Zwei Stunden bevor das Schiff ablegte, standen William und ich auf. Wir zogen unsere Kleidung an, verstauten unsere Habseligkeiten und ließen diese von einem Lakaien zur Kutsche tragen.
Meine Wunde schmerzte wieder mehr. Bei jedem Schritt erschütterte ein stechender Schmerz meinen Körper.
Unbewusst fing ich wieder an zu humpeln.William, welcher neben mir lief, schien es bemerkt zu haben. Bevor wir an der Treppe ankamen, hielt er mich sanft am Arm fest und drehte mich zu sich.
"Ist alles in Ordnung? Du humpelst wieder." Fragte William und musterte meinen Körper."Habe ich dir doch weh getan?" Fügte er leise hinzu.
Ich schüttelte leicht lächelnd meinen Kopf. In der Hoffnung, dass es ihn beruhigen würde.
"Meine Verletzung am Bein schmerzt nur wieder mehr." Erklärte ich.
In Williams Augen flackerte für kurze Zeit eine Emotion, welche ich nicht genauer benennen konnte.
"Also doch wegen mir." Murmelte Will leise zu sich selbst.
Ich nahm seine Hand in meine und drückte sie sanft."Hör auf dir Vorwürfe zu machen. Es war ein Unfall." Antwortete ich.
William nickte nur leicht. Er ließ meine Hand und meinen Arm los. Gerade wollte ich mich zur Treppe drehen, als ich mich in seinen Armen wiederfand.
"Ich kann laufen." Meinte ich leicht lächelnd. Meine Arme legte ich in seinen Nacken.
"Und ich kann dich tragen." Erwiderte Will schlicht.Innerlich seufzte ich, sagte aber nichts weiter. Es würde eh nichts bringen. William war ein Sturkopf. Genau wie ich.
Am Ende der Treppe wartete der Baron persönlich auf uns.
"Du trägst deine Frau wortwörtlich auf Händen." Ein erzwungenes Lächeln erschien auf seinem Gesicht.
"Das hat sie auch verdient." Erklärte William.Ich hatte die Hoffnung herunter gelassen zu werden. Damit lag ich aber falsch.
"Es war uns eine Ehre die Hochzeit hier feiern zu dürfen. Danke für alles." Bedankte sich William lächelnd bei seinem alten Freund. Der Baron klopfte ihm lächelnd auf die Schulter.
"Es war mir eine Ehre."Ich lächelte den Mann vor mir dankend an. William setzte sich mit mir, nach einer kurzen Verabschiedung, in Bewegung.
"Ach Junge. Ein Brief von deinem Vater kam hier an. Er ist an dich adressiert." Rief uns der Baron hinterher.
William blieb abrupt stehen. Ich spürte wie sich jede Faser seines Körpers anspannte. Sein Gesicht war hart und kalt."Verbrenn ihn." Knurrte William.
Der Baron erreichte uns und hielt mir den Brief hin.
"Myra." Es war eine Warnung."Auch ich habe einen bekommen. Es wäre dieses eine Mal wirklich wichtig." Fügte der Baron hinzu.
"Dann sag mir einfach was in deinem stand." Williams Stimme war tief und dunkel. Zum Glück trat dieser Will nicht oft zum Vorschein.
Der Baron seufzte und legte mir den Brief in den Schoß. Schnell schnappte ich ihn mir."Vielleicht bringst du ihn zur Vernunft. Es ist wirklich wichtig und von Bedeutung für William." Erklärte der Baron mir.
"Ich werde es versuchen." Versprach ich. William ging mit mir zur Kutsche. Er ließ mich herunter damit ich einsteigen konnte. Den Brief steckte ich schnell in meine kleine Tasche, welche sich an meinem Gürtel befand.William starrte die ganze Fahrt über aus dem Fenster. Noch immer war er angespannt. Ich wusste nicht, ob ich das Thema nochmals ansprechen sollte. Mein Bauchgefühl sagte mir, es wäre eine schlechte Idee.
Der Baron hatte mich selbst neugierig auf diesen Brief gemacht. Was würde wohl so wichtiges darin stehen?
Für William war seine Schwester damals am wichtigsten. Aber sie wurde nie wieder lebend gesehen.
Vielleicht war aber auch sein Vater krank? Schwer krank?
Dennoch wusste der Baron, dass Will seinen Vater abgrundtief hasste.Ich wurde aus meinen Gedanken gerissen als wir an den Docks ankamen. Wir stiegen aus der Kutsche. William nahm den Lakaien die Kiste mit unseren Sachen ab und ging schnellen Schrittes zum Schiff.
Er schien verärgert und wütend zu sein. Vermutlich weil ich den Brief angenommen hatte.Ich stieß einen tiefen Seufzer aus bevor ich ihm zum Schiff folgte. Langsam und humpelnd.
Gerade als ich die Planke hinauf humpeln wollte, riss mich jemand vom Fußboden hoch. William.
John grinste uns frech an als wir an Board waren."Na, war der Cap etwas zu hart zu dir?"
Oh oh. William war so schon immer eifersüchtig auf ihn.
Will stellte mich zügig hin, verringerte den Abstand zu John und zog ihn grob am Kragen zu sich.
"Denk dran mit wem du hier redest." Knurrte William und funkelte John wütend an.
"Man ist ja gut. Hör endlich auf eifersüchtig zu sein. Hast sie doch jetzt für dich." John sah seinen Captain genervt an. Dabei versuchte er sein Hemd aus Williams Faust zu lösen."Wie wäre es, wenn du endlich mal deine Schnauze hältst?!"
John sah William mit großen Augen an. Er hatte noch nie so mit seinen Männern gesprochen.
Ich gab William einen Klaps an den Hinterkopf. Brummend drehte er seinen Kopf zu mir."Es reicht! Lass deine schlechte Laune nicht an unschuldigen aus! Weder die Männer, der Baron, noch ich können irgendwas dafür!" Fuhr ich meinen Ehemann an. William ließ John los und ging wütend unter Deck.
"Ist ihm eine Laus über die Leber gelaufen?" Wollte John vorsichtig von mir wissen.
"Es hat mit seiner Vergangenheit zu tun." Mehr wollte ich nicht verraten.
John nickte leicht und ging wieder an die Arbeit.Humpelnd folgte ich William.
Ich fand ihn in seiner Kajüte wieder.
"Ich hoffe, du untergräbst nie wieder meine Autorität vor meiner Crew. Auf diesem Schiff ist es egal ob du meine Frau bist oder nicht. Ich bin der Captain, ich habe das sagen. Es geht dich einen scheiß an, wie ich mit meinen Leuten umspringe." Zischte er mich gleich an.Geschockt sah ich zu ihm.
Wie bitte? Hatte er das gerade wirklich gesagt?
Wo war der liebevolle, nette und fürsorgliche William hin.
Ich straffte meine Schultern.
"Wenn dir das alles egal ist, dann ist dir das sicherlich auch egal." Zischte ich wütend aber auch verletzt.Ich zog meinen Ehering ab und schleuderte diesen auf William.
Nun war er derjenige, welcher mich geschockt ansah.
"Ich bin immerhin nur ein Crewmitglied." Mit diesen Worten drehte ich mich um und verschwand aus der Kajüte.
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The Pirates
Ficción históricaWir schreiben das Jahr 1690 Die Piraterie ist auf Hochtouren Ein armer Mann, verkauft seine einzige Tochter an Piraten Ihr ist bewusst, dass ihr schlimmes bevor steht Eine junge Frau, alleine auf einem Piratenschiff Doch das Schicksal schlägt kur...