Kapitel 6

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Huhu! Ich melde mich mit einem neuen Kapitel zurück und hoffe, dass ihr die Vorweihnachtszeit ausgiebig genießt! Ich gebe mir Mühe, dass es nicht wieder allzu lange dauert, bis ihr hier was von mir hört ;)

„Ich glaubte schon immer an Schicksal. In manchen Moment mehr, in anderen eher weniger. War fest davon überzeugt, dass jede Höhe und jede Tiefe im Leben nicht grundlos auftraten, sondern einen Zweck, eine Lehre für mich bereithielten. Menschen traten in mein Leben, von denen ich kurz zuvor noch gar nichts wusste und doch war es so als hätte genau diese Person so lange gefehlt. Menschen, die ich erst kurz kannte und doch seit einer Ewigkeit zu vermissen schien. Eine Zeit lang glaubte ich, dass es irgendwann zu spät sei, neue Menschen in sein Leben zu lassen und es bequemer sei bei denen zu bleiben, die ich bereits kannte und denen ich vertraute. Jetzt wusste ich, wie aufregend es sein konnte immer wieder neue Menschen in sein Leben zu lassen, immer wieder ein Stück von sich preis zu geben und sich zu öffnen. Dabei musste ich mich oft selbst überwinden und doch lohnte es sich meistens. 
„People lie, people love, people go
But beauty lies, in every soul", hörte ich irgendwann mal Future Islands singen und konnte jedes Wort so gut nachvollziehen. Nicht jeder ist ehrlich zu dir, nicht jeder meint es gut mit dir. Aber da sind auch die, die dich wertschätzen, die dich lieben und die, die dich glücklich machen und glücklich sehen wollen. Und selbst die können dich verletzten, belügen und enttäuschen, ja. Aber genau diese Menschen können dein Herz auch wie wild klopfen lassen, dir ein Lachen entlocken und sich Tag und Nacht in deine Gedanken schleichen.
Es tat gut zu wissen, dass das Leben immer mehr zu bieten hatte und nicht einfach stagnierte. Stillstand wäre mein persönlicher Untergang, auch wenn die Welt in so vielen Momenten für mich stillzustehen schien. Doch egal wie ich mich fühlte, sie drehte sich immer weiter. Oftmals unbemerkt, wenn ich verliebt war hingegen ein bisschen schneller. Es fühlt sich beruhigend und gleichzeitig beängstigend an, dass sich jeden Tag etwas ändern kann. Vielleicht sogar, dass ich jeden Tag etwas ändern kann. „Nimm dein Leben selbst in die Hand!" ist so leicht gesagt und die Schwierigkeit merke ich immer erst bei der Umsetzung. Doch allein die Möglichkeit macht Platz für die großen Träume, die Sehnsüchte und die Hoffnung. Hoffnung, dass nach jeder schwierigen Zeit eine Unbeschwertheit folgt und möglicherweise auch die eigene Anerkennung. Für jedes Problem gibt es eine Lösung, die nicht unbedingt immer direkt zu erkennen ist. Wenn ich in Erinnerungen abschweife, sind es nicht immer nur die schönen. Oft sind es auch die, die mich auf die Probe gestellt haben. Die, die mir das Herz immer und immer wieder brachen und bei der jede Träne, die ich vergoss es sich fast so anfühlte als würde ich ein Stück von mir selbst verlieren. Erinnerungen, die noch immer schmerzten und mir manchmal alle Hoffnung nahmen. Kurze Augenblicke, in denen ich Menschen das letzte Mal sah und in denen ich nicht immer wusste, dass es das letzte Mal war. Und plötzlich bekam jedes letzte Wort, jedes letzte Gespräch und jedes letzte Lächeln eine so wichtige Bedeutung, so dass ich mir immer wieder vornahm, anderen Menschen zu sagen, wie viel sie mir bedeuten. Doch auch dabei falle ich immer wieder in alte Muster zurück und habe Angst davor Gefühle zu gestehen. Dabei kann der eigene Mut so oft mit Liebe belohnt werden.
Und neben all den dunklen, schmerzhaften Erinnerungen, gibt es auch die, die dein Herz mit Liebe und deine Augen mit Freudentränen füllen. Momente, in denen du weißt, dass du gerade zur richtigen Zeit am richtigen Ort bist und Blicke, die sich fast anfühlen, als würde jemand durch dein ganzes Wesen dringen. Und wenn sich dann auch noch dein Strahlen in den Augen der anderen Person spiegelt, dann weißt du, dass es der Beginn von etwas Wunderschönem sein könnte. Doch dafür musst du dich öffnen und verletzbar machen, dafür musst du zeigen, wer du wirklich bist und so lieben, wie es kein anderer könnte."

Es war das erste mal seit Monaten, dass ich in mein Tagebuch schrieb. Früher hatte ich das fast jeden Abend gemacht, bis mir irgendwann der Spaß daran vergangen war. So kam es, dass ich nur noch ab und zu meine Gedanken aufschrieb, meistens wenn mir etwas auf dem Herzen lag und ich mit niemandem darüber reden wollte. Heute hatte es keinen konkreten Anlass dazu gegeben, aber trotzdem fühlte ich mich im Gedankenstrudel gefangen. Ich legte mein Tagebuch auf den Boden meines Balkons und schaute in den Himmel, um die vereinzelten Wolken zu beobachten, die langsam vorbeizogen. Es war früh am Abend und ich versuchte die letzten Minuten allein zu genießen, bevor ich mich mit ein paar Kollegen zum Essen traf. Obwohl es mittlerweile schon Herbst war, war die Luft noch angenehm warm, so dass meine Wolldecke völlig ausreichte, um hier draußen nicht zu frieren. Erschöpft trank in den letzten Schluck von meinem Kaffee und stellte die Tasse ebenfalls auf den Boden. Der Vormittag in der Schule hatte mir mal wieder jegliche Energie geraubt, momentan war durch die ganzen Klausuren und Klassenarbeiten bei den Kleineren viel los. Dann standen allerlei Exkursionen und Fahrten an und nebenbei wollte mir ständig jemand eine AG andrehen. Als meine Gedanken zum bevorstehenden Elternsprechtag drohten abzuschweifen, raffte ich mich allerdings lieber auf und machte mich fürs Essen fertig.

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