⁰⁰² 𝐨𝐜𝐞𝐚𝐧 𝐛𝐥𝐮𝐞 𝐞𝐲𝐞𝐬

204 13 0
                                    

Die meisten menschen betreten Krankenhäuser mit einer gewissen Scheu, einem Mix aus Neugier und Mitgefühl

Hoppla! Dieses Bild entspricht nicht unseren inhaltlichen Richtlinien. Um mit dem Veröffentlichen fortfahren zu können, entferne es bitte oder lade ein anderes Bild hoch.



Die meisten menschen betreten Krankenhäuser mit einer gewissen Scheu, einem Mix aus Neugier und Mitgefühl.

Sie schauen sich um, beobachten mit gerunzelten Stirnen die Patienten in ihren Betten, versuchen sich vorzustellen, was diese Menschen durchmachen, und sind oft dankbar, nicht in deren Lage zu sein.

Das Klicken von Infusionspumpen, das Piepsen von Monitoren, das gedämpfte Stimmengewirr – für viele ist das ein fremdes und leicht beängstigendes Umfeld.

Für mich jedoch war es ein vertrautes Szenario.

Als Tochter eines Neuro-Chirurgen und einer Fetal- & Neugeborenen-Chirurgin, war das Krankenhausumfeld mein zweites Zuhause.

Es waren die Flure, in denen ich als Kind herumgelaufen war, während ich auf meine Eltern wartete, die gerade ihre komplizierten Operationen durchführten.

Es waren die Räume, in denen ich Hausaufgaben machte oder mit dem Personal scherzte, das mich seit meiner Kindheit kannte.

So kam es, dass ich, als ich das Krankenhaus betrat, schon eine gewisse Abgestumpftheit gegenüber der ganzen Situation fühlte.

Wo andere sich vielleicht fragend oder gar ängstlich umgesehen hätten, schenkte ich den Patienten und ihrer Umgebung kaum Beachtung.

"Du bleibst hier, wartest auf mich und du wirst dich nicht von der Stelle rühren, hast du mich verstanden?", sagte meine Mutter mit einer Intensität in ihrer Stimme, die keine Widerrede duldete.

Es war fast so, als wäre ich in einer Zeitmaschine gelandet und plötzlich wieder ein fünfjähriges Mädchen, das im Einkaufszentrum mit weit aufgerissenen Augen die vielen bunten Schaufenster betrachtete.

Ich konnte den mütterlichen Ernst in ihrer Miene nicht übersehen, auch wenn ein Teil von mir innerlich die Augen rollte.

Zu ihrer Verteidigung muss ich sagen, dass ich als Kind eine Art Talent dafür hatte, mich in den unpassendsten Momenten davonzumachen und Abenteuer in den Weiten des Einkaufszentrums zu suchen.

Ich konnte stundenlang in Buchläden schmökern oder die Spielzeugabteilung erkunden, bis mich die besorgten Rufe meiner Mutter wieder in die Realität zurückholten.

"Ja, ja," murmelte ich und zog mein Handy heraus. Ein kurzer Moment der Ablenkung in Form von Angry Birds schien genau das zu sein, was ich brauchte.

Die bunten Vögel, die mit einer verärgerten Bestimmtheit über den Bildschirm flogen, schienen das perfekte Ventil für die Gefühle zu sein, die ich gerade empfand. Eine willkommene Abwechslung inmitten all der Unsicherheit und Unwissenheit.

Ich war so in mein Spiel vertieft, dass ich Moms Schritte nicht hörte, als sie zurückkehrte.

"Wir werden hier warten," sagte sie nervös, ihre Worte schienen weit weg zu sein. Dann, so leise, dass ich es beinahe überhörte murmelte sie: "Er sollte jede Minute hier aufkreuzen."

Ich lachte, ohne von meinem Handy aufzusehen und katapultierte den nächsten schimpfenden Vogel auf meinem Display gegen die Festung der grünen, hämisch grinsenden Schweine.

"Glaubst du wirklich, Richard ist in der Verfassung, uns persönlich abzuholen?"

Dann, aus dem blauen Dunst, dieser Klang, dieser Klang, den man niemals vergessen kann, dieser Klang, der gleichzeitig Heimat und Verlust bedeutet.

Eine männliche Stimme, die ich seit Monaten nicht mehr gehört hatte.

Ich ließ mein Handy sinken und schaute auf.

Dort stand er, mit dem Mantel, der ihn auch damals in der regnerischen Nacht gewärmt hatte, als ich ihn das letzte mal sah, und seinen blauen Augen, die mir immer das Gefühl gegeben hatten, zuhause zu sein.

Es war Derek, mein Vater.





Es war Derek, mein Vater

Hoppla! Dieses Bild entspricht nicht unseren inhaltlichen Richtlinien. Um mit dem Veröffentlichen fortfahren zu können, entferne es bitte oder lade ein anderes Bild hoch.
𝐒𝐭𝐚𝐫𝐠𝐢𝐫𝐥  |  ᵍʳᵉʸˢ ᵃⁿᵃᵗᵒᵐʸWo Geschichten leben. Entdecke jetzt