Wahrheit

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Albert setzte uns direkt vor dem Hoteleingang ab. Als wir das Zimmer betraten, war es bereits kurz nach Zwei. Trotz der späten Stunde fühlte ich mich nicht müde. Hunderte Gedanken gingen mir im Kopf umher und ließen mich nicht zur Ruhe kommen.

Da Kyle weiterhin keine Anstalten machte, sich mit mir zu unterhalten, ignorierte ich ihn einfach. Ohne ihn eines Blickes zu würdigen, ging ich ins Badezimmer und wusch mir das Make-up vom Gesicht. Anschließend putzte ich mir die Zähne, denn ich würde in den nächsten Stunden garantiert nichts mehr essen. Der Appetit war mir heute gründlich vergangen.

Um mich ein wenig aufzumuntern, beschloss ich den Jacuzzi auszutesten. Während ich den Essbereich durchquerte, bemerkte ich, dass Kyle es sich auf dem Sofa bequem gemacht hatte und auf sein Handy starrte. Er zeigte nicht die geringste Regung. Es war, als würde ich für ihn gar nicht mehr existieren.

Betrübt ließ Wasser in den Whirlpool ein und fügte noch ein Duftöl namens Meeresrauschen hinzu. Anschließend zog ich mich bis auf die Boxershorts aus und warf die Kleider achtlos beiseite. Ich würde den silbernen Anzug ohnehin kein zweites Mal tragen. Und vermutlich auch niemals wieder einen Wohltätigkeitsball besuchen. Zumindest nicht mit Kyle!

Erschöpft ließ ich mich ins warme Wasser gleiten und versuchte mich zu entspannen. Doch es gelang mir kaum. Diese unangenehme Stille zwischen uns behagte mir nicht. Sie glich der Ruhe vor dem Sturm. Ich fühlte mich nervös. Die Luft um mich herum schien förmlich aufgeladen zu sein. Was würde mich wohl in den kommenden Stunden erwarten? Würde Kyle überhaupt jemals wieder mit mir sprechen? Oder würden wir uns einfach weiter anschweigen, bis wir wieder zu Hause waren und sich unsere Wege für immer trennten?

Ich ließ mich noch ein wenig tiefer in den Pool gleiten. Das Wasser erreichte mittlerweile meinen Hals.

Warum war alles nur so schrecklich schief gegangen? Ich wollte Kyle nicht verlieren. Allein der Gedanke daran trieb mir die Tränen in die Augen. Hastig wischte ich sie weg, aber es folgten noch Weitere.

Es lag nie in meiner Absicht ihn wütend zu machen. Ich wollte mich nicht mit ihm streiten. Eigentlich sollte er mich doch mögen. Zumindest ein kleines bisschen…

Vielleicht war es an der Zeit sich zu entschuldigen. Aber wofür? Was genau hatte ich falsch gemacht? Ging es ihm wirklich nur um die Tatsache, dass ich das Bild nicht gekauft hatte? Oder störte es ihn womöglich, dass ich ihn ständig mit meinen Fragen quälte?

Vermutlich gefiel es ihm einfach nicht, dass Papa ihn erkannt hatte. Doch daran konnte ich jetzt nichts mehr ändern. Dafür war es zu spät. Ich würde dieses Thema in Zukunft einfach umgehen. Sofern es überhaupt eine Zukunft für uns gab...

Mittlerweile war meine Wut komplett verraucht. Seit ich im Jacuzzi saß, fühlte ich mich traurig und allein. Schuldgefühle quälten mich. Als ich die Stille schließlich nicht mehr länger ertragen konnte, nahm ich all meinen Mut zusammen und rief nach Kyle.

Ich musste unbedingt mit ihm reden. Musste mich mit ihm versöhnen. Ansonsten würde ich in dieser Nacht kein Auge mehr zubekommen.

Als Kyle schließlich den Raum betrat, blickte ich sorgenvoll zu ihm auf. Mittlerweile hatte auch er sich abgeschminkt und darüber hinaus sein weißes Jackett ausgezogen. Seine Haare standen noch immer wild in alle Richtungen ab und sein Netzhemd offenbarte mehr, als mir in diesem Moment lieb war.

Überraschenderweise hielt er ein großes, eisblaues Badetuch in seiner Hand. “Komm her”, bat er mich und breitete es aus.

Verunsichert stieg ich aus dem Whirlpool und lief auf ihn zu. Sogleich kam er mir entgegen und wickelte mich in das Handtuch ein. Dann zog er mich in seine Arme!

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⏰ Letzte Aktualisierung: Sep 11 ⏰

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