Kapitel 16

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Hey, 

bevor ich mich jetzt in den Semesterferien größtenteils mit meinen Hausarbeiten beschäftigen werde, melde ich mich noch einmal mit einem neuen Kapitel zurück. Vielen lieben Dank dafür, dass ihr mir die langen Zeiten zwischen den Updates (bisher) nicht übel nehmt und trotzdem noch fleißig mitlest und mir eure Meinung mitteilt! Ich hoffe sehr, dass Team Lana nun auch wieder ein wenig auf seine Kosten kommt... 

Genießt den Rest der Woche! :) 


Beklemmend. Das war das einzige Wort, das diesen Tag und mein Gefühl beschreiben konnte. Ein Blick in den Himmel verriet mir, dass es dem Wetter ähnlich zu ergehen schien. Den ganzen Tag über war es drückend warm gewesen, weil die Sonne sich nicht so recht einen Weg durch die zugezogene Wolkendecke bahnen konnte. Auch jetzt spürte ich, wie sich der Schweiß auf meiner Stirn leicht abbildete und ich konnte nicht einmal sagen, ob dies nur am Wetter lag. Nervös schaute ich auf meine Armbanduhr und unterdrückte ein Stöhnen. Ich hatte keine zehn Minuten mehr, um meine Gedanken und meine Aufmerksamkeit wieder in die richtige Bahn zu lenken. Dann würde Lana aus Oldenburg zurückkommen und aus dem Zug steigen. Ungeduldig lief ich auf dem Bahngleis hin und her und versuchte die leicht genervten Blicke der Leute, die ebenfalls auf den Zug warteten zu ignorieren.

Ich fragte mich, wie eine Woche so viel verändern konnte. Oder besser gesagt: Wie ein Wiedersehen so viel durcheinanderbringen konnte. Anne hatte es geschafft, mich und meine Gefühle erneut in Frage zu stellen und das Ganze auf eine Art und Weise, die ich ihr nie zugestanden hätte. Krampfhaft versuchte ich mich davon zu überzeugen, dass nicht nur Lana mich davon abhielt, mir meine Gefühle für Anne wieder einzugestehen. Das, was ich für Anne die letzten Tage über gefühlt habe war einfach nur das, was mein früheres Ich sich so sehr erhofft hatte. Es waren alte Wunschträume und Hoffnungen, die durch einen, nun nicht mehr allzu großen, Zufall ein paar Jahre später erfüllt wurden. Meine Gefühle für Anne lagen an meinem Helfersyndrom und ihrer Lage, ganz einfach. Ich liebte Lana und ich war glücklich mit ihr. Glücklicher und sicherer als ich es mit Anne in der Zeit je gewesen war. Lana war gut für mich und gab mir endlich die Sicherheit, die ich bei Anne vergeblich gesucht hatte. Doch ich konnte die Gedanken in meinem Kopf nicht komplett verdrängen, die sich immer wieder um Anne drehten. Ähnlich wie die Frage danach, wie ich auf Annes Liebeserklärung reagiert hätte, wenn ich nicht mit Lana zusammen gewesen wäre. Doch je mehr ich darüber nachdachte, umso mehr schien mein Schädel zu platzen. Ich wollte mich jetzt wieder auf Lana konzentrieren und auf unsere Zukunft. Bald würden meine Eltern zu Besuch kommen und ich würde ihnen Lana als meine Partnerin vorstellen. Jegliche Vernunft in mir schrie danach, Anne wieder aus meinem Leben zu streichen. Doch wie sollte ich das anstellen? Ich wusste zudem gar nicht, ob ich das wirklich wollte. Fest stand, dass ich Lana nicht anlügen wollte, aber gleichzeitig hatte ich auch nicht vor, ihr von Anne zu erzählen. Aber konnte ich das wirklich mit meinem Gewissen vereinbaren? Zumal ich Anne heute morgen beim Frühstück angeboten hatte, dass sie sich jederzeit bei mir melden könnte. Allerdings kannte ich Anne auch so gut, um zu wissen, dass sie nie darauf zurückkommen würde. Ich zweifelte daran, dass sie sich mir gegenüber noch einmal so öffnen und so verletzlich zeigen würde. Das war ein Ausnahmezustand, der sie ganz offensichtlich aus der Bahn geworfen hatte. Doch sobald wieder ein bisschen Ruhe bei ihr eingekehrt war, würde sie nicht mehr daran denken, dass ich ihr meine Hilfe angeboten hatte.

Als der Zug einfuhr und am Gleis zum Stehen kam, spielte alles in mir verrückt. Gestresst rieb ich meine feuchten Hände an meinen Oberschenkeln und dem Jeansstoff ab, in der Hoffnung, dass Lana nicht mitbekommen würde, wie nervös und durcheinander ich war. Während die Menschen aus dem Zug strömten, versuchte ich zwischen den Köpfen Lanas Kopf zu entdecken. Ich erschrak, als mir jemand von hinten an die Schulter fasste und schien aus meiner angespannten Starre endlich zu erwachen. Als ich mich umdrehte, stand Lana vor mir. Strahlend und wunderschön wie immer.

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