Lässig stieg Kyle von seinem Motorrad ab, was auf mich extrem cool wirkte. Auch heute war er wieder dunkel gekleidet. Unter einer schwarzen Lederjacke trug er ein grünes Shirt und dazu eine blaue Jeans. Seine Sommersprossen fielen bei den Lichtverhältnissen kaum auf und sein Haar wirkte diesmal weit weniger wirr. Vielleicht hatte er versucht, es zu kämmen. Oder der Helm war Schuld an seiner momentanen Frisur.
Als ich bemerkte, dass ich ihn schon wieder viel zu lange anstarrte, wandte ich hastig den Blick ab. Ich musste mir das dringend abgewöhnen. Mein Verhalten wurde mit jedem Tag auffälliger.
“Lass uns reingehen”, schlug Kyle vor, während ich noch immer tatenlos in der Gegend herum stand und mit aller Macht versuchte, ihn nicht pausenlos zu bewundern.
Seite an Seite gingen wir Richtung Haus. Dabei rasten tausende Gedanken gleichzeitig durch meinen Kopf. Einerseits konnte ich mein Glück kaum fassen, dass Kyle schon heute gekommen war. Andererseits machte ich mir aber auch Sorgen, denn natürlich hatte ich nicht das Geringste vorbereitet, um ihn gebührend zu empfangen. Ich würde wohl oder übel improvisieren müssen und das gefiel mir ganz und gar nicht.
“Wie kommt es, dass du schon da bist?”, fragte ich ihn, sobald wir die Halle betreten hatten.
“Ich habe mich beeilt”, antwortete Kyle schulterzuckend. “Im Grunde hätte ich sogar noch eine Stunde früher kommen können, aber ich wusste nicht, welche Sachen ich einpacken sollte.”
“Wenn meine Köchin das wüsste… Du hast sie nur knapp verpasst. Sie will dich unbedingt kennenlernen.”
“Warum das? Hast du ihr so viel über mich erzählt?”
“Nein, gar nicht. Sie ist nur neugierig, weil ich normalerweise keinen Besuch empfange", antwortete ich, während ich Kyle ins Wohnzimmer führte.
“Dann seid ihr euch wohl ziemlich ähnlich?”
“Nicht im Geringsten. Wir haben nicht viel gemein. Sie behandelt mich oftmals wie eines ihrer Enkelkinder.”
“Klingt sympathisch”, meinte Kyle und stellte seinen Rucksack auf den Boden ab. Anschließend zog er seine Lederjacke aus und warf sie achtlos über einen der Sessel. Zum Glück konnte Ella das nicht sehen. Erst letzte Woche hatte sie die Polstergarnitur gereinigt.
“Hast du Hunger?”, fragte ich und schaute leicht verunsichert zu ihm auf.
“Was hast du denn zu bieten?” Kyle blickte mir herausfordernd entgegen.
“Kartoffelsalat mit Würstchen. Hat meine Köchin heute selbstgemacht.”
“Klingt fantastisch. Soll ich dir helfen?”
“Nein, setz dich nur und ruh dich aus. Ich bin sicher, dein Tag war anstrengender als meiner”, lehnte ich ein wenig zu hastig ab und verließ gleich darauf den Raum.
In der Küche bereitete ich schnell alles vor. Während ich den Salat auf zwei Teller verteilte, versuchte ich zugleich mein rasendes Herz zu beruhigen. Warum war ich schon wieder so aufgeregt? Kyle war nur ein Freund. Die Art von Freund, die gerne unangekündigt auftauchte. Aber das spielte keine Rolle. Er erwartete definitiv nichts von mir und ich sollte demzufolge auch nichts von ihm erwarten. Dieser Abend würde entspannt und friedlich verlaufen. Es gab keinen Grund, nervös zu sein.
Nachdem ich die Würstchen aufgewärmt und auf die Salatteller platziert hatte, ging ich zurück ins Wohnzimmer. Kyle hatte sich mittlerweile auf dem Sofa niedergelassen. Er blickte gedankenversunken auf sein Handy, während ich das Essen servierte. Bevor ich mich neben ihn setzte, lief ich noch einmal in die Küche und holte zwei Gläser Wasser. Alsdann begannen wir zu essen.
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Seelenverwandt
RomanceZiellos! Nichts beschreibt mein Leben besser, als dieses eine Wort. Doch dann, in einem einzigen, winzigen Augenblick, begann sich die Welt um mich zu drehen und alles veränderte sich... Der 19 jährige Ayden stellt keine großen Erwartungen an das L...