Tag 20

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Wir beschlossen, es uns auf der Couch gemütlich zu machen und einen Film anzusehen. Hoseok hatte eine ganze Sammlung von DVDs, also war die Auswahl riesig. Wir entschieden uns schließlich für einen Actionfilm, denn wir beide waren nicht unbedingt die Typen für Horrorfilme.

Wir kuschelten uns eng aneinander und ich konnte spüren, wie mein Herz schneller schlug, als Hoseok seinen Arm um mich legte. Die Wärme seines Körpers strahlte auf mich ab und ich lehnte mich zufrieden gegen ihn, meinen Kopf a seiner Schulter.

"Wie geht es dir eigentlich heute, Yoongi?", fragte Hoseok sanft, während der Film begann.

Ich seufzte glücklich und lächelte. "Besser als gestern, das ist sicher. Und das liegt nicht nur an den Schmerzmitteln, sondern vor allem an dir."

Hoseok lachte leise und drückte mich näher an sich. "Sowas faselst du nur, weil du wegen den Schmerzmitteln unter drohen stehst..." Er seufzte, bevor er fortfuhr. "Tut mir leid. Der Unfall war bestimmt meine Schuld. Du warst sicher sauer auf mich. Ich habe einfach überreagiert wegen des Tablets. Namjoon sind hier schon so oft Dinge kaputtgegangen und ich habe ihn noch nie so hart angeschrien wie dich."

"Ich weiß ehrlich gesagt nicht mehr, was der Auslöser für den Unfall war. Mein Gedächtnis ist am dem Tag, wo ich bei Jimin im Bett eingeschlafen bin, bis zum Zeitpunkt, in dem ich im Krankenhaus aufgewacht bin, leer", sagte ich leise.

Er löste sich sanft von unserer Umarmung und sah mir tief in die Augen. "Yoongi, es tut mir leid. Ich weiß, dass ich überreagiert habe wegen des Tablets. Aber du darfst dir keine Vorwürfe machen. Der Unfall war nicht deine Schuld. Es war ein Missgeschick, das passiert ist, und das Wichtigste ist, dass du jetzt in Ordnung bist."

Ich senkte meinen Blick, unfähig, Hoseok anzusehen, während ich die Schuldgefühle in mir aufsteigen fühlte. "Ich hätte vorsichtiger sein sollen. Vielleicht wäre der Unfall dann nicht passiert."

Hoseok legte sanft eine Hand unter mein Kinn und hob es an, sodass ich ihm wieder in die Augen sehen musste. "Yoongi, du darfst dich nicht für etwas verantwortlich machen, das außerhalb deiner Kontrolle lag. Du bist ein Mensch, kein Superheld. Und ich will nicht, dass du dich schlecht fühlst, besonders nicht wegen mir."

Ich schluckte schwer, als seine Worte langsam in mein Herz einsanken. Es tat gut, von ihm zu hören, dass er mich nicht verurteilte. "Es tut mir trotzdem leid, Hobi. Ich wollte nicht, dass du wegen mir so wütend wirst. Und ich verspreche dir, dass ich das Tablet ersetzen werde, sobald ich wieder arbeiten kann."

Hoseok lächelte sanft und drückte meine Hand. "Das Tablet ist nicht wichtig, Yoongi." Er strich mir eine Strähne aus meinem Gesicht. "Ich bin nur froh, dass du okay bist, Yoongi. Das ist alles, was zählt."

Daraufhin kuschelte ich mich an ihn und wir richteten unseren Blick wieder auf den Film. Allerdings spürte ich, dass Hoseok irgendetwas auf dem Gewissen lag. Sein Körper war angespannt und seine Hand, die durch meine Haare strich, zitterte.

"Was ist los?", fragte ich und legte mich so hin, dass mein Kopf in Hoseoks Schoß lag und ich nach oben in sein Gesicht schauen konnte.

Hoseok blickte zu mir hinab. "Diese Ausraster und die Verletzungen, die ich dir zugefügt habe, tun mir so leid, Yoongi. Ich- Es-"

Ich unterbrach ihn, indem ich einen Finger auf seine Lippen legte. "Shh. Es ist okay. Ich weiß, dass du Manie hast. Es kommt daher, oder?"

Hoseok nickte langsam, seine Augen füllten sich mit Tränen. "Ja, aber das ist keine Entschuldigung für mein Verhalten, Yoongi. Ich hätte besser damit umgehen sollen. Ich hätte besser sein sollen."

Ich lächelte sanft und strich mir meiner Hand über seine Wange. "Hobi, du musst nicht perfekt sein. Wir sind alle nur Menschen und machen Fehler. Das Wichtigste ist, dass wir daraus lernen und versuchen, es besser zu machen."

"Ich lerne aber nicht aus meinen Fehlern", seufzte er. "Ich war vor einem Jahr etwa ein halbes Jahr lang in der Psychiatrie deswegen..." Seine Stimme klang brüchig, als er fortfuhr. "Es war eine schwierige Zeit, Yoongi. Ich habe versucht, meine Manie unter Kontrolle zu bekommen, aber es war nicht einfach. Die Ärzte haben mir Medikamente verschrieben, aber ich habe sie nicht regelmäßig genommen."

Ich spürte, wie sich mein Herz zusammenzog, als ich hörte, wie sehr er gelitten hatte. "Warum nicht?", fragte ich leise, meine Stimme voller Sorge.

Hoseok seufzte und fuhr sich durch die Haare. "Die Nebenwirkungen waren schlimmer als die Manie selbst. Sie haben mich müde und benommen gemacht, und ich habe das Gefühl gehabt, dass sie meine Persönlichkeit verändert haben. Also habe ich sie abgesetzt."

Ich schluckte schwer, während ich seine Worte aufnahm. Es war schwer für mich zu verstehen, wie schwerwiegend die Auswirkungen seiner Manie waren, weil ich selbst keine Ahnung davon hatte. Bis jetzt war Hoseok für mich einfach ein sehr energiereicher Mensch mit leichten Agressionsproblemen gewesen.

"Yoongi?", riss Hoseok mich aus meinen Gedanken. Ich zuckte kurz erschrocken zusammen und sah ihn dann wieder an.

Hoseoks Augen fanden die meinen und in ihrem tiefen Braun spiegelte sich eine Mischung aus Freude und Verzweiflung wider. "Yoongi, ich weiß, dass ich viel Mist gebaut habe und dass es schwer für dich war, mit mir umzugehen. Aber ich möchte, dass du weißt, dass ich dich liebe. Ich liebe dich mehr, als ich je für möglich gehalten hätte."

Ein warmer Schauer lief über meinen Rücken, als ich seine Worte hörte. Ich spürte, wie mein Herz vor Freude schneller pochte, und meine Lippen formten automatisch ein sanftes Lächeln. "Hobi, ich..." Meine Stimme stockte, als ich versuchte, die richtigen Worte zu finden, aber mein Kopf war so... leer.

Hoseok legte sanft einen Finger auf meine Lippen, um mich zum Schweigen zu bringen. "Du musst nichts sagen, Yoongi", flüsterte er und beugte sich langsam vor. Unsere Lippen verbunden sich zu einem zarten Kuss.

Als sich unsere Lippen voneinander lösten, öffnete ich langsam die Augen und sah in Hoseoks strahlendes Gesicht. "Ich liebe dich auch, Hobi", flüsterte ich und spürte, wie sich ein glückliches Lächeln auf meine Lippen stahl.

»𝟑𝟎 𝐓𝐚𝐠𝐞« ˢᵒᵖᵉ ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt