Kapitel 3

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Huhu,
ein bisschen später als sonst kommt heute das neue Kapitel, dafür ist es ein wenig länger ;) momentan ist viel bei mir los und ich habe nicht immer die Zeit oder den Kopf fürs schreiben.
Außerdem gab's die letzten Tage ein paar Probleme mit der Geschichte und der App, aber ich hoffe, dass das bald wieder einwandfrei funktioniert...
Habt eine schöne restliche Woche und vor allem, viel Spaß beim lesen :)




Eine Welle nach der anderen brach vor meinen Füßen und hinterließ weiße Schaumkronen auf dem nassen Sand, der unter meinem Gewicht leicht nachgab. Die kühle Meeresbriese kitzelte trotz des warmen Wetters an meiner Nasenspitze, während meine Haare nur noch wild umherflogen. Ich und Vera hatten den ganzen Tag hier gemeinsam verbracht, doch ich bekam immer noch nicht genug von diesem Anblick. Der Sand, das Meer, die Wellen und die Sonne im Zusammenspiel lösten bei mir immer ein Gefühl von Freiheit und Unendlichkeit aus, obwohl ich sehr wohl wusste, dass so gut wie alles ein Ende hat. Hörbar atmete ich aus und kurz darauf wieder tief ein, als ich meinen Kopf in den Nacken warf. Meine Mutter hatte mir schon vor vielen Jahren versucht klarzumachen, dass es Situationen und Konflikte im Leben gab, an denen man selbst nichts ändern konnte. Manchmal hieß es einfach nur abwarten und das Beste daraus machen. Doch was war das Beste überhaupt? Hatte ich nach meinem Studium das bestmögliche getan, indem ich alles auf Reset gesetzt hatte und hierher gekommen war? Hatte ich mein Bestes gegeben, indem ich trotz andauerndem Herzschmerz einfach der Situation versuchte zu entkommen? War ich feige gewesen? Hätte ich nochmal auf sie zugehen und mit ihr reden sollen? Ich wusste es nicht. Gefühlt wusste ich gerade gar nichts mehr. Meine Gedanken tobten so wild wie das Meer, doch der Knoten in meinem Kopf brach nicht so leicht wie die Wellen. Langsam ging ich ein paar Meter am Wasser entlang und betrachtete dabei die vielen kleinen Muscheln, die vom Wasser angespült wurden. Bei dem Anblick musste ich lächeln, denn sie erinnerten mich an eine Angewohnheit, die vor vielen Jahren abgelegt hatte. Früher hatte ich immer eine kleine Muschel als Glücksbringer in meinem Portemonnaie aufbewahrt und sie jahrelang mit mir rumgeschleppt, bis sie irgendwann zerbrach. Bei dem Gedanken konnte ich nicht anders als mich zu bücken und die weißen Muscheln zu betrachten, bis ich die schönste unter ihnen gefunden hatte und zwischen meinen Fingern hielt. Alte Angewohnheiten mussten ja nicht immer etwas schlechtes bedeuten und ein wenig Glück konnte mir gerade nicht schaden.

Natürlich hatte ich Vera von den Ereignissen der letzten Nacht erzählt, doch die ersehnte Klarheit kam auch nach stundenlangen Gesprächen nicht- ganz im Gegenteil. Mich machte es noch immer wütend, dass ich Anne nicht aus dem Kopf bekam. Wie konnte es sein, dass man so lange Zeit nichts mehr von einem Menschen hört oder sieht und trotzdem jeden Tag an ihn denken muss? Wie konnte es sein, dass ich mir immer noch darüber den Kopf zerbrach, während sie vermutlich ihr Leben ganz normal weiterlebte und gerade vermutlich nicht im geringsten an mich dachte? Nicht viele in meinem Freundeskreis konnten nachvollziehen, dass ich nach all der Zeit noch immer so an ihr hing. Nach meinem Umzug habe ich das Thema so gut es ging auch totgeschwiegen, die wenigsten wussten ja überhaupt von Anne und mir. Doch so sehr ich das Thema versuchte zu verdrängen, mir selbst konnte ich nichts vormachen. Spätestens nach der letzten Nacht nicht mehr. Selbst im Rausch hatte ich Panik bei ihrem vermeintlichen Anblick bekommen und die Flucht ergriffen. Ich konnte mir so sehr ich wollte einreden, dass ich mich verändert hatte. In Bezug auf diese Frau war ich immer noch dieselbe Hannah wie vor 3 Jahren. Selbst ihre Doppelgängerinnen hatten diese einschüchternde Wirkung auf mich, dank der ich mich wieder wie Anfang zwanzig und unfassbar unerfahren fühlte. Dabei würden mich die Menschen, die ich hier kennengelernt habe ganz anders beschreiben. Hier hielt mich jeder für eine durchsetzungsstarke Frau, meistens mit einem lockeren Spruch auf den Lippen und einer gesunden Prise Optimismus, der insgeheim jedoch auch ganz schnell ins Gegenteil umschwenken konnte. Und nun stand ich hier, machte mir noch immer um dieselben Dinge Gedanken wie schon seit Jahren und lebte mehr in der Vergangenheit als in der Gegenwart. Ich ärgerte mich darüber, dass Anne mein Herz noch immer fest in ihrer Gewalt hatte. Die ganze Zeit über hatte ich niemanden auch nur annähernd an mich und mein Herz rangelassen, dafür saß der Schmerz noch zu tief. Doch was brachte mir das? Ich kannte die Antwort, wollte sie aber nicht wahrhaben. Wer stand sich schon gerne ein, dass er ein emotionales Wrack war und die Sache mit der Liebe einfach nicht in den Griff bekam?

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