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Godfrey atmete tief ein, bevor er zu erzählen begann. „Es ist eine lange Geschichte", waren seine ersten Worte, nur um sicherzugehen, dass er Nathan nicht damit aufhalten oder noch schlimmer auf die Nerven gehen würde. „Ich habe Zeit", lachte Nathan, seine Hand legte sich auf Godfreys. Er konnte immer noch nicht glauben, dass er ihn wieder sah. „Außerdem habe ich deine Stimme vermisst, Schokostückchen". Schokostückchen war der Spitzname, den Godfrey schon seit Beginn ihrer Freundschaft trug.
Er kam davon, dass Godfrey es geliebt hatte, Schokolade zu essen, wenn es im Waisenhaus neue gab. Dort hatten sich die beiden kennengelernt, im Waisenhaus von Rosepark, ein Haus des Graunes in dem man für falsches Verhalten geschlagen wurde, eine ganze Regel Liste hatte und Freude verbannt wurde. Genau in dieser dunkeln Zeit, die Godfrey seine Kindheit nennen musste, hatte sie das Schicksal, nicht gewollte Kinder zu sein, hatten sie sich getroffen.
Nathan war wie der Lichtschimmer einer Kerze für Godfrey gewesen und hatte ein paar schöne Erinnerungen zwischen Trauma und Schmerz gesetzt. Bis...daran wollte Godfrey nicht denken. Stattdessen konzentrierte er sich darauf, endlich zu erzählen, wie er hierhergekommen war.
„Wo fange ich an?", murmelte er, sich auf das Kinn tippend, Nathan schaute ihn Aufmerksam an, „Also, es begann alles damit, dass ich Wache gestanden hab, für ein paar Jungs aus den Kinderheim, die unbedingt Wein aus dem Weinkeller stehlen wollten" begann er zu erzählen.
„Das hat sich immer noch nicht geändert?" Nathan schüttelte enttäuscht den Kopf. Godfrey nickte, leicht seufzend, „Ja, etwas muss in diesem Zeug drinnen sein", dass dieses „Zeug" Alkohol hieß, wussten sie nicht. „Es war eigentlich alles ruhig, bis diese Männer aufgetaucht sind" erzählte er weiter, Nathan stutzte „Männer? Welche Männer?".
Godfrey zuckte mit den Schultern „Alles ging so schnell, ich konnte mich nicht einmal wehren, da war ich schon betäubt". Die grau-blauen Augen seines Freundes weiteten sich, „Unfassbar, und du kannst dich nicht daran erinnern, was mit dir gemacht wurde?". Godfrey schüttelte den Kopf erneut, er konnte sich nur noch an das erinnern, was nach seinem Erwachen passierte. Wie sollte er das auch vergessen?
„Ich bin ganz alleine in einem Raum aufgewacht, ab da weiß ich wieder alles. Das war auch der Ort, an dem ich die anderen zum ersten Mal getroffen habe. Erst William, dann Milo und als Letztes Aveline" er zählte die Namen an seiner Hand ab. Nathan hörte ihm gespannt zu.
„Zusammen wurden wir zum König gebracht und er hat uns den Auftrag gegeben, den Teufel zu beschwören, damit er ihn eine Frage stellen kann". Nathan hob eine Augenbraue: „Warum habt ihr nicht einfach abgelehnt?"
„Dann hätte er uns verbrennen lassen" antwortete Godfrey ohne zu zögern. Nathan kippte die Kinnlade runter „Was?! Man hat dich mit dem Tod bedroht?".
Godfrey nickte „Warte ab, bis ich dir erzähle, was noch passiert ist". So erzählte er ihm vom Buch, der Besorgung der Zutaten, dem Ritual, wie der Teufel aufgetaucht war und der König seine Frage gestellt hatte, sowie davon, wie sie fast als Deal-Opfer geendet wären und deswegen flüchten mussten.
Je mehr Nathan erfuhr, desto größer wurden seine Augen. „Poah" er stützte sich mit der Hand an die Reling, dabei seinen Kopf schüttelnd „Und deine Hand? Wie geht es der jetzt?", fragt er. Godfrey hob seine Hand, um ihm den Verband zu zeigen, der mittlerweile eher blutrot als weiß war. Dazu hatte er durch den Kontakt mit Wasser an Form verloren und war aufgequollen.
Nathan schaute sich den Verband an, ehe sich seine Hände darum legten. „Ich will ja nichts sagen" meinte er „aber das schaut nicht gut aus." Sein Ton wurde ernst.
„Ich weiß" seuftze Godfrey, den Kopf hängen lassend „es tut auch weh, seit wir hier sind".Nathan schaute ihn besorgt an, ungern wollte er seinen Freund wieder Leiden sehen, also traf er eine Entscheidung. „Du kommst mit zu meiner Mutter" beschloss er ohne zu zögern, griff nach Godfreys gesunder Hand und zog ihn mit sich unter Deck. Godfrey folgte ihm, ohne zu protestieren.
Gleich bei der zweiten Tür machten sie halt und Nathan klopfte an die Tür. Wenige Minuten später kam ein dumpfes „Ja?" durch das Holz. Godfrey folgte Nathan mit ins Zimmer. Dort, an einen dunkel Hölzernen Schreibtisch saß eine Frau. Ihre Haut war gebräunt, ihr Haar schwarz und ihre Kleidung bestickt mit Mustern. Überrascht stand sie auf. „Na nu? Wen bringst du mir denn da mit, mein Liebster?" fragte sie Nathan, der seinen Gast sofort vorstelle: „Das ist ein guter Freund von mir Mama, Go-Rrousel". Sie nickte und gab Godfrey mit einen freundlichen lächeln die Hand „Schön dich kennenzulernen Rousel" Godfrey erwiederte die Geste, ein schmales grinsen auf den Lippen „Die Freude ist ganz auf meiner Seite". Ihr entging nicht Godfreys rechte Hand. Erschrocken hielt sie die Luft an, eine Hand an ihrem Herzen „Magandang mabait!" kamen die philippinischen Worte über ihre Lippen „Was hast du denn mit deiner Hand gemacht?" sie griff sanft danach, was Godfrey auf zischen ließ.
Es tat wirklich weh. Nathan schilderte ihr sofort die Lage: „Er hat sich geschnitten". Die Frau nickte „Das muss verarztet werden, schnell setzt dich" sie leitete Godfrey zu einen Holzstuhl, worauf er sich niederließ. Auch sie setzte sich, zog eine große Ledertasche auf ihren Schoß, öffnete diese und suchte darin nach etwas.Nathan zog sich in der Zwischenzeit auch einen Stuhl heran, um neben Godfrey sitzen zu können. „Das ist meine neue Mutter", flüsterte er ihm zu, „Juana," Godfrey war der Name durchaus bekannt, von damals. „Sie ist Ärztin und kommt ursprünglich aus den Sümpfen hinter den Zwillingsbergen", fuhr Nathan fort, „Aber wir reisen gerade nach Wihsae. Man sucht dort nämlich händeringend nach Ärzten".
Dort brachte sie das Schiff also hin, ins Land hinter der Bergkette. Godfrey nickte nur leicht, seine Augen waren auf Nathans neue Mutter gerichtet. Sie war dort gewesen, sie sah fast gleich aus, nur etwas älter. Godfrey spürte wie sein Magen sich zusammenzog bei den Gedanken an damals, den Tag, Sie, das Kinderheim, die Schläge.
Er schüttelte den Kopf und versuchte die Gedanken zur Seite zu schieben. Endlich hatte Juana das gefunden, was sie suchte. Ein Glasbehälter der mit Wollbällchen gefüllt war, ein Gefäß aus Braunglas, dazu eine Heilsalbe und neuer Verband. Die drei Dinge stellte sie auf den Schreibtisch und nahm vorsichtig Godfreys Hand wieder in ihre.
Sie sah, wie Godfrey auf seiner Lippe herum biss. „Keine Sorge, ich schau erst mal nur, wie schlimm es ist" versuchte sie ihn zu beruhigen und befreite seine Hand von dem Verband. Erschrocken musste sie erneut nach Luft schnappen, denn die Wunde war vereitert und ringsum gerötet. Besorgt schaute Juana ihn an: „Was ein Glück, dass ich dir helfen kann, das muss, sofort behandelt werden." Sie öffnete den Wolle-Behälter, zupfte ein Büschel heraus und tröpfelte ein, zwei Tropfen aus dem Glas darauf.
„Das könnte etwas brennen", warnte sie, bevor sie vorsichtig Godfreys Wunde abtupfte. Der Körper des Jungen spannte sich an, seine Hand griff nach Nathans. Dieser strich mit seinen Daumen über den Handrücken seines besten Freundes und leistete ihm psychischen Beistand, bis Juana mit ihrer Behandlung fertig war.
„Es ist zwar entzündet, aber das wird schon wieder", versicherte sie beruhigend und begann, die Heilsalbe aufzutragen. Dann legte sie den neuen Verband an. „Du musst ihn täglich wechseln und jeden zweiten Tag die Salbe um die Wunde herum auftragen. Und", sie schaute Godfrey ernst an, „musst mich sofort informieren, wenn es nicht besser wird." Godfrey nickte dankbar. „Danke, Juana". Sie lächelte ihn warm an, „Du bist jederzeit willkommen."
Was eine nette Frau sie doch war, am liebsten hätte sie Godfrey auch Mama nennen können, doch das Schicksal hatte nicht in seine Hände gespielt. Er schüttelte den Gedanken ab, seine Lippen formten sich wieder zu der üblichen Linie. „Na Komm" Nathan zog ihn an der Hand nach oben „Ich will mehr Zeit mit meinen liebsten Schokostückchen verbringen". Juana rief ihnen nach: „Passt gut auf euch auf!", ehe die Tür ins Schloss fiel.
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Wörter: 1227
Nach Wihsae geht es also, was sie da wohl erleben werden?
ly creamy moon
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Gingers
Fantasy// "Die Legende besagt, dass rotes Haar das Symbol des Bösen ist. Es vereint Feuer, Wut und Warnung zugleich. Diejenigen, die diese Haarfarbe tragen, werden als Nachkommen jenes Wesen angesehen, die einst aus dem Himmel verbannt wurde - den Teufel...