Rodel To Hell - Wincent Weiss

Kapitel 27

Sicht Mats

Am nächsten Morgen wurde ich durch die ersten Strahlen der aufgehenden Sonne geweckt. Ich warf einen Blick auf mein Handy und sah eine neue Nachricht von Amelie, ich hatte gestern noch ein bisschen mit ihr und den Jungs von der Band telefoniert und ihnen auch erzählt, dass ich heute mit ins Krankenhaus gehen wollte. Sie hofften alle, dass Wincent bald wieder auf die Beine kommen würde. Ich öffnete den Chat mit Amelie und las die Nachricht >Guten Morgen Mats, bitte melde dich, wenn du heute bei Wince warst. Wir müssen bis Ende der Woche eine Entscheidung treffen, ob er sein nächstes Konzert in zwei Wochen in der Elphi, spielen können wird.< Shit.. An das Konzert hatte ich bisher noch gar nicht gedacht und die Reaktion der Fans, wenn wir das Konzert so plötzlich ohne weitere Informationen absagen. Das wird Fragen aufkommen lassen. Ich seufzte und antwortete Amelie dann. Anschließend stand ich auf und machte mich fertig für den Tag. Die anderen waren schon beim Frühstück als ich nach unten kam, schweigend saßen wir am Tisch und hingen unseren Gedanken nach. Nachdem wir unser Frühstück beendet hatten trafen wir uns am Eingang des Hotels wieder, um gemeinsam zu Wincent zu fahren. Irgendwie war ich ganz schön nervös, gleichzeitig hatte ich Angst, Angst davor ihn so hilflos sehen zu müssen. Nach allem was die anderen gestern erzählt hatten, war es immerhin kein schöner Anblick. Marco merkte es und klopfte mir kurz auf die Schulter. "Wenn du lieber hier bleiben möchtest, ist okay wir fahren auch ohne dich" ich schüttele schnell den Kopf "nein. Ich will ihn sehen, ich schaff das schon" Marco nickte "na dann wollen wir mal" wir setzten uns zusammen mit Shayenne und ihrer Mutter, die inzwischen auch da waren ins Auto und fuhren zur Klinik. Während der Fahrt dachte ich über das Konzert in der Elphi nach. Marco bemerkte wie sehr ich grübelte und stupste mich an. „Hey, alles okay ?" Ich nicke schnell „ja, es ist nur.. ach nicht so wichtig" ich schaute schnell aus dem Fenster, doch Marco bemerkte, dass ich ihm versuchte auszuweichen. „Du machst dir Sorgen um Wince oder ? Hey das ist doch vollkommen okay, wir alle machen uns Sorgen." ich seufze kurz „das ist es nicht, also nicht nur. Amelie hat heute morgen geschrieben, es geht um Wincents nächstes Konzert. Eigentlich spielt er in zwei Wochen ein Charity Konzert in Hamburg, in der Elbphilharmonie. Wir müssen eine Entscheidung treffen, ob wir das Konzert absagen müssen." Marco nickte „verstehe keine leichte Entscheidung" er versuchte zu lächeln. „jetzt schauen wir erstmal wie es ihm heute geht und dann sehen wir weiter" ich wollte noch etwas erwidern, ,doch in dem Moment fuhren wir auf den Parkplatz der Klinik auf und ich beschloss, meine Gedanken an die Zukunft erstmal zur Seite zu schieben.

Sicht Shayenne

An der Klinik angekommen, meldete uns Mum wieder bei der älteren Dame am Empfang an und klärte mit ihr auch, dass Mats heute auch mitkommen durfte. Sie war zuerst nicht begeistert davon, aber dann ließ sie uns doch zu viert rein. Wir liefen wieder durch die langen Gänge bis zur Intensivstation. Dort angekommen blieben wir schließlich vor der Tür zu seinem Zimmer stehen. Die Tür war ein Stück offen eine Schwester war gerade bei ihm und kontrollierte seine ganzen Werte und die vielen Kabel und Schläuche, an seinem Körper. Sie bemerkte uns und lächelte freundlich "Ah, die Familie und Freunde von Herrn Weiß, kommen sie doch herein" sie notierte etwas in einer Akte, die am Ende seines Bettes hing und verließ dann den Raum. Ich war überrascht, dass sie gar nichts dagegen hatte so viele Besucher auf einmal zu meinem Bruder zu lassen. Wir betreten sein Zimmer, Mum blieb noch kurz draußen und redete mit der Schwester. Mats war noch etwas zögerlich, doch dann folgte er uns an sein Bett. Wincent lag noch genauso im Bett wie gestern. Er hatte sich keinen Millimeter bewegt, wie auch ? Er war immer noch nicht aufgewacht. "Er sieht so friedlich aus" Mats betrachtete meinen Bruder. Ich nickte und verdrückte mir eine Träne. Es tat immer noch weh ihn so zu sehen. Ich würde gerne etwas für ihn tun, aber ich konnte nichts tun. Es machte mich so unglaublich wütend, dass wir nur so hilflos an seinem Bett stehen konnten und hoffen dass er aufwachen wird. Ich griff nach seiner Hand "Wince, bitte wach wieder auf!" hinter mir wischte Mats sich ein paar Tränen aus seinen Augen. Marco nahm ihn in den Arm leise sagte er zu ihm "Komm wir lassen den beiden mal einen Moment alleine" die beiden lösten sich und verließen den Raum. Ich setzte mich vorsichtig auf sein Bett und legte meinen Kopf auf seiner Brust ab, schließe meine Augen und genieße einfach seine Nähe. Seine Brust hebte und senkte sich gleichmäßig und irgendwie beruhigte es mich zu spüren, dass Leben in diesem sonst so regungslosen Körper steckte. Die Tür ging auf und Mum kam herein, sie lächelte als sie uns sah. Hinter ihr betrat die junge Ärztin von gestern sein Zimmer, auch Mats und Marco kamen wieder ins Zimmer. Ich richtete mich auf und stellte mich wieder neben das Bett. Seine Hand hielt ich weiterhin fest. Dr Schmidt lächelte uns an. Ich sah zu ihr "Warum ist mein Bruder immer noch nicht wach ?" Die Ärztin sah kurz zu Wincent "Wir haben heute Morgen begonnen, die Medikamente, die ihn schlafen lassen langsam zu reduzieren. Wir müssen einfach abwarten, wie lange sein Körper braucht um diese vollständig abzubauen, aber ich bin sicher er wird bald aufwachen" Plötzlich spürte ich wie jemand ganz kurz meine Hand streichelt, ich sah meinen Bruder an.