{57} Rune

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Ich saß wieder auf dem Sofa. Gemütlich in die Kissen gelehnt sah ich auf die leeren Teller und das Feuer im Kamin. Die Arme über der Lehne hob ich eine Hand und zog an dem Joint, den ich mir eben noch gedreht hatte. Das Papier knisterte und der Rauch roch und schmeckte süßlich. Ich lehnte das Gesicht hinauf und atmete aus, um Kiana, deren Kopf auf meinem Schoß lag den Rauch nicht ins Gesicht zu blasen.

Die Hand mit der Tüte senkte sich und ich legte sie auf ihren Bauch. Mein Daumen strich kleine Kreise auf ihrer Haut.

Wir hatten hart auf dm Küchenboden gefickt. Dann hatten wir gegessen, dann geduscht nur um danach wieder in wilder Vögelei zu enden.

Nun saßen wir hier, ich nur in Shorts und sie nur im Tanga, den Kopf auf meinem Bein.

Ich sah sie an und genoss den Moment. Augenblicke wie diese, ruhig und vollkommen abseits von dem, was mein Leben dominierte, waren selten.

Selten und wertvoll.

Und ich bemerkte, dass ihre Anwesenheit sie noch wertvoller machten.

Ich liebte den verdammten Kick meines Lebens. Liebte es, mächtig zu sein, ein Pate zu sein, und würde nichts ändern wollen. Doch jetzt gerade, war es ebenfalls perfekt und auch hieran wollte ich nichts mehr ändern.

Kiana hatte die Augen geschlossen und ihre Brust hob und senkte sich ruhig, obwohl ich wusste, dass sie nicht schlief. Ihre großen Brüste bewegten sich sanft und ich grinste beim Anblick der goldnen Ringe in ihren Nippeln. Nippel die noch immer gerötet waren von der harschen Behandlung meiner Lippen und Zähne.

Ich hob die Hand und nahm noch einen Zug, bevor sie wieder auf ihrem Bauch landete.
»Darf ich dich was fragen?«, setzte ich an.

»Klar.«

Ich ließ mir einen Moment Zeit, ehe ich anfing. »Wenn das mit uns anders wäre. Einfacher«, setzte ich an und sah ins Feuer. »Wenn ich ein normaler Kerl wäre und kein Mafiaboss, wie würde deine Traumhochzeit aussehen?« Ich verfolgte mit den Augen eine Flamme, die besonders wild auf dem Holz flackerte. »Wenn wir uns anders kennengelernt hätten, als in der Bar? Nicht nur ein schneller Fick mit einem Fremden, weil wir es beide nötig hatten? Was, wenn ich dir auf der Straße begegnet wäre?«, fragte ich und stellte mir in einem Anfall von peinlicher Rührseligkeit tatsächlich vor, was ich hier für einen Schwachsinn quatschte.

»Du wärst die Straße entlanggelaufen, auf dem Weg zur Arbeit, und hättest nicht aufgepasst. Den Kopf in Gedanken hättest du mich nicht gesehen und wärst in mich gerannt. Deine Tasche wäre auf den Boden gefallen und ich hätte sie dir aufgehoben. Blicke hätten sich getroffen und ich hätte dich begleitet, weil ich noch etwas Zeit zu meinem langweiligen Normalo-Job im Büro hätte. Am Café hätten wir uns dann verabschiedet. Aber«, mein Daumen strich wieder kleine Kreise auf ihren Bauch. »Du wärst mir einfach nicht mehr aus dem Kopf gegangen. Dieses tollpatschige Mädchen mit dem schönen Lächeln und den blauen Augen.« Ich grinste. »Ich hätte dich vielleicht beobachtet. Aber nicht wie ein Stalker, sondern um meinen Mut zu finden, dich nach einem Date zu fragen. Und wenn ich es endlich geschafft, und du ›Ja‹ gesagt hättest, hätte ich dich in ein mittelmäßig bis schlechtes Restaurant ausgeführt – weil Bürojob, du verstehst. Wir hätten einen schönen Abend gehabt und wären dann unserer Wege gegangen. Mit der Nummer des anderen im Handy gespeichert«, erfand ich den Quatsch weiter.

»Wir hätten getextet, telefoniert und uns wieder und wieder getroffen. Kino, Spaziergänge, Zoobesuche, Cafés und so weiter uns so fort. Über Tage, Wochen hinweg. Dann ein romantischer erster Kuss und die erste Nacht. Wir hätten uns langsam kennengelernt und verliebt. Ohne meine Geheimnisse, ohne mein Leben, so wie es jetzt ist. Nach zwei Jahren, hätte ich dich in der Uni überrascht und dich endlich gefragt, ob du mich heiraten willst. Vor Hunderten von Leuten, mit einem Strauß Rosen, einem Schlecht sitzenden Anzug und einem fake Diamant-Ring, den ich mit meinem mickrigen Gehalt gerade so erspart hatte, und der kaum mehr wert wäre als ein Kaugummiring. Aber ... du hättest ›Ja‹ gesagt. Natürlich hättest du das.« Ich schmunzelte.

You Belong To Me Angel {Mafia Story}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt