Hello,
nach diesmal nicht allzu langer Zeit gibt es nun das neue Kapitel. Eigentlich sollte es länger werden und den Aufenthalt von Anne sozusagen beenden, aber ich habe mich nun doch dafür entschieden, es zu splitten. Für alle, die auf Lana warten, bedeutet das also, dass sie erst im übernächsten Kapitel wieder dabei sein wird. Trotzdem hoffe ich, dass euch das Kapitel gefallen wird, vor allem weil wir endlich dahinter kommen, was Anne eigentlich so sehr beschäftigt. Oder zumindest erfahren wir schon mal einen Teil davon ;) Der Song hat mich ein wenig (eigentlich sehr) zu dem Kapitel und auch schon zu denen davor inspiriert, also dachte ich mir, ich füge ihn einfach mal hier ein. Ich hoffe, ihr habt ein schönes Wochenende und viel Spaß beim lesen!
Am nächsten Tag hörte ich nichts von Anne. Es kam keine Nachricht und selbst nachdem ich ihr am Abend geschrieben hatte, bekam ich keine Antwort von ihr. Zunächst dachte ich mir nicht viel dabei, doch irgendwann machte ich mir Sorgen, dass etwas passiert war. Doch diesen Gedanken versuchte ich zu verdrängen, schließlich wollte ich auch nicht zu ihr fahren, um nachzuschauen ob wirklich alles in Ordnung war. Als im Laufe des nächsten Vormittags noch immer keine Antwort in Sicht war, fing ich an mich darüber zu ärgern. Schließlich hatte ich sie gefragt, ob sie Lust hatte, den letzten Abend nochmal gemeinsam zu verbringen. Scheinbar hatte sie aber recht wenig Lust dazu, sonst hätte sie mir vermutlich geantwortet.
Also versuchte ich den Samstag entspannt zu verbringen und sorgte endlich mal wieder für Ordnung in meiner Wohnung. Die letzte Woche war so gut wie alles im Haushalt auf der Strecke geblieben und nun war es mehr als an der Zeit, dass ich mich dem Chaos annahm. Nachdem ich gesaugt und gewischt hatte, entschied ich mich sogar dafür die Fenster zu putzen und den Balkon wieder in den Normalzustand zubringen. Als ich am frühen Nachmittag dann endlich fertig war, setzte ich mich mit einem Kaffee auf den Balkon und genoss die Sonnenstrahlen der Herbstsonne, die noch immer spürbar warm auf der Haut waren. Während ich draußen saß, tippte ich auf meinem Handy rum und schrieb Lana, dass ich mich auf ihre Rückkehr morgen freute. Auch wenn ich mir noch nicht ganz sicher war, wie ich mit dem Thema Anne ihr gegenüber nun umgehen sollte, war ich froh, dass ich sie bald nun wieder um mich haben würde. Sie fehlte mir und ich vermisste sie. Außerdem nahm ich mir vor, endlich zu meinen Gefühlen zu stehen, sobald sie wieder hier sein würde. Wir schrieben eine Weile miteinander, sie hatte gerade eine kurze Pause, bevor sie ihre Abschlusspräsentation halten musste. Als sie mich darum bat, alle Zutaten zu besorgen, damit wir morgen Abend zusammen Sushi machen können, stöhnte ich genervt auf. In den Supermarkt wollte ich nicht nochmal, da war es am Vormittag schon viel zu voll und stressig gewesen. Trotzdem stimmte ich Lana zu liebe zu, die unbedingt selbstgemachtes Sushi haben wollte und kein bestelltes. Also fuhr ich wenig motiviert nochmal zum Supermarkt und besorgte neben den Zutaten fürs Sushi auch direkt ein paar weitere Dinge, die ich ohne Einkaufszettel zuvor vergessen hatte.
Als ich nach dem Einkaufen zurück nach Hause fuhr, staunte ich nicht schlecht, als ich Annes Auto vor unserem Haus stehen sah. Ich konnte beim Vorbeifahren erkennen, dass sie nicht im Auto saß und da vielleicht auf mich wartete. Ich ahnte schlimmes. Nachdem ich die Tür aufgeschlossen hatte, bewahrheitete sich meine Angst und ich konnte Anne und Vera reden hören. Sie war also bei Vera und ich hatte genau zwei Möglichkeiten: Entweder ich ging einfach nach oben und ignorierte sie und ihr Auftauchen hier, oder aber ich klingelte bei Vera und schaute nach, was sie hier und vor allem bei ihr wollte. Ich entschied mich für letzteres und ging mit den Einkaufstüten bepackt zur Wohnungstür, um bei Vera zu klopfen. Das Klingeln konnte ich mir sparen, so wusste Vera immerhin sofort, dass ich es war.
„Hey Hannah, du hast Besuch.", trällerte Vera fröhlich, nachdem sie mir die Tür geöffnet hatte und strahlte dabei über beide Ohren. Ich wusste wirklich nicht, was Anne mit Vera machte, aber es schien definitiv zu wirken. „Was macht Anne hier?", fragte ich sie leise und wollte vorher abklären, was mich erwartete. „Frag sie doch selbst.", sagte Vera und ging in die Küche, in der auch Anne saß. Diese schob sich gerade eine Gabel voller Apfelkuchen in den Mund und schaute mich glücklich an. „Was machst du hier?", fragte ich erneut und diesmal direkt an Anne gerichtet. Ich konnte Vera lachen hören, während sie sich wieder auf dem Stuhl neben Anne niederließ. „Ich wollte dich fragen, ob du heute noch Zeit hast.", sagte Anne, als sie das Stück vom Apfelkuchen runtergeschluckt hatte. „Und deshalb sitzt du jetzt hier bei Vera und isst Apfelkuchen?", genervt stellte ich eine der Einkaufstüten auf den noch leeren Stuhl ab. Anne lächelte mich entschuldigend an und wechselte einen kurzen Blick mit Vera. „Naja, du warst nicht hier und dann habe ich bei Vera nachgefragt, ob sie weiß, wo du steckst.", fing Anne an zu erzählen. „Und dann habe ich sie gefragt, ob sie nicht hier auf dich warten möchte.", beendete Vera die Erzählung und schaute mich zufrieden an. „Außerdem weißt du, dass niemand meinem Apfelkuchen widerstehen kann.", schob sie hinterher und ich fühlte mich einfach nur unwohl bei dem Gedanken, dass sie beiden über mich gesprochen haben könnten. „Der ist wirklich wahnsinnig gut. Kannst du mir das Rezept später mal schicken?", fragte Anne nun an Vera gerichtet und ich konnte mir diesmal ein Lachen nicht verkneifen. „Bist du dir sicher, dass das eine gute Idee ist?", fragte ich Anne und dachte an die verbrannte Lasagne von gestern. Diese warf mir nur einen vielsagenden Blick zu und Vera mischte sich erneut ein: „Vielleicht sollte ich den Ofen im Hausboot mal nachschauen lassen. Damit hatte letztens schon einer der Gäste ein Problem." „Wie dem auch sei, ich werde jetzt mal die Einkäufe hochbringen. Falls du also mitkommen möchtest, wäre jetzt die Gelegenheit dazu.", sagte ich und hob die Tüte wieder vom Stuhl. „Die kannst du mir geben, dann musst du nicht beide tragen.", bot Anne mir an und streckte sofort ihre Hand entgegen, damit sie die Tüte annehmen konnte. Bepackt mit dem Einkauf verabschiedeten wir uns kurz von Vera und gingen gemeinsam die Treppe hoch. Selbst wenn ich Anne nicht ansah, weil sie hinter mir ging, konnte ich spüren, wie angespannt sie war. Wahrscheinlich ahnte sie, dass sie mir noch eine Erklärung schuldete. Als wir meine Wohnung betraten, schaute sich Anne interessiert um und folgte mir in die Küche, damit ich dort die Lebensmittel auspacken konnte. Während ich die Milch und das Gemüse im Kühlschrank verstaute, half Anne mir und legte das Obst in den Obstkorb. „Ganz schön gesund dein Einkauf.", stellt sie fest und lehnt sich gegen die Rückenlehne des Stuhls. „Würde ich mich so wie während des Studiums ernähren, dann würde ich schon 40 Kilo mehr wiegen.", sagte ich lachend und dachte an all die Fertiggerichte, die ich mir so oft nach der Uni warm gemacht hatte. „Es hat sich wirklich so einiges verändert." „Manches ändert sich jedoch nie.", sagte ich ruhig und holte mir ein Glas aus dem Regal. „Möchtest du auch was trinken?" Anne schüttelte verneinend den Kopf und fragte: „Was meinst du damit?" Ohne dass sie es sehen konnte, verdrehte ich meine Augen und fragte mich, ob sie wirklich nicht wusste, was ich damit meinte. „Du bist damals wie heute nur verfügbar, wenn dir danach ist. Ich habe dich gestern gefragt, ob du heute Zeit hast und anstatt mir zu antworten, tauchst du einfach hier auf und gehst davon aus, dass ich sowieso Zeit für dich habe." Als ich mich umdrehte und sie anschaute, konnte ich beobachten, wie sie ihre Schultern hängen ließ und sich mit der Zunge schnell über ihre Lippen fuhr, bevor sie dazu etwas sagte. „Das stimmt nicht und deine Nachricht wollte ich auch nicht ignorieren." „Hast du aber.", unterbrach ich sie und wusste selbst nicht genau, wieso ich so trotzig reagierte. Vermutlich war ich diesmal diejenige mit dem verletzten Stolz und hatte nur wieder das Gefühl gehabt, dass das für Anne alles nur ein Spiel war. „Es tut mir leid, wirklich. Mir ging es gestern, als ich wieder zurück war, einfach nicht gut und dann habe ich vergessen dir zu antworten. Vorhin ist mir das erst aufgefallen und ich bin extra zu dir gefahren, damit wir uns vielleicht doch noch sehen können. Kannst du nicht mal darüber hinwegsehen?", fragte sie und war noch immer die Ruhe selbst. Ich schaute sie prüfend an und dachte daran, dass mir sowieso nichts anderes übrigblieb. Schmollen hatte mich bisher noch nie weit gebracht und ich musste mir sogar eingestehen, dass ich es Anne hoch anrechnete, dass sie so gut wie all meine Vorwürfe in dieser Woche einfach über sich hatte ergehen lassen. Spätestens in dem Moment merkte ich, dass sie sich doch mehr verändert hatte, als ich es bisher wahrhaben wollte. Früher hätte sie sich nicht für solche Kleinigkeiten entschuldigt und meine Beschwerde eher ins lächerliche versucht zu ziehen. „Ja, natürlich. Tut mir leid, dass ich gerade so reagiert habe. Wie war es denn gestern? Hast du alles sehen können, was du dir vorgenommen hattest?", fragte ich nun etwas versöhnlicher nach und wir gingen ins Wohnzimmer, weil es dort gemütlicher war als in meiner kleinen Küche. „Schon gut, ich wusste nicht, dass dich das so beschäftigen würde. Gesehen habe ich gestern so gut wie alles, ja. Aber ich muss sagen, dass ich mir etwas anderes erhofft hatte. Irgendwie dachte ich, dass es mir mehr geben würde, wenn ich ein bisschen was über seine Vergangenheit erfahren würde. Aber im Endeffekt waren es nur Häuser oder Orte, die nichts mehr über ihn ausgesagt haben." Ihre Stimme klang brüchig, während sie sprach und anstatt sich zu mir aufs Sofa zu setzen, ging Anne zu der Fensterfront, die zu meinem Balkon führte. Die Sonne ging so langsam unter und färbte den Himmel in die schönsten Farben, die ein Sonnenuntergang zu bieten hatte. „Wow, dein Balkon hat ja eine traumhafte Aussicht.", sagte sie noch immer mit schwacher Stimme und ich schaute zu ihr rüber und beobachtete sie dabei, wie sie nach draußen starrte und dabei so aussah, als würde sie ins Leere blicken. „Ihr könntet ja mal alle zusammen dorthin fahren, oder nur du mit deinem Vater. Ihr habt doch ein gutes Verhältnis und mit ihm kriegen die Orte vielleicht auch wieder ein bisschen mehr Bedeutung und Geschichte." Ich wusste nicht woher, aber ich spürte, dass etwas nicht in Ordnung war. In der Luft lag wieder diese komische Stimmung, die sich schon die ganze Woche immer mal wieder um Anne gehüllt hatte. Diesmal nahm ich mir vor, endlich zu erfahren was eigentlich mit ihr los war. Egal, ob sie wieder versuchte abzulenken oder nicht. „Ich glaube eher nicht.", brachte sie leise hervor und ich nahm nur durch Zufall wahr, wie etwas plötzlich auf den Boden tropfte. Mein Verstand schaltete zur Ausnahme in diesem Moment einmal blitzschnell und ich sprang vom Sofa auf. „Was ist los?", fragte ich Anne vorsichtig und legte meine Hand auf ihre Schulter, um sie zu mir zu drehen. „Nicht, sonst kann ich nicht mehr aufhören.", sagte sie und wich sofort einen Schritt zurück. Es gelang mir immer noch nicht Eins und Eins zusammenzuzählen und ich tappte weiterhin im Dunkeln. Leicht verunsichert, weil ich Anne so gut wie nie hatte weinen sehen, wusste ich nicht so recht was ich nun machen sollte. Soviel dazu, dass sie ruhig mal Schwäche zeigen sollte. Sie so zu sehen, brach mir das Herz und alles was ich in der Situation tun konnte, war das zu tun, was sich richtig anfühlte. Also ging ich wieder einen Schritt auf sie zu und nahm sie einfach in den Arm. „Das ist mir egal.", sagte ich leise und fuhr mit meiner Hand vorsichtig über ihren Rücken. Für wenige Sekunden blieb sie wie angewurzelt stehen und spannte ihren Körper so sehr an, dass ich das Gefühl hatte einen Eisblock zu umarmen. Von der einen auf die andere Sekunde ließ sie jedoch all ihre Anspannung los und schlang ihre Arme fest um meinen Oberkörper. Ihr Körper bebte und ich konnte spüren, wie unregelmäßig sie atmete. Es war als würde sie endlich ihre Zweifel los und ihren Gefühlen freien Lauf lassen.
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Küstenliebe
Romance•Fortsetzung von Semesterliebe• „Plötzlich stand sie vor mir und ich hatte die Befürchtung, dass mir mein Kopf erneut einen Streich spielte. Mein Herz schlug bei ihrem wunderschönen Anblick noch immer schneller und mein Puls raste, als ihre strahle...