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Am nächsten Tag regnet es noch immer. Nicht mehr so stark wie heute Morgen und auch nicht so extrem wie in der Nacht, als es noch angefangen hat zu gewittern. Ich habe nicht viel Schlaf abbekommen und das lag nur teilweise daran, dass das Donnergrollen so laut war. Nachdem ich mich endlich in der Lage gefühlt habe, auf eigenen Beinen zu stehen, konnte ich Sam dazu überreden, mich loszulassen. Zugegeben, es hat mir gefallen, dass er nach dem Sex kuscheln wollten, aber ich musste wirklich auf Toilette und braucht dringend eine Dusche. Ich hatte mich angezogen und bin schnell im Regen ins Haus gerannt, während Sam in der Werkstatt zurückgeblieben ist. Als ich dann später im Bett lag, habe ich darüber nachgedacht, was das nun zu bedeuten hat. War ich tatsächlich nur das Mädchen für diese eine Nacht? Aber so hat es sich nicht angefühlt. Es war intensiv, heiß und atemberaubend. Ich habe Dinge gefühlt, die ich gar nicht aussprechen möchte, weil ich Angst davor habe, mir alles nur eingebildet zu haben.

Heute beim Frühstück war alles wie immer. Na ja, fast so wie immer. Sam war anwesend. Das hat mich überrascht, weil ich angenommen hatte, dass er nach so viel menschlicher Interaktion verschwinden würde. Aber es hat mich gefreut, dass er geblieben ist. Ich musste aufpassen nicht rot anzulaufen, als ich ihn am Tisch habe sitzen sehen. Dann habe ich gedacht, dass er vielleicht nur noch da ist, weil das Wetter so schlecht ist, aber dann ist da die Sache, die anders ist als sonst. Er hat nicht wie immer auf sein Essen gestarrt und mich ignoriert. Er hat seiner Mutter aufmerksam zugehört und sogar gelegentlich mit dem Kopf genickt, als sie ihm von den zukünftigen Lieferungen und dem bevorstehenden Transport einiger Kühe erzählt hat. Sam war anwesend und das, selbst wenn ich etwas gesagt habe.

Ich weiß nicht, ob Lilly etwas von gestern mitbekommen hat. Der Knutschfleck, den ich Sam unter dem Ohr verpasst habe, ist heute nur noch leicht rosa und darauf angesprochen hat sie mich nicht, doch sie schien heute Morgen glücklich. Ich vermute, dass es an dem veränderten Verhalten ihres Sohnes liegt.

Ein bisschen fühle ich mich schon schlecht. Ich würde Lilly nie sagen, dass ich mit ihrem Sohn geschlafen habe, aber sie war immer offen zu mir und ich mag es nicht, etwas vor ihr zu verheimlichen. Sie meinte zwar, dass sie mir nicht vorschreibt, mit wem ich meine Nächte verbringe, aber es ist Sam, er ist ihr Sohn. Zumal wir irgendwie Familie sind. Verdammt, daran hätte ich eher denken müssen.

„In den nächsten Wochen werden wir viel einkochen", sagt Lilly, während wir beide Gurken schneiden, die später mit Gewürzen eingekocht und in Gläser abgefüllt werden. „Wir können Tomatensoße vorbereiten und Marmelade machen. Ein paar von den Sachen werden wir im Laden verkaufen, aber das meiste ist Vorrat für den Winter. Da haben wir nicht so viele Einnahmen und können dann von der Ernte aus dem Sommer leben."

Ich nicke und höre ihr aufmerksam zu, während sie aufzählt aus welchen Früchten wir alles Marmelade machen werden. Gelegentlich schaue ich aber auf und gucke, was Sam macht. Er hat sich vor zwei Stunden an den Esstisch gesetzt, ein altes Tuch ausgebreitet und ein Gerät daraufgelegt, was aussieht, als würde es Teil eines Autos sein. Er hat es auseinandergenommen, gereinigt und ist gerade dabei, es wieder zusammenzuschrauben.

Oscar und Poseidon haben sich bei dem Wetter auch ins Haus geschlichen und schnarchen seit einer Weile auf dem Sofa.

„Hast du mit dem Sheriff über Trevor gesprochen?", frage ich irgendwann und sehe, dass Sam mir aufmerksam zuhört. Er arbeitet noch immer weiter, doch hatte kurz in seinen Bewegungen innegehalten. Vielleicht hat er Angst, dass ich unser Zusammentreffen mit Trevor gestern erwähne. Das werde ich nicht tun, aber mir ist nicht entgangen, weshalb diese kleine Auseinandersetzung zustande gekommen ist.

„Ja, was anderes bleibt mir nicht übrig. Erschießen möchte ich ihn eigentlich nicht, aber wenn er doch mal zu viel Ärger machen sollte, gibt es wenigstens Aufzeichnungen davon, dass es nicht zum ersten Mal passiert ist", lacht sie und nimmt den Topf von der Herdplatte, damit die Gurken etwas abkühlen können, bevor die Gläser umgefüllt werden.

Silent CountryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt