Sicht Wincent
Meine Mutter, Shayenne, Marco und Mats betreten mein Zimmer und sie sind nicht alleine, sie haben die anderen mitgebracht. Mit 6 Leute wird es ganz schön eng in meinem Zimmer, aber ich freue mich alle wiederzusehen und auch meine Freunde freuen sich, immerhin haben sie mich seit dem Unfall nicht mehr gesehen. Es dauert eine Weile, bis alle mich einmal zur Begrüßung gedrückt haben und dann einen Platz um mein Bett herum gefunden haben. Natürlich löchern mich alle Sofort mit fragen, wie es mir geht und so und alle freuen sich mit mir, dass ich inzwischen auf der Normalen Station bin und nicht mehr auf der Intensivstation liegen muss. Die Frage wie es mir geht, beantworte ich mit "den Umständen entsprechend eigentlich gut" natürlich verschweige ich, dass ich vor kurzen noch bewusstlos war weil ich schon zum zweiten Mal eine Panikattacke hatte und meine Freunde geben sich auch zufrieden mit der Antwort, nur meine Mutter merkt, dass mich etwas beschäftigt, das sehe ich ihr an, sie wirft mir einen fragenden Blick zu, aber sie sagt nichts. Doch ich weiß, dass später noch ein Gespräch auf mich zukommen wird, warum ich nicht darüber rede wie es mir wirklich geht. Meine Mutter war es damals auch, die mich darauf angesprochen hatte, als ich in eine Depression gerutscht bin und seitdem rede ich eigentlich immer sehr ehrlich mit ihr darüber, wie ich mich fühle. Aber im Moment kann ich einfach nicht, ich muss es ja selbst erst verstehen. Ich setze also ein Lächeln auf und versuche ihr zu signalisieren, dass alles okay ist. Ich werfe einen kurzen Blick in die Runde um sicherzugehen dass von meinen Freunden niemand diesen kurzen Blickwechsel mitbekommen hat, doch mein Blick bleibt bei Marco hängen. Mein bester Freund wirft mir einen ebenfalls fragenden und auch etwas besorgten Blick zu, dann steckt er kurz seinen Kopf mit meiner Mutter Shayenne zusammen und die Drei Flüstern etwas. Um etwas abzulenken erzähle ich dann kurz von meinen neuesten Untersuchungsergebnissen und dass ich morgen früh wieder in den OP muss wegen meinem Bein. Dann wechsle ich das Thema und frage die anderen, wie ihr Tag so war und ob sie nochmal auf der Piste waren. Wir unterhalten uns eine ganze Weile und lachen miteinander. Ich bin froh, dass ich endlich mal Ablenkung bekomme und auf andere Gedanken kommen kann. Nach 3 Stunden kommt die Schwester und sagt, dass ich noch Ruhe brauchen würde und bittet meine Freunde zu gehen sie dürfen aber morgen wiederkommen, wenn ich nach der OP wieder wach bin. Ich verabschiede mich von allen und umarme meine Freunde zum Abschied alle und sie wünschen mir viel Glück für meine Op morgen. Meine Mum, Shayenne und Marco sind die letzten die sich von mir verabschieden, die anderen warten bereits draußen, doch die drei scheinen noch nicht gehen zu wollen. Im Gegenteil Marco flüstert Mats, der gerade das Zimmer verlässt etwas zu und dieser schließt dann die Türe hinter sich. Meine Mum setzt sich zu mir aufs Bett und nimmt meine Hand. "Wincent, den anderen kannst du vielleicht etwas vormachen, aber ich merke doch dass etwas dich beschäftigt und auch Marco hat es gemerkt! Also raus mit der Sprache was is los?" Ich schaue alle drei der Reihe nach an, meine Schwester hat ganz feuchte Augen und wirkt sehr besorgt. Ich seufze kurz, dann atme ich einmal tief ein und wieder aus und fange langsam an zu erzählen, zumindest versuche ich es "es ist nichts.. nur ach ich weiß es selbst nicht.. irgendwie.. die Op morgen und der Unfall.. ich hab einfach irgendwie Angst ?.." Ich breche mitten im Satz ab und starre an die Decke, ich merke wie sich in meinen Augen Tränen sammeln ich blinzelte sie weg. 'Wie sagt man seiner Familie und seinem besten freund, dass man Panikattacken hatte ? Dass man mit dem Unfall und so doch nicht so einfach klarkommt ?..' fu**ck erschrocken sehe ich die anderen an das letzte Wort muss ich laut ausgesprochen haben, meine Mum nimmt mich einfach in den Arm und da kann ich nicht mehr und Tränen laufen über meine Wangen. Meine Schwester setzt sich zu meiner Mum und ich umarme sie nun auch. Marco setzt sich auf die andere Seite und legt einfach seine Hand auf meine Schulter, diese kleine Geste ist eben seine Art mir zu zeigen, dass auch er für mich da ist. Ich löse mich von meiner Familie und lächele Marco dankbar an, bevor ich mir die Tränen wegwische und versuche ein fröhliches Gesicht aufzusetzen, aber es gelingt nicht so richtig und ich merke wie die Tränen sich wieder in meinen Augen sammeln. Ich versuche sie schnell wieder wegzuwischen und mich zusammenzureißen. Meine Mum lächelt mich sanft an "es ist okay zu weinen Wincent, du musst dich auch nicht schämen vor uns, so ein Unfall und die Verletzungen sind nicht ohne und das braucht eben seine Zeit, bis man sowas verarbeitet" Ich nicke leicht und schließe dann kurz meine Augen bevor ich endlich anfange zu erzählen "ich.. kann einfach nicht mehr, ich schaff das nicht der Unfall, die Op, ich will einfach raus hier. Das ist alles einfach zu viel. Es ist was passiert Ich.. ich hatte.." wieder verstumme ich und werfe einen kurzen Blick auf die Zettel, die neben meinen Bett auf dem Tisch liegen. Meine Mutter drückt kurz meine Hand und ermutigt mich weiterzureden und auch Marco sieht mich ermutigend an "Wince, dir muss nichts peinlich sein. Egal was es ist du kannst mit uns reden. Wenn du nicht jetzt reden möchtest dann kannst du mich jederzeit anrufen okay ?" Ich nicke "danke Kumpel" er klopft mir kurz auf die Schulter, bevor ich weiterrede "aber ich finde ihr solltet es erfahren.."
