Part 21

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Ich betrat das Deck und sah mich um. Henry stand neben Sam am Steuerrad.
Er winkte mich zu sich, als er mich sah. Langsam erklomm ich die Stufen. Mein Bruder kam auf mich zu.

"Was ist mit William los?" Wollte er direkt wissen.
"Der Baron hatte einen Brief von seinem Vater für ihn. Es muss wohl etwas sehr wichtiges und bedeutsames drinne stehen. William wollte das er ihn verbrennt. Der Baron gab ihn mir und ich hatte ihn angenommen. William ist nicht nur zu John so, auch zu mir." Erklärte ich leise.

Ich wusste wie nah Henry und William sich standen. Einem anderen Crewmitglied hätte ich es nicht anvertraut.
Henrys Augen verzogen sich zu Schlitzen.
"Hast du gerade gesagt er würde dich genau so behandeln?" Wollte Henry wissen. Ich nickte nur leicht.
"Seit ich den Brief genommen habe." Flüsterte ich leise.

Ich spürte die aufkommenden Tränen in meinen Augen. Verzweifelt versuchte ich gegen sie anzukämpfen.
Henry spannte sich an. Seine Brust hob und senkte sich schneller.
"Ich bin gleich wieder da." Brummte Henry und sprang die halbe Treppe hinunter. Für einen von beiden würde es gleich nicht gut enden.

William

Ich starrte mit festem Blick auf den Schreibtisch. Eher gesagt auf den Ehering meiner Frau.
Wir waren gerade mal einen verdammten Tag verheiratet und das ganze lief aus dem Ruder.
Die Tür der Kajüte wurde aufgestoßen. Ein wütender Henry betrat den Raum.
Sie hatte es ihm erzählt. Natürlich.

"Was zur Hölle soll das?!" Brüllte er mich an.
Langsam stand ich von meinem Stuhl auf. Henry behielt ich die ganze Zeit im Auge.
"Was willst du von mir Henry?" Zischte ich.

"Was ich will?! Du hast mir etwas versprochen William. Du meintest, du wärst meiner Schwester ein guter Ehemann und würdest sie mit Anstand und Respekt behandeln!
Wo ist dieser William hin?! Myra stand eben mit Tränen in den Augen vor mir! Dein Verhalten ihr gegenüber hat sie verletzt verdammt! Und das alles wegen einem blöden Brief?!" In Henrys Augen tobten alle möglichen Emotionen.

"Sie hätte den Brief einfach nicht annehmen sollen! Sie weiß ganz genau wie sehr ich meinen Vater hasse!" Erwiderte ich und ging auf ihn zu.
"Schonmal daran gedacht, dass sie es dir zu Liebe gemacht hat?! Hast du nur im geringsten daran gedacht, dass Myra es nicht getan hat um dich zu verletzen?" Ich schüttelte nur leicht meinen Kopf.

"Wer sagt denn, dass sie es nicht getan hat um mich zu verletzen? Aus Rache weil sie mich heiraten musste?"
Der Gedanke erschreckte mich zutiefst.
Henry stieß einen Schrei aus.
"Sie ist meine verdammte Schwester William! Glaube mir, ich kenne sie gut genug! Sie würde nie etwas tun um dir zu schaden. Hast du denn nie gesehen wie sich dich immer angesehen hat? Wie sie dich im Kampf beschützt hat? Ich weiß, dass dir meine Schwester nicht scheiß egal ist. Und du bist es ihr auch nicht." Erklärte mir mein Co Captain.

"Sie hat mir ihren Ehering zugeworfen." Murmelte ich und deutete auf den Schreibtisch.
"Du hast sie verletzt Will. Ihr seit einen Tag verheiratet." Mitfühlend sah Henry mich an. Ich nickte nur leicht und fuhr durch meine Haare.

Gerade als ich etwas erwidern wollte. Hörte ich John mehrmals nach mir rufen. Er polterte durch den Gang und kam schwer atmend an meiner Kajüte zum stehen.
"Myra." Brachte er schnaufend heraus.
Dies versetzte mich direkt in Alarmbereitschaft.
"Was ist mit ihr?" Verlangten Henry und ich zu wissen.

"Sie ist zusammen gebrochen."
Sofort zwängte ich mich an John vorbei, lief durch den Flur und stolperte aufs Deck. Ich sah mich sofort nach meiner Frau um.
"Sie ist hier Captain!" Rief James.

Ich lief die Treppe zum Steuerrad hinauf.
Als ich dieses Bild vor mir sah, spürte ich ein stechen in meiner Brust.
Myra lag bewusstlos auf dem Boden.
Ihre Brust hob und senkte sich schwach. Ihr Gesicht war blass.
Sofort kniete ich mich neben ihr hin. Ich strich vorsichtig ihre Haare aus dem Gesicht als mir etwas entscheidendes auffiel.

"Sie glüht. Hol sofort Jenkins." Wies ich James an. Dieser nickte und war in der selben Sekunde verschwunden.
Wir waren mittlerweile wieder auf dem verdammten Ozean. Jenkins war gerade ihre einzige Hilfe.
Ich setzte mich neben ihr hin und legte ihren Kopf auf meine Beine.
Besorgt sah ich auf Myra hinunter.
Sanft schüttelte ich sie an den Schultern und sagte mehrmals ihren Namen.
James kam wenige Minuten später mit Jenkins zurück.

"Bitte hilf ihr." Flehte ich den Arzt vor mir an. Dieser nickte und kniete sich neben uns hin.
"Wie lange ist sie schon bewusstlos?" Wollte Jenkins wissen.
Ich wusste es nicht.
"Seit genau neun Minuten." Meldete sich Sam zu Wort. Wenigstens einer der es wusste. Ich war ihm dankbar für seine Antwort.
"Lass sie uns in eine Kajüte bringen. Da kann ich sie besser untersuchen."

Ich stand sofort auf, hob Myra auf und brachte sie zügig in meine Kajüte.
Henry befand sich noch immer dort und starrte geschockt auf seine Schwester.
Nachdem ich meine Frau auf dem Bett abgelegt hatte, begann Jenkins mit seiner Untersuchung.
"Sie hat sehr hohes Fieber." Murmelte er nachdenklich.

"Hatte sie mit einer Erkältung oder ähnlichen in den letzten Tagen zu kämpfen?" Wollte Jenk wissen.
"Nein hatte sie ni-." Fing Henry an.

"Ihre Verletzung am Bein. Myra meinte es wurde wieder schlimmer mit den Schmerzen." Unterbrach ich meinen Co Captain.
Ich zog Myra vorsichtig ihren Stiefel aus. Sie stöhnte dabei schmerzerfüllt auf. Noch immer war sie nicht zu Bewusstsein gekommen.

Vorsichtig schob ich ihre Hose bis zum Knie hinauf. Seit unserer Hochzeit hatte Myra einen Verband um der Wunde. Diesen wickelte ich zügig aber dennoch vorsichtig ab. Ich sog scharf die Luft ein als ich die entzündete und mittlerweile eitrige Wunde sah.
Warum ist es mir nicht aufgefallen verdammt?!

Ich schritt zur Seite und ließ Jenkins einen Blick drauf werfen.
"Verdammt." Flüsterte er leise.
Aus seiner Tasche holte Jenkins mehrere Tücher und Tinkturen.
"Jenkins sprich mit uns." Verlangte Henry.
"Ihre Wunde sieht schlecht aus. Dies ist der Grund für das Fieber und ihren schlechten Gesundheitszustand." Erklärte der Arzt uns.
"Bitte sag mir das du ihr helfen kannst." Flüsterte ich hilflos.
"Ich werde mein bestes geben." Erwiderte dieser.

Jenkins begann den Eiter aus der Wunde zu entfernen. Immer wieder stieß Myra ein schmerzerfülltes Stöhnen aus. Ich setzte mich neben sie und nahm ihre Hand in meine.
Es war alles meine Schuld.

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