Kapitel 29

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Hallo zusammen,

es ist scheinbar ganze drei Jahre her, seitdem ich hier etwas veröffentlicht habe. Das war ziemlich erschreckend, weil es mir so vorkommt, als sei die Zeit einfach viel zu schnell verflogen. Es ist viel passiert in der Zeit und gefühlt habe ich das Schreiben verlernt. Trotzdem habe ich mich mal wieder daran gewagt und bevor ich zu selbstkritisch werden, dachte ich mir, dass ich das Kapitel online stelle. 

Danke, dass ihr in all der Zeit hier fleißig lest und kommentiert. Ich habe so gut wie jeden Kommentar die ganzen Jahre über gelesen. Das bedeutet mir immer noch viel. 

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„Können wir woanders hingehen?", fragte ich Anne und schaute in ihre grünen Augen, deren Intensität mich bei jedem Blick noch immer überraschten. Doch so sehr sie auch leuchteten, ich erkannte dieselbe Unsicherheit in ihrem Blick, die ich auch in mir fühlte. Wie sollte ich ihr in Ruhe erklären, dass ich Angst vor ihrer Aufrichtigkeit hatte, während ich sie selbst mehr oder weniger belogen hatte?

Noch immer dröhnte die Musik um uns herum und die anderen Gäste nervten mich mit ihrem Jubel und den Selfies, die sie durchgehend machten. „Ja, aber ich sage eben den anderen Bescheid, dass wir gehen", sagte Anne und lief los, ohne noch eine Sekunde zu warten. Ich sah, wie sie sich an den vielen feiernden Menschen vorbeihangelte und nicht mal mehr einen Blick zurück zu mir warf. Ich konnte ihr nicht verübeln, dass sie sauer war. Als ich sie in der Menge nicht mehr wiederfinden konnte, setzte ich mich auch endlich in Bewegung und merkte, dass mir flau wurde. Konnte ich auf ihr Verständnis hoffen? Unsicherheit schwebte über diesem Gespräch. Als ich die anderen wiederfand, stand Anne bei Mellie und sprach mit ihr. Mellie schenkte mir ein aufmunterndes Lächeln, als sie mich sah und brachte Anne dazu, sich zu mir umzudrehen. „Wollen wir ein Stückchen am Strand laufen?", fragte Anne mich und ich hörte an ihrer gebrochenen Stimme, dass sie ebenfalls aufgeregt war. Ich nickte und Anne ging los, ohne sich von den anderen zu verabschieden. Beim Vorbeigehen strich mir Mellie nochmal über den Arm und flüsterte mir ein „Viel Glück" zu.

Wieder lief ich Anne hinterher und erreichte sie am Ausgang des Hotels. Sie drehte sich um und ihr Blick suchte offensichtlich nach mir. „Wollen wir hier runter?", fragte sie und wartete meine Antwort gar nicht erst ab. Sie lief wieder los und ich konnte mir ein Schmunzeln diesmal nicht verkneifen, auch wenn ich noch so angespannt war. „Anne, warte doch mal bitte. Wie willst du reden, wenn du immer wegläufst?", hakte ich diesmal nach, als ich sie eingeholt hatte. „Ich bin sauer und gleichzeitig glücklich darüber, dass du nicht mehr mit ihr zusammen bist. Aber ich weiß noch nicht, was gerade mehr überwiegt", gestand sie mir und zog ihre Schuhe aus, als wir den Strand erreichten. Der Strand von Playa d'en Bossa war immer noch gut besucht, auch wenn die Sonne langsam unterging. Die Menschen um uns herum erholten sich, quatschten miteinander oder spielten zum Teil auch noch mit ihren Kindern hier am Strand. Jeder erschien mir hier so sorglos, wie ich es mir gerade wünschte zu sein. Dabei wusste ich, dass die Zeit hier etwas Besonderes war. Ganz egal, wie das Gespräch nun zwischen uns ausgehen würde. Anne und ich waren uns hier wieder nähergekommen und ich war wegen ihr hier. Irgendwas musste das doch zu bedeuten haben.