Shayenne sieht mich besorgt an "Wincent bist du doch schlimmer verletzt ? Bist du schwer krank ?" Ich schüttele schnell den Kopf "nein bin ich nicht" und dann fange ich an zu reden, es sprudelt mit einem Mal einfach alles aus mir raus. ich erzähle von meinem Traum, dem Moment als ich aufgewacht bin und zum ersten Mal so eine krasse Panik in meinem Leben hatte, dass ich das Gefühl hatte keine Luft zu bekommen, trotz Sauerstoff ! Ich erzähle weiter von dem Angebot, dass Ich mit einen Psychologen reden solle, aber ich zu stolz war um zuzugeben, das ich Hilfe brauche. Dass meine Gedanken dazu geführt haben dass ich schließlich eine zweite, noch heftigerer Panikattacke hatte. Schließlich ende ich meine Erzählung damit, dass ich mich nicht mehr richtig daran erinnere, weil ich wohl zwischendurch bewusstlos war und dass ich der Ärztin versprechen musste, dass ich mit dem Psychologen reden werde. Zuerst sind Marco, Shayenne und meine Mum geschockt, vorallem weil ich bewusstlos war, aber dann nehmen sie mich alle in den Arm und reden mir gut zu, dass es nicht schlimm ist und ich mir keine Sorgen machen soll. "Es ist doch kein Zeichen von Schwäche, die Hilfe anzunehmen die man angeboten bekommt oder danach zu bitten" Marco sieht mich ernst an "bist du nicht derjenige, der das auf seinen Konzerten auch immer seinen Fans Predigt ?" Ich nicke "na siehst du, du hast es doch damals auch geschafft, dann schaffst du es wieder" meine mum nimmt wieder meine Hand "ich bin stolz auf dich, dass du mit uns darüber geredet hast. bitte versprich mir, dass du zu Hause auch weiter Therapie machst, wenn du merkst, dass es dir nicht gut geht. Ich will nicht, dass du das alles wieder in dich reinfrisst." Ich schaue sie an "danke mum, ich verspreche es" sie nickt zufrieden "und es muss dir wirklich nicht peinlich sein, auch nicht vor den Ärzten hier, so ein Unfall ist eben Ausnahmesituation und auch dass du bedenken hast wegen morgen ist vollkommen normal. Deine Schwester und ich kommen morgen sobald wir reindürfen und wenn die Ärzte es erlauben, dann sitzen wir an deinem Bett wenn du wieder aufwachst." Ich lächele dankbar und muss mir wieder ein paar Tränen verdrücken. Marco und meine Familie verabschieden sich dann von mir und ich verspreche nochmal, dass ich mich melde, wenn etwas sein sollte. Als die drei auch weg sind denke ich über alles nochmal nach was sie gesagt haben und ich merke, dass es gut getan hat darüber zu reden was mich momentan beschäftigt. Ich merke auch wie anstrengend das alles war und wie erschöpft ich bin und schließe ein wenig die Augen, Sekunden später bin ich eingeschlafen.
Durch lautes klopfen an meiner Tür wache ich wieder auf, ein mir unbekannter Arzt betritt mein Zimmer, er stellt sich mir als der Anästhesist vor und bespricht mit mir nochmal in Ruhe die Op und die Narkose morgen, gemeinsam füllen wir auch den Aufklärungsbogen aus und nach einiger Zeit verabschiedet er sich mit den Worten, dass wir uns dann morgen sehen. Kurz nachdem der Anästhesist weg ist klopft es erneut und ein junger Mann betritt mein Zimmer.
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Rodel To Hell - Wincent Weiss
Fiksi PenggemarEs sollte ein schöner unvergesslicher Urlaub unter Freunden in den Bergen werden, doch dann kam alles anders als gedacht... Denn oft reicht nur ein kleiner Augenblick, ein winziger Moment, eine Entscheidung die dein ganzes Leben verändern kann. ...