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„Geschmacksloser geht's nicht mehr, was?" hallte Dustins Stimme am nächsten Tag in den großen Ritualraum wider. Er stand in der Mitte des Raumes, direkt vor einer kleinen Erhöhung. Links und rechts führten immer zwei Stufen zu dem dort stehenden Steinaltar. Finnian, der neben ihm stand, legte den Kopf schief. „Ich finde es hier schön, vor allem die Fenster." Sein Blick lag auf eines der zwei großen Fenstergemälde. „Diable war eben schon immer für die elegante Fensterkunst bekannt."

Das Fenster zeigte eine Frau, die auf einer Art Thron aus Schlangen zu sitzen schien, auf einer ihrer Hände abgelegt. Die Hälfte ihres Gesichts war von einer goldenen Maske verdeckt, von der sieben lange Spitzen im Halbkreis abstanden. Um ihren Hals trug sie eine dicke ebenso goldene Kette, die man gut im Kontrast zu ihrem weißen, simplen Kleid sehen konnte.

„Sie scheint so... böse, aber auch mysteriös, wie die perfekte dunkle Seele, die aber nicht immer eine war."
„Ach, du meine–", Dustin fuhr seine Hand über sein Gesicht, „Könntest du oar mal normal sprechen? Ich waoß net, ob du's woaßt, aber koaner hier versteht da blumisch oder was a immer des für eine Sprache sa soll."

„Ich verstehe ihn", kam es von Victoria, nicht einmal von dem Buch in ihrem Schoß aufschauend. Sie saß hinter ihnen auf dem Boden, noch einmal nachlesend, wie man das Ritual aufstellen musste. Dustin rollte seine Augen, hielt dann aber den Mund. Finnian gab ihr ein kleines dankbares Lächeln und gesellte sich zu ihr auf die kalten Fliesen. Seine Beine streckte er, anders als sie, die im Schneidersitz saß, über die zwei Stufen.

„Hast du wirklich alles lesen können?", fragte er sie zögerlich und bekam ein Nicken. „Stellt die Kerzen in einem Kreis auf", leitete sie die Diener des Königs an, welche sofort gehorchten. König Kian hatte darauf bestanden, dass nicht sie, sondern seine Diener das Ritual aufbauten. "Es ist das Mindeste, was ich tun kann", hatte er gesagt.

So formte sich langsam der Platz für das Ritual. Wie das Buch sagte, war die Grundlage das Pentagramm, welches direkt vor dem Altar mit Steinen in den Boden gebaut war. Direkt an die Spitze, in Richtung Altar, stellten sie einen bodenlangen Spiegel. Die Kerzen wurden an jeder Ecke des Sterns platziert. Um das Konstrukt wurde Salz gestreut. Der Kelch, voll mit Weihwasser, stand in der Mitte des Pentagramms.

Nun mussten sie den Raum nur noch mit Schwefel reinigen. Alle vier setzten sie sich in den Kreis, dabei zuschauend, wie langsam eine Rauchschwade aufstieg. „Alles gut?" fragte Godfrey, welcher gegenüber von ihm saß. Finnians Nase rümpfte sich, während er nickte. „Alles gut. Ich... mag den Geruch nur nicht", erklärte er. „Auf Geruch reagiere ich empfindlich, weißt du?" Godfrey nickte stumm.

Bald kam der König in den Raum. „Ah, wie sehr es mich freut, dass ihr so eifrig arbeitet", grinste er, gefolgt von seinen zwei Leibwachen. Mit ein paar langen Schritten stand er am Altar, in das Buch schauend, das Victoria dort hingelegt hatte, kurz bevor er kam. Fasziniert betrachtete er ihr Werk von der kleinen Erhöhung, dann klatschte er in die Hände. „Also gut, worauf wartet ihr? Fangt an."

Unsicher nickte Victoria und nahm den gefüllten Kelch. Sogleich nahm das Mädchen einen großen Schluck. Tatsächlich schmeckte es nach ganz normalem Wasser, was Victoria etwas verwunderte. Davon ließ sie sich aber nicht beirren und gab den Kelch weiter, bis er wieder leer bei ihr ankam.

Nun kam der Part mit dem Blut von jedem im Kreis, laut der Anleitung im Buch. König Kian überreichte ihr ein Nordmann-Messer mit dem netten Hinweis: „Falls einer von euch sich während dieses Rituals umbringen sollte, töte ich nicht nur die anderen, sondern lösche auch seine Familie sowie das ganze Dorf gleich mit aus."

Sie schluckte bei den Worten des Königs. Der Schweiß brach ihr aus, die Klinge schwebte nur ein paar Zentimeter über ihrer Haut. „Jetzt mach schon", drängte sie König Kian, worauf sie einen Schnitt quer durch ihren Handballen zog. Sofort biss sie sich auf die Lippe, Tränen sammelten sich in ihren Augenwinkeln. Der Schnitt war zwar nicht tief, fing aber augenblicklich an zu bluten.

Victoria hielt ihre Hand über den Kelch, rote Tropfen liefen ihre Haut hinunter. Als Nächstes hielt Godfrey das Messer in der Hand. Nur zögerlich nahm er seine Bandage, die er um seine rechte Hand trug, ab. Die kleinen Kratzer von der Steinwand waren wieder verheilt, doch jetzt würde eine viel größere Narbe entstehen. Alle schauten ihm zu, wie er sich den Schnitt setzte. Schmerz durchzuckte ihn, worauf er unfreiwillig ein Zischen von sich gab. Auch sein Blut floss in den Kelch.

Fertig geblutet wickelte er den Leinenstoff wieder um seine Hand und gab das Messer an Finnian weiter. Das Lächeln des Kronenträgers wuchs. Hygienisch war das alles nicht, deswegen wischte Finnian die blutige Klinge mit seinem gestrickten Hemd ab, ehe er es den zwei vor ihm gleichtat. Ein kleiner Laut des Schmerzes kam über seine Lippen, als auch sein Blut geopfert wurde, um den Teufel zu beschwören.

Zum Schluss war Dustin an der Reihe. Man konnte sehen, wie stark seine Hand zitterte, während das Messer immer näherkam. Doch er brachte es einfach nicht übers Herz, sich selbst weh zu tun. „Nein, ich kann des net."

Aber er musste, schließlich war er Teil des Rituals. Das sagte ihm Victoria auch noch einmal, jedoch ohne Erfolg. Immer heftiger schüttelte er seinen Kopf. „Na, i will das net!", schrie er, das Messer fern von seiner Hand haltend. Doch in dieser Situation half es nicht viel. Mit einem Seufzen nahm Victoria seine Hand in die eine und das Messer in die andere Hand. „Halt still", sprach sie sanft, doch wie Dustin war, tat er es nicht.

Wild zappelnd versuchte er, sich von ihrem Griff zu lösen, sogar als Godfrey ihn festhielt, wehrte er sich noch. „Beruhige dich, Dustin", versuchte Finnian ihm zuzureden. „Es wird nur kurz wehtun." Doch egal, was sie sagten, der Dunkelrote wehrte sich mit Füßen und verzweifeltem Protest.

Das ging so lange, bis sich Victoria ein Herz fasste und zustach. Sie traf direkt die Mitte von Dustins Hand, worauf er sofort anfing loszuschreien, als hätte man ihn lebendig aufgespießt.

„Es tut mir leid", entschuldigte sie sich leise. Nie hätte sie gedacht, dass sie jemandem wehtun müsste. Der letzte Tropfen der dicken, roten Körperflüssigkeit landete im nun halb vollen Becher. Dustins Hand ballte sich um den Ärmel seines Hemdes, als sie ihn wieder losließen.

Victoria nahm den Becher in die Hand, welche stark zitterte. Schließlich war sie kurz davor, mit dem Teufel Bekanntschaft zu machen. Die Augen des Königs ruhten auf ihr. „Tu es!", drängte er sie, was Victorias Atem schneller gehen ließ.

Mit einer schwungvollen Armbewegung spritzte sie das Blut an den Spiegel und sprach die Sätze aus dem Buch laut: „Teufel, komm raus!"

Wie rote Farbe lief das Blut das Glas hinunter, welches plötzlich und abrupt zersplitterte. Lila Rauch kam auf, der wie eine große Wolke aus dem Spiegel entwich und diesen komplett einhüllte. Erschrocken wichen alle ein Stück zurück von dem unbekannten Gas, das sich schnell auftürmte. Plötzlich ertönte ein ohrenbetäubendes Grollen, das wie Donner durch den Ritualraum hallte.

Die Umrisse einer Kreatur wurden im dichten Rauch sichtbar.

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Endlich haben sie das Ritual gemacht, die Geschichte nimmt an Fahrt auf.

Da es ja nun viel um Blut gegangen ist, ist meine Frage, könnt ihr Blut sehen oder nicht?

Im Moment bin ich in Siegen auf einen Event mit 2.5 tausend Leuten. Sehr hyperaktiv, aber cool 👌🏻

Anyways,

Ich hoffe, ihr habt noch einen schönen Tag/ Nacht, bye icecreamies

Creamy moon

GingersWo Geschichten leben. Entdecke jetzt