„Ich kann verstehen, dass du wütend bist. Vermutlich wäre ich es auch auf dich, aber ich ...", setzte ich an, doch Anne unterbrach mich. „Vermutlich", wiederholte sie spöttisch. „Ja, ich wäre sauer. Aber lass es mich bitte erklären", sagte ich und blieb mitten am Strand stehen. „Können wir uns setzen? Ich kann meine Gedanken nicht ordnen, wenn wir laufen." Anne schaute von mir zum Sand und wieder zu mir. „Hier?", fragte sie und hob eine ihrer Augenbrauchen. Wie sehr hatte ich diese Mimik von ihr vermisst. „Blöde Frage. Deine Kleidung kann natürlich nicht schmutzig werden", sagte ich spaßeshalber und hoffte, die Stimmung damit ein wenig auflockern zu können. Anne schaute mich bloß mit einem Hauch von einem Lächeln auf den Lippen an und setzte sich hin. „Sei froh, dass du mir mehr wert bist als dieser Jumpsuit", gab sie zurück und klopfte auf den Platz neben sich. Wir saßen mit unseren Gesichtern zur Sonne gerichtet und blickten auf das tiefblaue Meer, dessen Wellen sanft kurz vor dem Ufer brachen. Es war anders, hier am Meer zu sitzen als bei mir zu Hause. Hier war alles weicher, ruhiger, entspannter. Selbst der Sand, auf dem wir saßen, schmiegte sich ganz nachgiebig an meinem Körper und war nicht so hart wie sonst. Bei mir war es rau und windig, manchmal hart und aufwühlend. „Wieso hast du mir nicht gesagt, was Sache ist? Ich komme mir dumm vor. Weißt du wie schlecht ich mich gefühlt habe, weil wir Sex hatten?", fragte Anne mich nun und drehte sich leicht zu mir um. Das Sonnenlicht schien leicht orange auf ihr Gesicht und ihr Highlighter glitzerte oberhalb ihrer Wangen und auf ihrer Nasenspitze. Ich hätte sie stundenlang so ansehen können. „Weil ich Angst habe, Anne. Weil ich nicht einschätzen kann, ob das, was ich will gut für mich ist oder nicht. Ich weiß nicht, wie weit ich mich auf dich und auf das was du sagst, verlassen kann. Ich habe mich einmal auf dich eingelassen und wurde enttäuscht. Und ja, das ist viele Jahre her doch es ist noch immer in meinem Gedächtnis verankert. Ich habe Angst, dass du es immer noch nicht ernst meinst und es am Ende gar nicht das ist, was du wirklich willst", schoss es aus mir heraus. Mir war klar, dass meine Worte sehr direkt waren, doch es war genau das, was ich dachte. „Was soll ich denn noch machen, Hannah?", fragte Anne zurück. „Ich weiß, dass es dir sehr schwer fällt, mir zu vertrauen. Ich weiß, dass ich viele Fehler gemacht habe. Ich weiß, dass es für dich schwer vorstellbar ist, dass ich mich geändert habe. Aber mal ganz ehrlich: Was machen wir beide hier?" Sie atmete hörbar aus und schaute mir in die Augen. „Wie meinst du das?" „Wir haben Gefühle füreinander. Wir möchten beide dasselbe, doch stehen uns im Weg. Ich versuche dich für mich zu gewinnen und dich zu überzeugen, uns eine Chance zu geben, aber bringe dich dafür genau in die Situation, die ich dir ersparen wollte – zumindest bevor ich wusste, dass ihr getrennt seid. Du hingegen lügst mich an, obwohl es genau das ist, was dich umgekehrt am meisten verletzt hat und weshalb es dir nun schwer fällt mir zu vertrauen. Wie soll das funktionieren?", sagte Anne und ihre Stimme wurde gegen Ende ihres Satzes fast zu einem Flüstern. „Du glaubst also, dass das mit uns nicht funktionieren kann", schlussfolgerte ich daraus. Ich spürte, wie sich das Herz in meiner Brust zusammenzog. Das war nicht der Ausgang, den ich mir von dem Gespräch erhofft hatte. Hatte ich es doch zu weit getrieben, indem ich Anne nun angelogen hatte? Es diesmal gegen die Wand zu fahren, würde ich mir nicht verzeihen können. Nun ergriff Anne wieder das Wort: „Das habe ich nicht gesagt." Waren wir jetzt in einer Sackgasse gelandet? Wir konnten nicht mit aber auch nicht ohneeinander.

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⏰ Letzte Aktualisierung: May 02 ⏰

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