Silent Country

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Nachdem wir noch einige Stunden auf dem Stadtfest verbracht haben, uns die Bäuche vollgeschlagen haben und Alex mir Line Dance beibringen wollte, bin ich mit Lilly und Freddie zurück zur Farm. Ich habe ihr gesagt, dass ich später am Abend zu Valeria gehen werde, weil es ein Lagerfeuer gibt. Lilly wusste sofort, wovon ich rede und hat mir von ihren Erlebnissen am Fluss erzählt. Tagsüber gehen viele Familien zum Baden hin und abends treffen sich Jugendliche zum Feiern. Sam soll in diesem Fluss das Schwimmen gelernt haben und auch Poseidon ist nicht abgeneigt von den gelegentlichen Besuchen der Badestelle.
Mein Kleid habe ich anbehalten. Lediglich Sonnencreme habe ich neu aufgetragen und meine Haare durchgekämmt.
Wie auch schon zu Rodrigos Party, treffe ich mich mit Val bei ihr zu Hause. Ich lerne ihre Mutter Maria kurz kennen. Eine wunderschöne Frau mit schulterlangen braunen Haaren und olivfarbenem Teint. Valeria ist ihrer Mutter wie aus dem Gesicht geschnitten.
Anschließend haben wir uns wieder zu Fuß auf den Weg gemacht. Dieses Mal durch die Wohnsiedlung bis wir nach einer halben Stunde an einem Waldrand angekommen sind, der den Fluss umsäumt.

„Was hältst du eigentlich von Kaleb?", fragt mich Val, als wir durch den Wald laufen. In der Ferne ist bereits lautes Gelächter und Musik zu hören. Überall am Straßenrand und vor dem Wald stehen Autos. Es müssen viele Leute zu dem Lagerfeuer gekommen sein, was meine Vorstellungen von einem kleinen Lagerfeuer schnell hat platzen lassen.

„Ich finde ihn ganz nett", antworte ich und zucke mit den Schultern.

„Nett? Nur nett?"

„Na ja, ich kenne ihn schließlich noch nicht lange und das, was ich bisher von ihm mitbekommen habe, kann ich sagen, dass er einen freundlichen Eindruck auf mich macht."

„Und ist er auch dein Typ?", fragt sie weiter nach, während sie mit der Hand vor ihrem Gesicht wedelt, um die Mücken zu verscheuchen. Vielleicht hätte ich mich mit Insektenschutz einsprühen sollen.

„Er sieht schon süß aus", gebe ich zu und grinse vor mich hin. Ich hätte nicht gedacht, dass ich einen Typ habe, aber Kaleb und Benji haben beide schwarze Locken und blaue Augen. Sie sind von der Arbeit draußen braungebrannt und obwohl Kaleb etwas zurückhaltender als Benji ist, finde ich beides persönlich ansprechend. Mein Dating Leben ist nicht besonders lang, also gibt es viele Dinge, die ich noch über mich selbst herausfinden muss.

„Wärst du denn interessiert an ihm?"

Ich seufze und überlege kurz, doch komme schnell zu einer Antwort. „Als ich hierhergekommen bin, habe ich gar nicht über sowas nachgedacht, aber wenn sich etwas ergibt, wäre ich definitiv nicht abgeneigt." Wir kommen immer nähe, die Sonne steht tief und taucht den gesamten Wald in ein orangenes Licht. „Warum fragst du eigentlich? Hat Kaleb etwas zu dir gesagt?"

„Nein", sagt sie schnell, fast schon zu schnell. „Er ist halt einer meiner Freunde und du bist jetzt auch meine Freundin. Ich möchte nur, dass es allen gut geht." Sie schaut mich mit einem breiten Grinsen und funkelnden Augen an.

„Valeria!", ermahne ich sie. „Spiel nicht Armor. Wenn etwas passiert, dann passiert es. Noch mehr Drama kann ich wirklich nicht vertragen."

„Wenigstens ist Kaleb im gleichen Alter." Sie stößt mich mit dem Ellenbogen in die Seite und ich schupse sie an der Schulter leicht von mir.

Als sich die Bäume lichten, betreten wir eine Wiese, auf der sich viele kleine Lagerfeuer verteilen und um ihnen sich kleine Grüppchen gesetzt haben. Es sind zahlreiche Menschen hier und das obwohl noch nicht einmal die Sonne untergegangen ist. Viele tragen Badesachen und sehen so aus, als hätten sie den ganzen Tag hier verbracht.

„Hey Country Girl!"

Unsere Köpfe drehen sich in die Richtung aus der uns zugerufen wurde und wir sehen einen winkenden Rodrigo nur in Badehose bekleidet, der uns breit angrinst. Er sagt etwas zu einem Jungen neben ihm, der darauf sein Handy aus der Hosentasche holt und nach kurzem Scrollen wechselt das Lied. Aus einem großen Lautsprecher neben ihm spielt nun Country Girl von Luke Bryan. Über die gesamte Lichtung ertönt die Melodie und ich verdrehe die Augen.