Part 31

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Myra

John meinte es würde ihm nicht so gut gehen, weshalb ich ihm zu seinem Zimmer brachte. Er hatte übermäßig viel getrunken. Das kannte ich nicht von ihm. John schwankte von einer Seite zur anderen. Ich stützte ihn damit er nicht hinfiel oder gegen irgendetwas lief.

"Du solltest beim nächsten Mal nicht ganz so viel trinken." Mahnte ich.
John lachte nur und lallte etwas unverständliches. Ich öffnete die Tür zu seinem Zimmer als wir an unserem Ziel ankamen.

Plötzlich drehte John mich um, drückte mich gegen die Wand und presste seinen Körper an meinen.
Ich keuchte erschrocken auf und sah ihn mit großen Augen an. Sofort versuchte ich ihn von mir wegzudrücken.
John grinste auf mich herab. Mit einer Hand strich er mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht.

"John, lass mich sofort los." Meinte ich ernst. Ich fühlte mich unwohl.
"Du bist sehr hübsch Myra." Lallte John. Im nächsten Moment lagen auch schon seine Lippen auf meinen. Ich versuchte mein Gesicht weg zu drehen aber er hielt es fest. Ich schrie gegen seine Lippen und trommelte mit meinen Fäusten auf seine Brust. Tränen der Verzweiflung lösten sich aus meinen Augen.

Plötzlich wurde er ruckartig von mir weggezogen. Erleichtert atmete ich aus. John lag auf dem Boden, über ihm ragte William auf welcher mich mit einem undeutbaren Blick ansah.
"Ich wollte das nicht. Er hat das gegen meinen Willen gemacht." Flüsterte ich mit brüchiger Stimme.

"Geh. Ich kläre das." Knurrte William. Im nächsten Moment schlug er John ins Gesicht. Ich schluchzte leise auf und entfernte mich zittrig von den Männern.

Würde William mir glauben? Ich könnte mir nie verzeihen wenn er mir nicht mehr vertrauen würde. Hätte ich gewusst, was John vorhatte, wäre ich doch nie mit ihm gegangen. Ich hatte Angst den Mann zu verlieren, den ich über alles liebte.
Ich ging in unser Schlafzimmer und ließ mich weinend auf das Bett fallen.

*

Ich muss am gestrigen Abend trotz der Geschehnisse schnell eingeschlafen sein. Dementsprechend hatte ich keine Möglichkeit mit William zu sprechen.
Ich wusste nicht einmal ob er überhaupt neben mir geschlafen hatte.
Die Bettseite war kalt als ich aufwachte.
Nachdem ich mich frisch gemacht hatte, verließ ich das Schlafzimmer.
Ich musste William finden und mit ihm sprechen.

Es dauerte nicht lange bis mir John über den Weg lief. Er hatte ein blaues Auge und mehrere offene Wunden im Gesicht.
"Myra." Meinte er. Ich wich sofort von ihm zurück.
"Nein. Du hast genug angerichtet. Ich dachte wir wären Freunde!" Sagte ich aufgebracht und entfernte mich von ihm.

"Er ist in seinem Büro." Sagte Henry als ich auf ihn zuging.
"Du weißt es?" Fragte ich vorsichtig.
Henry nickte und nahm mich in den Arm.
"Hätte ich die Zwei gestern Abend nicht getrennt, wäre John womöglich nicht mehr am Leben." Murmelte Henry und küsste meine Stirn.
"Ich habe Angst das er mich jetzt hasst." Flüsterte ich leise und sah zu meinem Bruder rauf.

"Will liebt dich Schwesterchen. Geh und sprich mit ihm." Sagte er und lächelte leicht. Ich nickte und löste mich langsam von ihm.

Ich ging zum Büro und wurde mit jedem Schritt nervöser und ängstlicher.
Ich klopfte an die Tür. Ein tiefes Brummen von der anderen Seite ließ mich leicht zusammen zucken.
Ich atmete nochmal tief durch bevor meine Hand den Knauf der Tür bewegte und ich in den Raum trat.
William sah auf und musterte mich.
Er hatte den selben undeutbaren Blick aufgesetzt wie gestern.

"Können wir reden?" Fragte ich vorsichtig. Will nickte nur und deutete auf den Stuhl vor seinem Schreibtisch.
Ich blieb neben dem Stuhl stehen. Nervös spielte ich dabei mit meinen Händen.
"Es tut mir so leid. John meinte gestern es ginge ihm nicht gut. Ich wollte ihm nur einen Gefallen tun indem ich ihm zu seinem Zimmer brachte. Hätte ich gewusst was er vorhat, wäre ich nie mit ihm gegangen. Ich wollte das nicht. Ich habe mich gewehrt aber er war zu stark." Versuchte ich es zu erklären. Wieder stiegen die Tränen in meine Augen.

"Ich wollte dich nicht verletzen. Ich habe Angst das du mich deswegen jetzt hasst oder du mir nichtmehr vertraust. Ich würde dir soetwas nie antun."
Die Tränen flossen unaufhörlich.
William stand auf und ging um seinen Schreibtisch. Ich sah auf meine Hände.
"Komm her." Flüsterte William.

Langsam ging ich zu ihm. Er zog mich nah an seine Brust. Ich atmete seinen betörenden Geruch ein und beruhigte mich ein wenig. Unbewusst schmiegte ich mich in seine Umarmung. Mit meinen Händen klammerte ich mich leicht an sein Hemd.

"Hör auf dir die Schuld zu geben.
Ich weiß das du nichts dafür kannst. Natürlich war ich gestern Abend wütend aber das bezog sich auf John. Ich liebe dich Myra. Ich würde dich nie hassen. Und natürlich vertraue ich dir. Ich würde dir mein Leben anvertrauen." Sprach William und wischte dabei sanft meine Tränen weg.
"Du bist mir also nicht böse?" Schniefte ich leise und sah zum ersten Mal wieder in seine Augen.

"Ich bin John böse. Nicht dir. Er weiß auch ganz genau das er mir nicht mehr unter die Augen treten braucht." Erklärte mein Ehemann.
Ich nickte leicht und Erleichterung machte sich in mir breit.
"Ich liebe dich Will." Flüsterte ich.
Will schenkte mir ein Lächeln und küsste mich sanft.
"Und ich liebe dich My." Flüsterte er danach. Ich genoss seine Streicheleinheit auf meinem Rücken. Alleine Wills Anwesenheit beruhigte mich zutiefst.

"Hattest du neben mir geschlafen?" Fragte ich. William runzelte verwirrt die Stirn.
"Wo soll ich denn sonst schlafen?" Stellte er die Gegenfrage.
"Ich hatte Angst das du nicht mehr neben mir schlafen möchtest. Ich wollte dir gestern Abend schon alles erklären aber ich bin leider zu schnell eingeschlafen."
William küsste meine Stirn und zog mich noch ein Stück näher an sich.

"Für den Rest meines Lebens werde ich an deiner Seite schlafen. Für unser beider Schlaf wäre es letzte Nacht sicherlich von Vorteil gewesen wenn wir es davor geklärt hätten. Du schliefst sehr unruhig und schienst immer wieder einen Albtraum zu haben."
"Nach den Geschehnissen von gestern wundert es mich nicht." Murmelte ich und lehnte meinen Kopf an Williams Brust.
"Ab dem morgigen Tag haben wir unsere Ruhe." Flüsterte William.

Ich seufzte erleichtert und nickte.
Einige der Crew, vorallem meinen Bruder, würde ich definitiv vermissen. Bei einem anderen werde ich froh sein, ihn so schnell nicht wieder zu sehen.

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