Kapitel 24

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Hallo ihr Lieben, 

während ich mich mit meiner Masterarbeit rumquäle, ist es mir gelungen, doch ein kurzes Kapitel zu schreiben, um euch nicht allzu lange warten zu lassen. Es ist wirklich recht kurz, aber es spiegelt nochmal ein paar der alten Semesterliebe-Gefühle wieder und gibt einen kleinen Hinweis darauf, wie es bald weitergehen wird... 

Manchmal habe ich Angst vor der Wahrheit, obwohl mir Ehrlichkeit so wichtig ist. Die Wahrheit kann eine Erkenntnis sein, die dich wie ein Schlag ins Gesicht trifft. Manche Menschen sind nicht ansatzweise so gut, wie du sie einschätzt hast und manche Menschen brauchen einfach ihre Zeit, bis sie ihr wahres Potential zeigen können. Doch was macht man als Mensch, der immer das Beste in anderen sieht, obwohl dieser Blick vielleicht nur täuscht? Es ist anstrengend an einer Vorstellung von jemanden festzuhalten, die so nicht existiert und nie existieren wird und Menschen für ihr Verhalten in Schutz zu nehmen, obwohl sie es nicht ansatzweise verdient haben. Denn nicht immer kommt das Positive im Menschen zum Vorschein. Manchmal wirst du mit den schlechten Eigenschaften konfrontiert, die du nicht wahrhaben und nicht sehen wolltest. Denn die wenigsten Menschen handeln in den wichtigsten Momenten zum Wohl anderer und da helfen auch keine Entschuldigungen oder Erklärungsversuche, die im Endeffekt nur davon ablenken wollen, dass man ein egoistisches Arschloch ist. Es gibt Menschen, die hat man nicht in seinem Leben verdient – ganz egal ob gut oder schlecht, solange sie einem nicht vollkommen guttun. Doch was ist es, was einen dann doch an diesen Menschen festhalten lässt? Falsche Hoffnung oder will man sich das eigene Versagen in punkto Menschenkenntnis einfach nicht eingestehen?

Andererseits hält man oft an diesem kleinen Funken Hoffnung fest. Der Hoffnung danach, dass man jemanden doch etwas bedeutet und dass man sich diese besondere Verbindung nicht nur eingebildet hat. Weil man etwas fühlt, das sich richtig anfühlt. Wie eine Vorahnung, dass irgendwann alles gut werden kann und es einfach schlechtes Timing war. Weil man denkt, dass man jedes Hoch und Tief mit dieser Person durchstehen kann und weil die Liebe kein Timing kennen sollte. Doch oft ist man so kritisch mit seinen Gefühlen. Kommt die Liebe zu schnell, ist sie uns suspekt. Lässt sie im Gegensatz dazu zu lange auf sich warten, werden wir nervös und ungeduldig. Letztlich ist nicht jede Geschichte über die Liebe auch eine Liebesgeschichte. Manchmal ist sie einfach eine Geschichte über das Leben und wie komplex und kompliziert Gefühle und Zwischenmenschlichkeit sein können. Wahre Liebe kennt kein Timing, denn wenn jemand wirklich der oder die richtige für uns ist, schaffen wir Raum für diese Person und geben unser Bestes. Denn es ist einfacher zu behaupten, dass etwas oder jemand gerade nicht in sein Leben passt als zuzugeben, dass man Angst hat. Wann im Leben läuft schon mal alles so, wie man es sich vorgestellt hat? Wann soll dieser Moment kommen, in dem alles wie ein perfektes Zahnradgetriebe ineinander übergeht und sich all deine Probleme auflösen? Für mich ist es eher eine Frage von Mut, sich auf etwas einzulassen, was Angst und Unsicherheit verursacht. Doch im Endeffekt findet man nur so heraus, was das Leben für einen bereithält.

Manchmal frage ich mich, wie viel ich dir wirklich bedeutet habe. Ich war mir immer so sicher, dass du das Herz am rechten Fleck hast und dass du jemand wärst, der mich sehr glücklich machen könnte. Im Endeffekt waren die glücklichen Momente mit dir jedoch nur ein Schauspiel, weil ich dir nicht mehr glauben kann, dass du das zwischen uns ernst genommen hast. Ich komme mir unendlich dumm vor, weil ich dein Verhalten ständig vor anderen gerechtfertigt habe, obwohl ich gespürt habe, dass ich es nicht tun sollte. Denn nicht immer sind Vergebung und Toleranz die höchste Tugend. Manchmal ist es einfach nur dumm und naiv, wenn man ein Verhalten entschuldigt, das einen so sehr verletzt. Mittlerweile fällt es mir schwer, mir ein Bild über dich zu machen. Einerseits habe ich noch immer das Gefühl, dass ich dich so gut kenne und du mir vertraut bist, andererseits lerne ich immer wieder aufs Neue, dass du rücksichtslos bist, obwohl du dich selbst ganz anders siehst. Du siehst dich als jemand, der alles für andere gibt und tun würde, doch für mich hast du es nicht getan. Ich würde lügen, wenn ich sage, dass ich mir keine Hoffnungen gemacht habe. Doch im Nachhinein musste ich lernen, dass wir eine Lüge waren. Dass ich mehr in dir gesehen habe, als du wirklich bist und dass du bloß Versprechungen machst, die du nicht hältst. Damals habe ich dir blind vertraut, weil du mir so vertraut vorkamst, dass ich es selbst kaum glauben wollte. Weil ich dieses Etwas zwischen uns gespürt habe, das zwar heute noch in der Luft liegt, aber wohl niemals sein Potenzial zeigen wird. Ich komme mir dumm vor, weil ich nur das Gute in dir gesehen habe – so wie immer. Weil ich dachte, dass ich dir das geben könnte, was dir fehlt. Dabei konntest du mich nicht glücklich machen. Und egal wie schwer es mir fällt, ich muss lernen, dass du mich niemals glücklich machen wirst. Selbst wenn jeder am Ende selbst für sein Glück verantwortlich ist, weiß ich, dass du noch nicht mal viel dazu beitragen würdest. Denn Selbst- und Fremdwahrnehmung können voneinander abweichen. Nicht immer ist man der Gutmensch, für den man sich hält. Für andere kann man auch Verwirrung, Enttäuschung und Unruhe bedeuten. Ich wünschte, ich könnte dir vertrauen, aber es geht nicht mehr. Weil deine Worte meinem Bauchgefühl widersprechen und ich meiner Intuition so sehr vertraue. Doch in deinem Fall würde ich so gerne meinen Kopf den Kampf gewinnen lassen und einen Schlussstrich ziehen. Ich würde gerne weitermachen und lernen loszulassen. Dich loslassen und diese unsinnige Eingebung, dass uns etwas Undefinierbares zusammenhält. Weil wir beide wissen, dass es am Ende nur wieder in einer Enttäuschung enden wird. Einer Enttäuschung, die selbst in deinem harten Kern einen Riss hinterlassen wird. Weil auch du weißt, dass wir etwas Gutes zusammen auf die Beine stellen könnten und doch einfach zu verschieden sind. Ich bin mir sicher, mir nicht einzubilden, dass dich das zwischen uns auch noch beschäftigt. Das merke ich an deinen Blicken und deiner Unsicherheit, die du vermutlich ganz tief in dir selbst spürst. Du bist nicht ehrlich zu mir und denkst, dass ich das nicht merke. Aber ich merke es und sehe es dir an. Und doch wirst du dem zwischen uns keine Chance mehr geben, so wie ich es auch nicht tun werde. Das alles aus Gründen, die mich traurig machen und dafür sorgen, dass ich mir nachts die Augen aus dem Kopf heule. Weil es mich verrückt macht, so viel zu spüren und am Ende nur immer das Gegenteil von dir zu hören. Am Ende bist du schweigsam und ich schweige auch, weil ich dem Schicksal die Chance geben will, das zu klären. Weil ich ganz genau spüre, dass irgendwann alles wie eine Bombe explodieren wird. Die Frage ist nur, ob diese Explosion Schutt und Chaos hinterlassen wird oder die Chance auf einen Neuanfang, nachdem die Vergangenheit einfach begraben wurde. Ich kann nicht einschätzen, wann das Ganze passieren wird, aber das wird es. Am Ende werde ich in irgendeiner Form Gewissheit erlangen und wissen, wieso du mir so viel bedeutest, obwohl du es nicht verdient hast. Obwohl du mich nicht verdient hast und das wissen wir beide. Nur mein Herz weiß es noch immer nicht, denn Gefühle folgen nun mal nicht den Gesetzen der Vernunft.

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