Tag 03

148 14 4
                                    

"YOONGI! ES IST FÜNF UHR MORGENS!", schallte Hoseoks Stimme durch die Dunkelheit des Wohnzimmers. Einige Sekunden später traf mich ein Kissen.

Ich stöhnte und drehte mich im Halbschlaf um, um dem Kissen auszuweichen, das wie eine Bombe auf mich zuflog. "Was zum Teufel, Hoseok?!", brummte ich und rieb mir den Schlaf aus den Augen.

"Du und deine verfluchten Schnarchgeräusche haben mich geweckt! Ich kann nicht mehr schlafen!", erklärte er und warf mir einen bösen Blick zu.

"Ich schnarche nicht!", verteidigte ich mich, obwohl ich wusste, dass es gelogen war. Aber es war immerhin besser, als zuzugeben, dass er recht hatte.

"Das tust du wohl! Und ich habe keine Lust, die nächsten Tage mit einem lauten Rasenmäher neben mir zu schlafen!", protestierte er und hob das Kissen wieder auf, um es erneut auf mich zu schleudern.

Ich sprang schnell vom Sofa auf und wich seinem Angriff aus. "Okay, okay, ich versuche schon aufzuhören. Aber musstest du so gewalttätig sein?", fragte ich und rieb mir den schmerzenden Kopf.

"Das hast du davon, wenn du mich um fünf Uhr morgens weckst!", brummte er und kehrte zurück ins Bett.

Ich konnte sowieso nicht mehr einschlafen. Daher öffnete ich die Balkontür uns trat hinaus auf Hoseoks Balkon. Meine Füße verkrampften sich, als sie die Kälte des nassen Bodens unter sich spürten, und ich schauderte, während mir die Kälte ins Gesicht schlug. Dafür, dass es Anfang April war, war es noch ganz schön frisch draußen.

Ich lehnte mich gegen das Geländer und starrte in die Dunkelheit. Es war schon erstaunlich, wie schnell sich das Leben ändern konnte – von einem friedlichen Alleinsein zu einem 24/7-Krieg mit dem Kerl, den ich am meisten auf der Welt zu hassen schien.

Ein kalter Windstoß wehte mir ins Gesicht und ließ mich frösteln, aber ich genoss die angenehme Kälte, die Gänsehaut auf meinen Armen erschienen ließ.

Plötzlich öffnete sich die Balkontür und Hoseok kam herausgeschlichen, eingewickelt in eine Decke. "Was machst du hier draußen?", fragte er und zog die Decke enger um sich.

"Überlegen, ob ich wirklich sterbe, wenn ich mich vom Balkon stürze", murmelte ich. "Und du?"

Er schnaubte leise und setzte sich neben mich. "Nichts so Dramatisches. Wegen deinem verdammten Schnarchen kann ich nicht mehr schlafen, also dachte ich, ich komme nach draußen, um ein wenig frische Luft zu schnappen und um vielleicht zu beten, dass ich dich nicht umbringe."

Ich lachte leise. "Beten? Ich wusste gar nicht, dass du so religiös bist."

"Hey, in einer Situation wie dieser muss man sich an alles klammern, was einem Hoffnung gibt", erklärte er und ließ den Blick über die Szenerie schweifen. Ich folgte seinem Blick. Die Sonne erschien bereits und ihre ersten Strahlen trafen auf das Geländer des Balkons.

Aber dann brach Hoseok das Schweigen. "Hey, Yoongi?"

"Ja?"

"Denkst du, es wäre möglich, dass wir am Ende dieser 30 Tage tatsächlich Freunde werden könnten?"

Ich lachte laut auf. "Freunde? Mit dir? Das wäre ja fast so, als würden sich Hunde und Katzen vertragen."

Er grinste. "Nun, du weißt ja, was man sagt. Gegensätze ziehen sich an."

Ich ignorierte seine Antwort und betrachtete wieder den Himmel. "Naja, ich gehe wieder ins Bett. Vielleicht kriege ich noch ein paar Stunden Schlaf", sagte Hoseok und ich hörte, wie er sich erhob. "Wehe dein Schnarchen weckt mich wieder. Dann sorge ich eigenhändig dafür, dass du hier vom Balkon fliegst."

Ich nickte nur abwesend und fuhr mit meinem Finger über die Regentropfen, die sich auf dem Geländer gesammelt hatten. Als Hoseok die Balkontür hinter sich schloss, blieb ich allein zurück und beobachtete, wie die Sonne langsam höher stieg und die Dunkelheit des Morgens vertrieb.

