Schmerz. Ich zischte schmerzerfüllt auf und fiel auf den Boden.Tränen brannten in meinen Augen. Ich hatte noch nie in meinem Leben solche Schmerzen.
Ich atmete tief ein und aus und versuchte nochmal aufzustehen. Vergebens.
Jemand nahm mich auf den Arm. Überrascht sah ich in die ozeanblauen Augen von William. Ohne etwas zu sagen, ging er mit mir unter Deck.
In seiner Kajüte angekommen, setzte er mich auf seinem Schreibtisch ab.
Für einige Minuten verschwand William. Dann kam er mit verschiedenen Utensilien wieder.Er kniete sich stumm vor mir hin und schob meine Hose nach oben.
Ausgerechnet heute, musste ich flache Schuhe anhaben und nicht meine Stiefel.
William säuberte mit einem wassergetränkten Tuch die Wunde.
Ich presste meine Lippen aufeinander. Tränen traten aus meine Augen. Schnell wischte ich sie weg. Ich wollte keine Schwäche zeigen. Vorallem nicht vor William.
Als er nochmals mit einem alkoholgetränkten Tuch über die Wunde ging, wimmerte ich schmerzvoll auf.
Williams Blick suchte direkt meinen.
Er sah mich schuldig und mitfühlend an.
William verband mein Bein und stellte sich wieder hin. Er stand dicht vor mir.
"Es tut mir leid." Flüsterte William.
"Aber warum hast du nicht auf Henry gehört?"
Ich hielt meinen Blick auf meine Hände gerichtet.
"Ich wollte mich nicht verstecken. Immerhin bin ich doch Teil der Mannschaft." Antwortete ich leise.
William seufzte leise und umarmte mich. Überrascht blickte ich auf. Nur um in sein schmerzverzerrtes Gesicht zu sehen.

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The Pirates
Historical FictionWir schreiben das Jahr 1690 Die Piraterie ist auf Hochtouren Ein armer Mann, verkauft seine einzige Tochter an Piraten Ihr ist bewusst, dass ihr schlimmes bevor steht Eine junge Frau, alleine auf einem Piratenschiff Doch das Schicksal schlägt kur...