Kapitel 19

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Hello, 

nach mal wieder viel zu langer Zeit kommt nun ein neues Kapitel. Es ist schön zu wissen, dass hier immer noch so viele von euch mit Freude mitlesen und mir ihre Meinung oder Gedanken zu der Geschichte hinterlassen. Das freut mich so sehr, dass ich es eigentlich gar nicht ausdrücken kann. Leider komme ich zeitlich momentan nur sehr selten zum Schreiben, sodass hier immer wieder lange Pausen entstehen. Trotzdem möchte ich die Geschichte gerne zu Ende bringen, auch wenn es dann wohl eine ganze Weile dauern wird. Ein Hallo auch an alle neuen Mitlesen, die immer wieder dazukommen und mir mit den Votes oder Kommentaren den Tag oftmals retten! Ansonsten hoffe ich, dass euch das neue Kapitel gefällt und für ein wenig Spannung sorgt... 


In meinem Studium habe ich gelernt, dass das Gehirn eines Teenagers einer Großbaustelle gleicht. Nicht umsonst wirken Jugendliche oft impulsiv, irrational und von allen guten Geistern verlassen. In der Pubertät entwickeln sich einzelne Teile des Gehirns weiter und verändern ihre Form, bevor sie sich in das große Bauwerk des Erwachsenengehirns einfügen. Das Problem dabei ist, dass sich nicht alle Teile im gleichen Tempo entwickeln. Neue Nervenfasern werden gebildet und die Geschwindigkeit des Denkprozesses nimmt zu. Doch dies geschieht zunächst vor allem für die Hirnteile, die für die Wahrnehmung, Orientierung oder Sprache gebraucht werden. Anders sieht es bei den anderen Arealen des Gehirns aus: Im Frontallappen herrscht wahres Chaos, dabei ist genau diese Region für die Planung von Handlungen, der Kontrolle von Emotionen und die Kalkulation der Folgen dieser zuständig. Während der Pubertät waltet dort also eine Art Rauschzustand, sodass Kontrollverluste, oder impulsives Verhalten keine Seltenheit sind. Aus diesem Grund fällt es Jugendlichen oftmals schwer, ihre Impulse und Gefühle zu kontrollieren, oder die Konsequenzen ihrer Handlungen einzuschätzen oder gar zu beachten. Der jugendliche Leichtsinn und die Risikobereitschaft sind also nichts, was man sich als Erwachsener nur einbildet oder falsch beurteilt. Doch was macht man, wenn man das Gefühl hat, dass das eigene Gehirn dem eines Teenagers wieder gleicht?

Als ich am Morgen aufwachte, konnte ich meine Augen nur mühsam öffnen. Die Nacht und der Anruf von Anne saßen mir noch in den Knochen und ich fühlte mich elend. Jede Faser meines Körpers war schwer wie Blei und schmerzte bei jeder Bewegung. Mein Kopf pochte leicht und Luft bekam ich durch die Nase nur noch schwer. Ich blieb noch ein paar Minuten liegen, obwohl ich Lana in der Küche hörte, die dort lautstark irgendetwas fabrizierte. Als ich gerade wieder am eindösen war, vernahm ich Schritte und hörte, wie sie die Tür öffnete.

„Hannah, bist du wach?", fragte Lana leise nach und anstatt meine Augen zu öffnen, nickte ich einfach nur. „Ich habe noch nie einen Menschen erlebt, der ständig so müde ist wie du es bist." Wieder hörte ich Schritte, die diesmal erst stoppten, als Lana direkt am Bett stand. Als ich meine Augen mühsam öffnete, hockte sie vor dem Bett und strich mit ihrer Hand über meine Wange. „Geht's dir nicht gut? Du bist ganz heiß." Ein verschmitztes Lächeln bildete sich auf meinen Lippen. „Bin ich das nicht immer?", fragte ich nach und konnte an Lanas unveränderter Miene erkennen, dass sie da gerade nicht drüber lachen konnte. „Ernsthaft, Schatz. Ich glaube, du hast Fieber." Liebevoll legte sie mir ihre Hand auf die Stirn und küsste meine Nasenspitze. „Ich suche mal ein Fieberthermometer, hast du sowas?" Gute Frage, dachte ich und wusste nicht, wann und wo ich zuletzt sowas gebraucht hatte. Eigentlich war ich so gut wie nie krank, vor allem seitdem ich keinen Karneval mehr in Köln feierte. „Vielleicht in der Medikamentenbox im Schrank in der Küche. Aber ich bin mir nicht sicher.", sagte ich und fühlte diese innere Hitze, die dem Thermometer seine Arbeit wohl schon abnahm. „Ich schau mal. Kann ich dir sonst etwas bringen? Soll ich dir einen Tee machen?" Noch bevor ich antworten konnte, war Lana schon wieder aus dem Schlafzimmer verschwunden. Ganz die Polizistin ging sie dabei auf, wenn sie anderen helfen konnte. Ich hingegen versuchte mich aufzusetzen und merkte erst jetzt, dass es mich wohl doch ziemlich erwischt hatte. Kein Wunder, wenn man bei der Kälte nachts draußen sitzt, schoss es mir durch den Kopf und ich musste ungewollt an Anne denken. Ihr Gesicht tauchte in meinen Gedanken auf und ihre Worte hallten in meinem Kopf. Würde sie mir auch einen Tee machen, so wie Lana, oder würde sie mir eine Schmerztablette hinwerfen und mir sagen, dass ich mich nicht so anstellen soll?

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