Tag 28

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Ich stöhnte genervt auf und haute meine Hand auf den Tisch, was furchtbar wehtat, aber der Schmerz war mir egal. Ich musste diesen verdammten Song endlich weiterschreiben, aber nichts schien zu funktionieren.

Ich raufte meine Haare und stand vom Sofa auf, schnappte mir meine Krücken - Hoseok bestand darauf, dass ich immer noch auf Krücken lief, obwohl ich mittlerweile auftreten konnte - und ging in die Küche, um mir einen Kaffee zu machen.

Ich starrte auf die Kaffeemaschine, während das Wasser langsam zu kochen begann. Mein Herz pochte heftig in meiner Brust und meine Gedanken wirbelten wild umher, wie ein Sturm, der keine Ruhe finden konnte. Die Fristen, die ganzen unvollendeten Projekte - all das schien wie eine erdrückende Last auf meinen Schultern zu liegen.

Ein heftiger Schmerz durchzuckte plötzlich meinen Kopf und ich stöhnte auf, während ich mir die Schläfen massierte. Die Versuchung, mich einfach auf den Boden zu setzen und zu weinen, wurde immer stärker, aber ich zwang mich, stark zu bleiben. Weinen taten nur kleine Kinder und aus dem Alter war ich schon lange raus.

Als der Kaffee endlich fertig war, trank ich die Tasse in einem Zug aus, als könnte der Koffeinrausch meine Gedanken klären und die Wolken aus meinem Kopf vertreiben. Doch nichts änderte sich. Der Druck auf meiner Brust wurde immer unerträglicher.

Plötzlich spürte ich, wie Tränen in meinen Augen brannten, und ich ließ mich auf einen Stuhl sinken, während die Verzweiflung mich überflutete. Ich wusste, dass ich eigentlich noch nicht wieder arbeiten sollte, aber die Angst davor, meine Karriere zu vernachlässigen, war überwältigend.

Ich kniff mir selbst in den Arm, nur um endlich aus diesem merkwürdigen Zustand zu erwachen, aber nichts geschah. Frustriert stieß ich einen Schrei aus und ließ endlich meine Tränen fließen.

Ich merkte gar nicht, wie mich jemand umarmte und dann hochhob. Ich merkte nicht, wie ich ins Bett gelegt wurde. Ich merkte nicht, wie sich jemand an mich kuschelte und mich in eine Umarmung zog. Ich merkte nur, wie plötzlich alles dunkel wurde.

Mein Kopf pochte schmerzhaft, als würde er von innen heraus gegen meine Schädeldecke drücken.

Vorsichtig öffnete ich meine Augen und sah mich um. Ich lag in einem Bett - wahrscheinlich Hoseoks - umgeben von Dunkelheit. Mein Herz begann schneller zu schlagen, als ich mich an die Umarmung erinnerte, die mich zuvor umgeben hatte. Hatte Hoseok mich gefunden und ins Bett gebracht?

Ein sanftes Schnarchen neben mir ließ mich wissen, dass ich nicht allein war. Ich drehte meinen Kopf und sah Hoseok, der friedlich schlief, seine Arme fest um mich geschlungen.

Ein Kloß bildete sich in meinem Hals und Tränen stiegen mir erneut in die Augen.

Leise schluchzend drehte ich mich zu ihm und legte meinen Kopf auf seine Brust, wo ich das beruhigende Geräusch seines Herzschlags spürte.

Plötzlich fuhr eine Hand durch meine Haare und Hoseok murmelte verschlafen: "Es ist okay, Yoonie. Niemand verbietet dir, deine Emotionen zu zeigen."

Und dann wurde es nur noch schlimmer. Ich weinte und weinte, ließ all die Tränen raus, die ich in mir versteckt gehalten hatte seit Hoseok angefangen hatte, diese Gerüchte über mich zu verbreiten. Und das waren eine Menge Tränen.

Hoseok schwieg währenddessen und hielt mich einfach fest. Sein ruhiger Atem und das rhythmisches Pochen seines Herzens gaben mir das Gefühl, dass alles in Ordnung sein würde.

Nach einer Weile begannen meine Tränen langsam abzuklingen und ich fühlte mich erschöpft, aber auch erleichtert. Ich hob meinen Kopf von Hoseoks Brust und sah ihm in die Augen. Sie waren voller Verständnis und Zuneigung, und ich wusste, dass ich ihm alles anvertrauen konnte.

"Hoseok...", begann ich leise, meine Stimme brüchig vor Emotionen. "Es tut mir leid, dass ich zusammengebrochen bin. Ich wollte stark sein, aber ich konnte einfach nicht mehr..."

Er lächelte traurig und strich mir eine Strähne aus dem Gesicht. "Es ist okay, Yoongi. Niemand erwartet von dir, dass du immer stark bist. Es ist okay, sich zu fühlen und zu zeigen, was man fühlt. Du bist nicht allein, weißt du das?"

Ich nickte nur und kuschelte mich an ihn. Hoseok zog mich zu sich, sodass mein gesamter Körper nun auf seinem lag, was etwas unangenehm war. Ich trug immerhin noch meinen Pullover und meine Jogginghose, während Hoseok, wie jede Nacht, nur in Boxershorts schlief. Schnell versuchte ich, meine Jogginghose und den Pullover auszuziehen, schaffte es allerdings nicht, weil Hoseok mich an sich drückte.

"Lass mich dir helfen", sagte Hoseok mit einem Lächeln.

Ich starrte ihn nur entgeistert an, woraufhin ihm ein leises Lachen entwich. "Keine Sorge, wir werden nur kuscheln."

Hoseok ließ mich langsam los und begann sanft, meinen Pullover über meinen Kopf zu ziehen. Seine Finger strichen dabei zärtlich über meine Haut, und ich spürte eine angenehme Gänsehaut aufsteigen. Als mein Pullover ausgezogen war, nahm er sich meiner Jogginghose an und zog sie behutsam über meine Beine, wobei er darauf achtete, meine verletzte Stelle nicht zu berühren.

Als ich schließlich unter der Decke mit Hoseok lag, fühlte ich mich einerseits unbehaglich, andererseits aber auch seltsam befreit. Dieser zog mich wieder in seine Arme und ich spürte die Wärme seines Körpers an meinem. Unsere Haut berührte sich sanft und ich konnte sein Herzschlag spüren, der im Einklang mit meinem eigenen zu sein schien.

"Entspann dich, Yoongi", murmelte Hoseok und strich mir beruhigend über den Rücken. "Alles wird gut. Ich bin hier bei dir."

Er arrangierte uns wieder so, dass ich seinen Körper als Matratze nutzen konnte, und schlang seine Arme um mich. "Du bist so süß", murmelte er im Halbschlaf. "Wie Zucker."

"Bin ich nicht", gab ich zurück, konnte mein Erröten aber nicht unterdrücken.

Hoseok lachte leise und drückte mich fester an sich. "Doch, bist du", flüsterte er und küsste sanft meine Stirn. "Süßer als Zuckerwatte."

Ein leichtes Lächeln stahl sich auf meine Lippen und ich spürte, wie die Anspannung langsam von mir abfiel.

Doch irgendwann, als der Schlaf mich langsam umfing, flüsterte Hoseok noch leise: "Ich liebe dich, Yoongi."

Ich war zu müde zum Antworten. 

»𝟑𝟎 𝐓𝐚𝐠𝐞« ˢᵒᵖᵉ ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt