Ich genieße die Stille, nur das Rauschen des Motors ist zu hören und ich schaue aus dem Fenster in den Himmel. Heute sind keine Sterne zu sehen. Dicke Wolken haben sich gebildet und der Duft von Regen liegt bereits in der Luft. Es sollte nicht mehr lange dauern, bis das angekündigte Gewitter eintrifft.
Die Minuten bis zur Farm verbringen wir schweigend.
Als er den Motor wieder ausstellt springe ich sofort aus dem Auto. Ich sage nicht einmal gute Nacht, weil ich davon ausgehe, dass Sam in seiner eigenen Welt verschwunden ist, doch bevor ich auf die Stufe zur Veranda treten kann, werde ich an meiner Schulter zurückgewirbelt und spüre warme Lippen auf meinen.
Ohne jede Vorsicht dringt seine Zunge in meinen Mund vor und ich schmecke wieder Pfirsich und Ingwer. Seine Hände wandern zu meiner Hüfte, drücken mich an sich und ich muss mich aufgrund des plötzlichen Überfalls an seinen Schultern festhalten. Aber ich unternehme nichts, um den Kuss zu unterbrechen, denn ein wohliges Kribbeln keimt in meinem Bauch auf und ich möchte nicht, dass es verschwindet.
Allerdings trennt sich Sam schnell von mir und da es so dunkel ist, kann ich sein Gesicht nicht erkennen. Dann hänge ich auf einmal kopfüber auf seiner Schulter, während er in Richtung Stall läuft.
„Was soll das werden?", frage ich mit unterdrückter Stimme, damit Lilly nicht wach wird.
Natürlich erhalte ich keine Antwort und muss mich meinem Schicksal ergeben.
Im Stall angekommen schaltet er nicht wie gewöhnlich das Licht an, sondern läuft weiter den Gang entlang, bis ich wieder Boden unter den Füßen spüre.
Während ich meine Haare aus dem Gesicht streife, holt Sam einen Schlüssel aus der Hosentasche und schließt das Vorhängeschloss der Werkstatt auf.
Er schiebt mich in den Raum, schließt die Tür und schaltet eine kleine Lampe auf dem Tisch ein, der übersäht mit Werkzeugen und Metallresten ist. Ich nutze die Gelegenheit, um mich umzusehen und erkenne, dass der Raum aus Rigips Wänden besteht und somit halbwegs winddicht gemacht wurde. Der Boden besteht aus einfachem Beton und an den Wänden hängen weitere Werkzeuge. Es gibt einen Metallschrank und ein Bett, daneben einen kleinen Tisch mit einem Plattenspieler.
„Hier schläfst du manchmal?", frage ich und würde mir am liebsten mit der Hand an die Stirn schlagen, weil es offensichtlich ist, dass er hier schläft. Er hat einen Schlüssel für den Raum und es steht ein Bett drin.
Allerdings ist mir das gerade egal, denn als ich mich zu ihm umdrehe, hat er bereits sein schwarzes T-Shirt ausgezogen und macht sich an seinem Gürtel zu schaffen.
„Oh", bringe ich sinnvoll hervor, doch brauche nicht lange zu überlegen und streife meine Turnschuhe von den Füßen. Anschließend meine Socken und als ich mich an den Bändchen meiner Bluse zu schaffen mache, steht Sam wieder ganz dicht vor mir und schaut zu mir runter.
Wir machen das also wirklich.
Ich werde unter seinen intensiven Blicken nervös, versuche das Gefühl aber herunterzuschlucken, weil ich das hier möchte. Ich möchte ihn berühren, ihn spüren und von ihm berührt werden. Ja, es ist komisch, dass er mich immer anstarrt. Aber es ist genauso komisch, dass es mir gefällt, wenn er mich ansieht. Vielleicht habe ich Angst, weil er mir das Gefühl gibt, mich zu durchschauen. Aber ich bin es leid, mich zu verstellen. Ich möchte meine Freiheit behalten und wenn ich mit Sam schlafen möchte, werde ich dieses Bedürfnis nicht unterdrücken.
Sam zieht an den Schleifen auf meinen Schultern und zieht mir die Bluse über den Kopf. Er lässt sie auf den Boden fallen und ich hoffe wirklich, dass es hier sauber ist, denn ich mag diese Bluse.

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Silent Country
RomanceVeröffentlicht seit März 2024 - unregelmäßige Updates Nura war ein braves Mädchen. Gute Noten, Kapitänin der Volleyballmannschaft und gute Freundin. Doch Nura war nicht glücklich. Sie wollte mehr. Freiheit. Als sie ihren Wünschen nachgeht und Dinge...