Kapitel 13 (V+F)

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In der Nacht teilten sie sich auf die zwei Doppelbetten auf. Victoria lag mit Finnian in dem einen, das nahe der Tür stand. Still lagen sie nebeneinander, eine angenehme Aura um sie herum. Eine Kerze brannte auf dem Nachttisch, ihre Decke war warm.

Sie hatten Nachthemden bekommen, endlich mussten sie nicht mehr in den Kleidern schlafen, die sie den ganzen Tag angehabt hatten. Trotzdem schliefen sie noch nicht, da Dustin und Godfrey nicht da waren. Sie hatten ausgemacht, auf alle zu warten, bevor sie schlafen gehen würden.

Einige Zeit verging, bis Finnian anfing, sich zu bewegen. Victoria drehte sich auf die Seite und sah, dass er seine Muttermale betrachtete. „Was machst du da?", fragte sie neugierig, ihren Kopf auf einer Hand stützend. Finnian schaute zu ihr auf und lächelte sie an, „Ach, ich schaue nur auf meine Muttermale". „Warum? Hast du etwa Angst, dass sie verloren gehen?" scherzte sie, darauf bedacht herauszufinden, was Finnian dazu verleitet hatte.

Ihm schien dies aber peinlich, da er es mit der Ausrede „Es ist nur eine Angewohnheit" abstreiten wollte. Victoria kam es jedoch vor, als stecke mehr dahinter. Also hakte sie nach, „Sicher?" Du kannst es mir erzählen, ich verspreche dir, ich werde es nicht komisch finden". Kurz zögerte Finnian noch, dann erklärte er „In Village Fou, meinem Heimatdorf, ist es ein Brauch durch Muttermale zu deuten, was man einst im früheren Leben war und getan hat", erklärte er.

Um ihr es zu demonstrieren, hob er seinen Arm und deutete die Muttermale, die er dort hatte, für sie. „Dieses hier" er zeigte auf ein Mal an seinem kleinen Finger „Soll dafürstehen, dass ich in meinen früheren Leben ein guter Mensch war". Fasziniert hörte ihm Victoria zu „Du kommst aus Village Fou?" fragte sie schließlich erstaunt, worauf Finnian schüchtern nickte. Village Fou war nicht recht beliebt im Lande, da es dort, laut der bösen Zungen, nur so von Hexen und verrückten Menschen wimmelte.

Doch Victoria dachte so nicht, für sie war das Dorf Village Fou geheimnisvoll und nicht abschreckend. Zwar hatte es eigenartige Bräuche, aber sie glaubte fest daran, dass, sobald man diese einst verstanden hatte, diese nicht mehr so unschlüssig sein würden.

„Interessant", meinte sie schließlich. Ihr Blick wanderte an sich selbst herunter. „Kannst du meine Muttermale auch deuten?", fragte sie, worauf Finnian nickte. „Ja, zeig sie mir" er setzte sich auf und beobachtete Victoria, wie sie den Saum ihres Nachthemdes leicht hochzog, um ihm ein Muttermal an ihren Knöchel zu zeigen. Seine Augen studierten den braunen Fleck.

Finnian fand Victorias Haut besonders schön. Wie ein Nachthimmel. Ihre Sommersprossen, die ihren ganzen Körper bedeckten, waren die Sterne am Himmelszelt. Das Muttermal hingegen war der Mond, die graue Kugel, die jede Nacht am Himmel schien. Seine Augen musterten den Fleck und bald erkannte er etwas in ihm. „Du bist in deinem früheren Leben viel gewandert oder warst sogar ein Nomade" deutete er schließlich.

Zufrieden lächelte Victoria, „Kannst du auch das hier deuten?", fragte sie und knöpfte die ersten Knöpfe des Nachtgewands auf. Aus Respekt schaute Finnian weg, bis Victoria seine Hand plötzlich nahm und auf ihr Brustbein legte. Ihre Haut fühlte sich warm an unter seinen Fingern.

Nur zögerlich schaute er auf das deutlich größere Muttermal. Finnians Wangen färbten sich leicht pink und er brauchte ein paar Minuten, um eine endgültige Antwort zu geben. Victoria entspannte sich, seine Hand störte sie kaum und fühlte sich sogar angenehm an.

„Also, ein Muttermal auf der Brust bedeutet, dass du im früheren Leben sehr liebevoll warst und dich um andere gekümmert hast", erklärte er, bevor er seine Hand zurückzog. Sie nickte leicht „Dein Dorf hat dir etwas sehr Schönes beigebracht" schmeichelte sie ihn, worauf er verlegen zu Boden schaute. „Danke", flüsterte er. Victoria sah den leichten Unterschied seiner Hautfarbe deutlich im Licht der Kerze und kicherte.

Ihr Lachen war ansteckend für Finnian, denn auch er fing an zu kichern. Sein Blick fiel auf ihre Lippen. Sie waren etwas trocken und hielten sich an ihre helle Hautfarbe. Nur ein brauner kleiner Fleck machte einen Unterschied hinein. Ein weiteres Muttermal. Finnian beugte sich etwas nach vorne „Da ist ja noch eins", murmelte er, seine Hand legte sich leicht unter ihr Kinn und sein Daumen zog ihre Unterlippe etwas runter.

Verwundert hielt Victoria inne, ihre Augen wurden groß. Seine Augen trafen auf ihre „Du wurdest früher oft geküsst", seine Stimme war leise und sanft. Sein Atem strich Victorias Wange, während sie in dieser Position verharrten.

„Geküsst?" Wiederholte Victoria, ihre Stimme nur ein Hauch. Doch bevor etwas weiteres passieren konnte, wurde die Tür aufgestoßen und Godfrey kam mit Dustin herein. Die zwei Jungs blieben stehen, als sie sahen, wie nah sich Finnian und Victoria waren.

Sofort lösten sich die beiden voneinander und für einen Moment herrschte komplette Stille zwischen ihnen. Dustin war der erste, der seine Stimme wiederfand. „Habt ihr euch a Busserl gebn?" fragte er misstrauisch, sein Gesichtsausdruck angewidert. „Nein, er hat nur meine Muttermale angeschaut", verteidigte sich Victoria sogleich, schnell ihr Nachthemd zuknöpfend.

Dustin nickte „Muadermale oaschauen, is eh kloar." Während er redete, kam sein Heimatdialekt durch. „Jetz pass amoil aaf." Finnian schaute beschämt auf den Boden, während Godfrey nur über den Dialekt des jüngeren schmunzeln konnte. „Seit i zwölfe worn bin, war i bei jed'n Festl in Demarrel dabei und do bussa si olle in jeda freian Eck." Seine Augen wechselten zwischen den beiden Hin und Her „I woaß, wia ma nacha ausschaugt."

„Wir haben nicht geknutscht. Außerdem versteh ich kein einziges Wort" kam es von Finnian zurück, diesen Dialekt hatte er noch nie gehört. Dustin schaute ihn für den Kommentar giftig an: „Ja, tuat ma laid, dass i de gonze Zeit vaasuch, normal mit enk z'redn. Is ma scho kloar, dass ihr mi net vastehts." „Das ist Demarrel Dialekt" unterbrach Godfrey ihn. Demarrel war ein Dorf im Norden des Landes, nahe den Zwillingsbergen. Dort war der Anfang der Bergkette. Es war bekannt dafür, einen schweren Dialekt zu haben, der für manche sehr unhöflich herüberkam.

„Oh" kam es leise von Finnian „Ja, von Demarrel wurde mir schon einmal erzählt " meinte, er „Wie auch immer, ich wollte eigentlich nur ihr Muttermal betrachten". Dustin hob eine Augenbraue, denn er glaubte ihnen kein Wort. Für ihn war das eine glatte Ausrede. Er hätte stundenlang weiter diskutieren können, ob es nun ein Kuss war oder Muttermale anschauen, doch da machte ihn Godfrey einen Strich durch die Rechnung.

Der Ältere war nach dem ganzen Rennen und Adrenalinausstoss ziemlich müde und wollte nur noch eins: schlafen. Er legte also seine Hand auf Dustins Schulter, „Lass gut sein kleiner Plagegeist, es ist immer noch ihre Sache" belehrte er den jüngeren. Mit einem Schnaufen ließ Dustin also die Diskussion fallen, aber nicht ohne das letzte Wort zu haben.

„Mir is wurscht, wos eich machts, aber ned do. Des is immer no a Viererzimmer. Mir san grad vom dem deppadn Kini wegkemma, da brauch i koa Romantik-Scheiß vo eich." fertig gesprochen folgte er Godfrey zum anderen Doppelbett.

Erleichtert, dass Godfrey den Sturkopf einigermaßen im Griff hatte, seufzte Finnian auf. Victoria hatte ihr Nachthemd schon lange wieder zugemacht und lag inzwischen wieder neben ihm. „Ich finde den Brauch so schön", flüsterte sie ihm leise zu. „Danke", er rieb seine Nase gegen ihre „So sagt man Danke in Village Fou" erklärte er, als er ihr verwundertes Gesicht sah. Victoria lächelte und rieb auch ihre Nase gegen seine.

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Wörter: 1231

Village Fou mit interessanten Bräuchen und Demarrel mit einem starken Dialekt

Was habt ihr so für Dialekte? Also ich habe tatsächlich keinen und rede Hochdeutsch

creamy moon

GingersWo Geschichten leben. Entdecke jetzt