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TW: Trauma (verlust einer geliebten Person)

Verwundert öffnete Godfrey seine Augen. Er war nicht mehr im Wasser, nein er war in einen Raum. Er kam den Ältesten bekannt vor. Doch wie konnte er plötzlich hier sein? In einen Raum der weit weg war?

Langsam stand er auf, um sich besser umschauen zu können. Die Wände waren unverputzt, die Fenster nur einfache Holzrahmen. Mehrere einfache Betten standen im Raum verteilt, darin schliefen kleine Jungen. Nur einer der kleinen lag auf den Boden. Er trug die gleiche Haarfarbe wie Godfrey selbst, weiße Kleidung und die Kette von Rosepark um seinen Hals. Es war er, sein eigenes Ich, nur jünger und doch nicht anders.

Traurig lag der kleine Junge da, bis die Tür aufging. „Nathan?", müde rieb sich der Kleine die Augen. Tatsächlich war es Nathan, so wie er jung und etwas freudiger.

„Godfrey! Schau, was ich gefunden habe." Nathan hielt zwei Schokoladentafeln hoch. Der junge Godfrey schaute auf „Schokolade", stelle er leise fest, seine kleinen bernsteinbraunen Augen leuchteten auf, als er die Süßigkeit in den Händen seines besten Freundes sah.

Dieser nickte kräftig, mit kleinen Schritten kam er zu ihm rübergelaufen, um sich auf das kleine Strohbett zu setzen. Er reichte ihm die Schokolade „Komm schon, iss ein bisschen mein Schokostückchen" forderte er Godfrey auf, der aber nur den Kopf schüttelte und erwiderte ‚Die Erzieherinnen haben und doch verboten, nachts wach zu sein, wir sollten besser schlafen'. Nathan winkte ab „Ach, die mit ihren dummen Regeln, wir essen einfach ganz schnell", meinte er, drückte Godfrey die Tafel in die Hände und fing an seine eigene zu essen.

Ein leichtes Lächeln kam auf die Lippen des älteren Godfreys. Ihn hatte Schokolade damals so gut geschmeckt, auch wenn sie sich diese klauen mussten. Der kleine Godfrey konnte nicht widerstehen und brach ein Stück ab. Sein Gesicht zu urteilen, schmeckte es ihm vorzüglich.

Hier mit Nathan sitzen zu können, war eine seiner wenigen guten Erinnerungen, die er am Waisenhaus hatte. Er war der Einzige, der ihn gemocht hatte. Als Außenseiter in einem Waisenhaus war er damit aufgewachsen, dass Leute ihn nicht mochten.

Geborgen in ihrer Zweisamkeit genossen sie die so seltene Süßigkeit. „Ah ich mag Schokolade so sehr wie dich" meinte Nathan fröhlich, was den kleinen Godfrey schüchtern lachen ließ „Deswegen hast du mich ja Schokostückchen genannt" freute sich der rothaarige, die Erinnerung als er ihn das erste Mal so genannt hatte, war fest in seinem Herz.

„Weißt du, Godfrey, ich hoffe, wir können irgendwann beide adoptiert werden", sagte er, näher zu ihm rutschend, um richtig mit ihm zu kuscheln. Der ältere Godfrey spürte einen scharfen Schmerz in seinem Herz, als Nathan das sagte. Sie hatten so sehr gehofft, dass sie eines Tages jemand zusammen adoptieren würde als „Brüder".

Der kleine Godfrey lächelte „Versprochen" sie verbanden ihre kleinen Finger als ewigen Schwur. Damals hatte er noch nicht gewusst, dass dieses Versprechen zum Brechen verdammt war.

Das, was er nicht kontrollieren konnte, die Haarfarbe, die er schon seit seiner Kindheit mit sich trug, wurde ihm damals zum Verhängnis. Es war der Adoptionstag gewesen, an dem Familien, die gerne Kinder haben wollten, nach Rosepark kamen, um sich die Kinder des Waisenhauses anzuschauen. Es war, als würden sie sich ein neues Haustier zulegen.

Die Erinnerung vor seinen Augen verblasste und wechselte zu diesem Tag. Er sah einen etwas älteren Godfrey und Nathan nebeneinanderstehen. Beide gerade mal 17 wie auf den Tafeln stand, die sie in der Hand hielten.

„Godfrey Mellark, 17"

„Nathan Jacobsn 17"

Eine Frau stand vor ihnen, schaute sich die zwei genau an „Rote Haare", murmelte sie und fasste Godfrey skrupellos in die Haare. Er zuckte zusammen, drehte seinen Kopf aber nicht weg. Auch wenn es unhöflich und unmenschlich war, sie so zu behandeln, war es ihre einzige Chance, hier rauszukommen.

Godfrey schielte zu Nathan rüber, nachdem die Frau von ihm abgelassen hatte und stattdessen jetzt Nathan inspezierte. Ein Lächeln kam auf ihre Lippen. "Ich will ihn hier", sagte sie entschlossen, ihr ausgestreckter Zeigefinger auf Nathan.

Der Braunhaarige schaute zu Godfrey zurück „ Ma'm ich will aber, dass er mit adoptiert wir-" Einer der Aufseher stieß ihn in die Seite, "Sei still und freu dich lieber", zischte er. Die Frau bekam dies nicht mit, zu sehr im Gespräch mit einem anderen Aufseher „Sind sie sich sicher, dass sie nur ihn adoptieren wollen?" , fragte dieser sie gerade, „Er ist es nicht gewohnt alleine zu sein".

Die Frau schaute zu ihm rüber „Oh, ich würde nur zu gerne noch ein Kind adoptieren, aber ich will mich nicht sofort überlasten." gestand sie leicht lachend „Ah, na dann, sie sind auf jeden Fall jederzeit hier willkommen" er griff Nathans Hand und zog ihn nach vorne.

Wie angewurzelt musste Godfrey mit ansehen, wie sein bester Freund adoptiert oder eher verkauft wurde. An der Hand der Frau ging Nathan durch die Doppeltüren des Waisenhauses. Ein letztes Mal schaute er über seine Schulter zu ihm, Schmerz in beiden Gesichtern.

Godfrey hatte Nathan nie gehen lassen wollen. Nicht seinen besten Freund, das einzige, was er liebhatte und ihn Freude gebracht hatte. Doch das Schicksal hatte andere Pläne gehabt, riss die zwei auseinander, Nathan in seine neue Familie und Godfrey legte es in die Ketten seines Waisenhauses.

Ohne Nathan erlosch die schwache Flamme in Godfreys Herz. Er wurde zu dem, was er war, ein Junge ohne Emotionen, ohne Freude oder Liebe. Ja, das Waisenhaus hatte den jetzigen Godfrey geformt. So hart und doch so verletzlich von innen.

Die Nacht, in der er entführt wurde, war auch die Nacht gewesen, in der er weggelaufen war. In dieser Nacht hatte sich Godfrey auf den Weg gemacht, um Nathan wiederzufinden oder zu sterben.

Ihn auf dem Schiff zu treffen, war reiner Zufall.

Kurz bevor Dustin ihn im Saal zu sich gezogen hatte, war er so glücklich wie noch nie gewesen. Nathan hatte ihm erzählt, dass Juana ihn sofort adoptieren wollte, sobald sie auf festes Land wieder waren. Nun war sie erfahren genug, um sich um zwei Kinder zu kümmern. Godfrey hatte sich so gefreut, endlich ihr Versprechen einlösen zu können.

Nur das Schicksal wollte es nicht so. Es hasste ihn wahrhaftig.

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