Es war fast sieben Uhr, als ich mich vom Balkon trennte und zurück in Hoseoks Wohnung watschelte. Sofort empfing mich die angenehme Wärme seiner Fußbodenheizung, die meine eiskalten Füße aufwärmte. Ich seufzte glücklich und blieb einen Moment stehen, während meine Füße wieder zum Leben erwachten.

Als ich sie endlich wieder spüren konnte, schleifte ich mich zurück zum Sofa und ließ mich dort auf meine Bettdecke und mein Kissen fallen. Einige Sekunden später war ich auch schon wieder eingeschlafen.

"MIN FUCKING YOONGI! DAS KANN NICHT DEIN ERNST SEIN!" Erneut weckte mich Hoseoks Stimme, aber dieses Mal machte ich mir nicht die Mühe, meine Augen zu öffnen. Ich wusste auch so, dass sein Gesicht knallrot vor Wut war. "Wirst du wohl aufwachen?"

"Autsch", brummte ich, als mich ein Schuh am Kopf traf. Jetzt blinzelte ich doch. Wer weiß, wie viele Schuhe Hoseok noch zum Werfen auf Lager hatte.

"Na endlich. Würdest du mir mal bitte erklären, warum deine Fußspuren vom Balkon bis zum Sofa führen?", fragte er, während er mit dem Schuh in seiner Hand spielte.

Ich rieb mir verschlafen die Augen und sah zu ihm auf. "Oh, das..."

Hoseok schien sich alles zusammenreimen zu können und warf den Schuh nach mir, ehe er in der Küche verschwand, vermutlich, um sich einen Kaffee zu machen.

Ich seufzte und zwang mich, aufzustehen, obwohl ich eigentlich lieber weitergeschlafen hätte. Als ich aufstand, bemerkte ich, dass meine Füße immer noch nass waren, vom Spaziergang auf dem Balkon. Großartig.

Aus meiner Tasche schnappte ich mir ein T-Shirt, eine Jeans, frische Unterwäsche und Socken. Mit den Klamotten auf dem Arm verschwand ich ihm Badezimmer.

Da ich ehrlich gesagt seit drei Tagen nicht mehr duschen war, wurde es langsam Zeit, obwohl ich es genoss, Hoseok jedes Mal bei meinem Anblick die Nase rümpfen zu sehen. Ich zog das T-Shirt und die Shorts, in denen ich geschlafen hatte, aus und stieg unter die Dusche. Das warme Wasser tat gut und ich genoss es, den Stress der letzten Tage einfach von mir abzuspülen. Doch plötzlich hörte ich ein Klopfen an der Badezimmertür.

"Yoongi, bist du schon fertig? Ich muss dringend auf die Toilette", erklang Hoseoks Stimme von draußen.

"Ja, gleich!", rief ich zurück und versuchte, mich so schnell wie möglich einzuseifen.

"Dann beeil dich mal, ich kann nicht mehr lange warten", drängte er.

Ich spülte den Schaum von meinem Körper ab und drehte das Wasser ab. Schnell griff ich nach einem Handtuch und wickelte es um meine Hüften, bevor ich die Tür öffnete, um Hoseok hereinzulassen.

"Danke", murmelte er und huschte an mir vorbei ins Badezimmer.

"Ich muss mich noch anziehen, also bitte nicht hinschauen", sagte ich halb scherzhaft, halb ernst gemeint, während ich mich mich von ihm wegdrehte und das Handtuch fallen ließ.

Hoseok rollte mit den Augen. "Als ob ich das wollte."

Doch als ich gerade meine Unterwäsche anziehen wollte, bemerkte ich aus den Augenwinkeln, wie Hoseok einen schnellen Blick auf meinen nackten Körper warf. Ich drehte mich blitzschnell wieder weg und riss mir meine Boxershorts über die Hüften. Ich rollte mit den Augen und verschränkte die Arme vor der Brust, um meinen nackten Oberkörper zu verbergen. "Könntest du wenigstens ein Versprechen halten?"

Hoseok zuckte mit den Schultern, aber ein freches Grinsen spielte um seine Lippen. "Entschuldige, aber ich konnte nicht widerstehen. Du hast eben so eine atemberaubende Figur."

Ich spürte, wie mir die Röte ins Gesicht stieg. "Du bist so ein Idiot."

»𝟑𝟎 𝐓𝐚𝐠𝐞« ˢᵒᵖᵉ ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt