23. Kapitel

518 25 20
                                    

Selbst mehrere Tage später konnte ich noch nicht ganz begreifen, was passiert war. Hatte er allen Ernstes gesagt, dass er mich ficken wollte? Auf seinem Schreibtisch? Das war... unerwartet. Gelinde ausgedrückt. Und so gar nicht so, wie ich Jack eingeschätzt hatte. Offensichtlich hatte er doch andere Seiten als die des verständnisvollen Nachhilfelehrers.

Aber nun hatte ich mich bereits darauf eingelassen, mit ihm auf das Festival zugehen. Obwohl ich so langsam daran zweifelte, ob das eine kluge Entscheidung war. Ich müsste mich auf alle Fälle zusammenreißen. Ich beschloss, den Vorfall einfach unter den Tisch fallen zu lassen und hoffte, Jack sah das ebenso. Was sollte man dazu auch sagen?

Er hatte mir geschrieben und wir hatten ausgemacht, dass er später vorbeikam und wir die Camping-Sachen schon mal ins Auto laden und Einkaufen fahren würden, bevor es morgen losging.

Ich konnte selbst kaum glauben, dass ich mit Jack Weston, Mr. vergessliches One-Night-Stand, besserwisserischer Mathe-Freak und irgendwie-doch-sexy, meine Freizeit verbringen würde. Technisch gesehen hatte ich das bereits, aber da war es immer um Mathe gegangen. Und das eine Mal, die Tanzparty, war eine spontane Eingebung. Aber diesmal war es voll geplant und das passte einfach gar nicht in meinen Verstand. Der hing noch immer bei dem alten Stand fest, in dem wir Jack eigentlich nur nervtötend fanden.

Aber nun stand ich hier und wartete ungeduldig, bis er auftauchte. Ja, ich gab es zu, ich war nervös. Obwohl das heute nur die Vorbereitung war. Meine Füße tippelten unaufhörlich am Boden und ich sah von meinem Platz am Sofa aus dem Fenster, das Richtung Straße zeigte. Bei jedem vorfahrenden Auto, machte sich mein Körper bereit, aufzuspringen. Gott, ich musste mich beruhigen. Es war immer noch einfach nur Jack. Der seinen Schlafsack und sein Zelt vorbeibrachte, bevor er einen kurzen Abstecher in den Supermarkt mit mir machen würde. So dramatisch, wie mein Körper meinte, war das gar nicht.

Trotzdem blieb ich weiter in Habachtstellung und als endlich ein Auto in Sichtweite parkte - sehr elegant, nebenbei bemerkt - und Jack ausstieg, war ich mit einem Satz oben.

Ich beobachtete, wie er sich unserem Mehrfamilienhaus näherte und suchend umblickte. Der Ausblick aus dem großen Fenster war echt ein optimaler Spionage-Standort.

Jedenfalls dachte ich das, bis Jacks Augen wie zufällig nach oben wanderten. Genau dorthin, wo ich vor dem Fenster stand. Erschrocken wich ich zurück. Aber er hatte mich definitiv gesehen, denn ein Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus. Das konnte ich sogar von hier oben erkennen. Er lief nun zielstrebig auf unsere Eingangstüre zu.

Er klingelte und ich drückte auf dem Summer. Das hatte ich ja mal wieder super hinbekommen, direkt ein peinlicher Start.

Die Treppen bis zu uns in den zweiten Stock hatte er schnell überwunden.

"Hi, Violet", grinste er, sobald er mich im Türrahmen erblickte und kam die letzten paar Stufen zu mir. "Beobachtest du alle, die sich hier in deiner Straße rumtreiben, oder nur mich?", wollte er frech wissen.

Ich biss die Zähne zusammen und sah ihn schmallippig an. "Ich wollte nur wissen, wie gut du Parken kannst. Und bei dem, was ich gesehen habe, bin ich ganz froh, dass ich morgen fahre." Meine Mutter hatte mir dankenswerterweise ihr Auto geliehen, da sie sowieso fast nie fuhr.

"Ich finde, ich stehe ganz gut. Es ist eben manchmal schwer, so große Dinge in kleine Lücken zu bekommen. Aber ich bin ein geübter Fahrer."

"Du- was?" Ich blinzelte, brach ab und starrte Jack an. Er lächelte zuvorkommend. Wollte er mir irgendetwas mitteilen? So jungenhaft, wie seine Augen funkelten, vermutlich ja.

"Was was?", fragte er unschuldig angesichts dessen, dass mein Satz noch immer unausgesprochen in der Luft hing.

Ich winkte ab. "Nichts", murmelte ich. Eigentlich wollte ich lieber nicht darüber nachdenken, wie geübt er im Manövrieren seiner großen Dinge war. Nope. Und schon gar nicht wollte ich mit ihm darüber reden.

Die mathematische Formel für LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt