2. Kapitel

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Ich zückte mein Handy, um durch meine Notizen zu scrollen. Schließlich fand ich den gesuchten Eintrag. "Ah ja, hier ist es."

Zum Beweis hielt ich ihm nun siegessicher meine Notizenapp unter die Nase und las vor, als sei er ein dreijähriges Kind.

"Jack. 22. Sympathie: keine Angabe, Attraktivität: 10/10." Ich heftete meine Augen einen Moment auf ihn. "Wobei du damals auch noch frischer aussahst, aber belassen wir es mal dabei", meinte ich gutmütig und fuhr fort: "Leistung: 6/10. Wiederholungsbedarf: vielleicht."

Ich runzelte die Stirn über meine eigenen Angaben. 6/10 und trotzdem hätte ich es wiederholt? Irgendetwas musste da schiefgelaufen sein. Fieberhaft kaute ich auf meiner Lippe. "Hmm. Keine Ahnung, was mich da geritten hat."

Jack verzog keine Miene bei meinem improvisierten Wortwitz. Und auch sonst nicht. Blödmann.

"Vielleicht weil das Stöhnbarkeits-Level deines Namens relativ gut ist. Aber seit ich das regelmäßig nur noch in Zusammenhang über meinen Mathe-Aufgaben tue, hat der Spaß daran rapide abgenommen."

Sichtlich überrascht zog Jack nun die Augenbrauen weit in die Stirn, schwieg aber. Ich sollte aufhören zu plappern.

"Schön. Wenigstens in einem Aspekt deines Lebens scheint Ordnung zu herrschen", bemerkte er in Hinblick auf meine säuberliche Buchführung. "Dann kannst du mir ja gleich mal meinen Durschnitts-Score berechnen?"

Ich formte die Augen zu Schlitzen. Das war einfachste Mathematik, nur weil ich in der Schule nicht so gut abschnitt, war ich nicht dumm. Trotzdem tat ich ihm den Gefallen und zählte schnell - mit Hilfe meiner Finger unter dem Tisch. "Dein Score beträgt 5,25 Punkte. Damit liegst du klar unter dem bisherigen Mittelwert."

"Ich würde behaupten ich liege bei 8/10", korrigierte er mich besserwisserisch.

"Falsch", informierte ich ihn. "Das Wiederholungs-vielleicht steht für 5 Punkte, das unbewertete Sympathielevel gibt dir allerdings 0. Deshalb: 5,25", erklärte ich ihm langsam, als sei er schwer von Begriff. War er ja auch. "Und um das klarzustellen: das betrifft den Zeitpunkt vor zwei Jahren. Heute lägst du vielleicht bei einer knappen 2/10."

Jack musterte mich interessiert. "Was gibt mir die Punkte?"

"Leistung bleibt bei 6. Das werde ich nie im Leben neu beurteilen. Wiederholungsbedarf daher auch: 0. Attraktivität meinetwegen bei 7. Objektiv betrachtet." Mein Kopf begann zu rattern. Wie käme ich nun auf 2/10 Gesamtpunkten? Kopfrechnen war echt nicht meine Stärke. Jack musste die Antwort längst wissen, doch er half mir nicht. "In Sachen Sympathie liegst du bei sagenhaften -5 Punkten." Ha!

"Wie weit ins Negative geht deine Skala?", wollte er unbekümmert wissen. Es interessierte ihn nicht mal, dass ich ihn gerade in einer Tour beleidigte, was mich nur noch wütender machte. So hatte ich mir den Verlauf des Gesprächs nicht vorgestellt.

"Eigentlich gar nicht. Du hast den neuen Höchstwert erreicht", gratulierte ich ihm.

"Gut." Er warf einen Blick auf die Uhr. "Dann gib mir bis nächstes Mal Bescheid, wie tief ich es noch schaffe." Er suchte ein paar Zettel aus seinem Stapel und legte sie vor mir ab. "Nachdem wir heute so wenig geschafft haben, sind das deine Übungsaufgaben bis nächste Woche", teilte er mir mit.

Meine Kinnlade klappte nach unten und ich begann die Blätter zu zählen. Alleine das zweite Blatt war bereits eins zu viel. "Wie bitte? Das ist viel zu viel!", meckerte ich.

"Tut mir leid. Es war ein äußerst aufschlussreiches Gespräch heute, aber leider habe ich mehr über deinen Standpunkt zu Sex mit mir erfahren als du über Mathe." Jacks Augen funkelten und seine Stimme wurde einen Ton tiefer: "Und vielleicht möchte ich auch, dass du das ganze Wochenende meinen Namen stöhnst."

Die mathematische Formel für LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt