Tag 06

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"Was habe ich dir eigentlich getan?", fragte Hoseok und ließ sich auf das Sofa fallen.

"Du wurdest geboren", antwortete ich, wobei ich nicht von meinem Handy aufsah.

Hoseok lachte und warf mir einen belustigten Blick zu. "Das ist aber kein Grund, mich zu hassen, Yoongi."

"Für mich schon", murmelte ich und scrollte weiter durch meine Nachrichten.

Hoseok seufzte theatralisch und legte seinen Kopf in seine Hand. "Komm schon, Yoongi. Wir können doch nicht für immer Feinde sein. Irgendwann musst du doch einsehen, dass ich nicht so schlimm bin, wie du denkst."

Ich schnaubte und wandte mich endlich von meinem Handy ab, um Hoseok anzusehen. "Oh, glaub mir, Hoseok. Du bist genau so schlimm, wie ich denke. Vielleicht sogar schlimmer."

Hoseok tat so, als ob er verletzt wäre, und legte eine Hand auf sein Herz. "Das trifft mich wirklich tief, Yoongi. Ich dachte, wir könnten Freunde sein."

"Freunde?", wiederholte ich ungläubig und lachte kurz auf. "Das wäre ja fast so, als würden Hunde und Katzen miteinander auskommen."

Hoseok grinste und beugte sich etwas vor. "Hey, aber in den Filmen und Cartoons kriegen sie es doch auch irgendwie hin, oder? Vielleicht können wir das ja auch."

Ich schüttelte den Kopf und wandte mich wieder meinem Handy zu. "Ich bezweifle es, Hoseok. Ich bezweifle es sehr."

Hoseok stand auf und rieb sich die Hände zusammen. "Nun gut, dann werde ich heute Abend kochen. Vielleicht bringt dich das ja auf positivere Gedanken."

Ich zuckte gleichgültig mit den Schultern und versenkte mich wieder in mein Handy, ohne auf Hoseoks Angebot zu reagieren.

Nach einer Weile hörte ich das Klappern von Töpfen und Pfannen aus der Küche, begleitet von einem leisen Summen. Als der köstliche Duft von gebratenem Fleisch und Gewürzen durch die Wohnung zog, konnte ich nicht leugnen, dass meine Neugier geweckt war. Doch mein Stolz und meine Hartnäckigkeit hielten mich davon ab, mich zu erheben und nachzusehen.

"Hast du auch Hunger?", rief Hoseok aus der Küche. Seine Stimme klang so freundlich, dass ich fast schwach wurde.

Ich biss die Zähne zusammen und gab keine Antwort. Wenn Hoseok dachte, er könnte mich mit einem einfachen Abendessen ködern, hatte er sich getäuscht.

Nach einer Weile hörte ich, wie Hoseok das Essen auf den Tisch stellte. Er kam ins Wohnzimmer und sah mich auffordernd an. Wahrscheinlich erwartete er, dass ich aufspringen und mich sofort auf das Essen stürzen würde. Aber ich blieb einfach sitzen und tat so, als ob ich nichts bemerken würde.

"Yoongi, das Essen ist fertig", verkündete Hoseok schließlich, als ich nicht auf seine Anwesenheit reagierte.

Ich hob kurz den Blick von meinem Handy und sah ihn an. "Oh, das ist schön für dich", murmelte ich desinteressiert und wandte mich dann wieder meinem Handy zu.

Hoseok seufzte schwer und setzte sich schließlich alleine an den Tisch, um zu essen. Ich hörte, wie er eine Weile schweigend aß, bevor er plötzlich sprach: "Du weißt, Yoongi, es wäre viel schöner, wenn du mit am Tisch sitzen und essen würdest."

Ich zuckte nur mit den Schultern und erwiderte: "Kein Interesse und kein Hunger."

Hoseok seufzte erneut und schien für einen Moment zu überlegen, bevor er entschied, das Thema zu wechseln. "Okay, wie du willst. Aber sag mir, wie war dein Tag?"

Ich hob kaum den Blick von meinem Handy und antwortete gleichgültig: "Gleich wie jeder andere Tag."

Hoseok runzelte die Stirn, doch ließ sich nicht entmutigen. "Komm schon, Yoongi, wir können nicht für immer so weitermachen. Vielleicht können wir uns einfach mal unterhalten, ohne uns anzuschreien oder uns gegenseitig zu beleidigen."

Ich seufzte genervt und drehte mich langsam zu ihm um. "Hoseok, lass mich einfach in Ruhe. Ich will mich nicht mit dir unterhalten, ich will einfach nur meine Ruhe haben."

Ein verletzter Ausdruck huschte über Hoseoks Gesicht, bevor er sich zwang, wieder neutral zu wirken. "Okay, wie du willst. Ich werde dich nicht weiter belästigen."

Ich ignorierte seine Reaktion und wandte mich wieder meinem Handy zu, als ob das Gespräch nie stattgefunden hätte. Doch irgendwie nagte ein kleines Gefühl der Schuld an mir. Hatte ich vielleicht zu hart reagiert? Vielleicht sollte ich versuchen, mich ein wenig offener zu zeigen? Doch dann schüttelte ich den Gedanken ab. Nein, Hoseok hatte es verdient, ignoriert zu werden, nach all dem, was er mir angetan hatte.

»𝟑𝟎 𝐓𝐚𝐠𝐞« ˢᵒᵖᵉ ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt