otuzdokuz | تسعة وثلاثون

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Jamals Blick war starr auf die kalte, graue Wand vor ihm gerichtet. 

Seine Augen brannten und sein Körper fühlte sich durch den einengenden Raum steif und schwer an, aber es gab nichts, was er dagegen machen konnte. 

Jamal saß auf der schmalen Pritsche und starrte vor sich hin. Unter ihm war ein hauchdünnes Stück Stoff, was scheinbar als Matratze dienen sollte, sonst gab es nichts anderes in dieser kleinen Zelle, womit er sich beschäftigen konnte.

Die Tage in Untersuchungshaft schienen sich zu dehnen, als würde die Zeit sich gegen ihn verschwören und ihn mit gähnender Entwicklung bestrafen, damit er über jeden einzelnen Fehler in seiner Vergangenheit nachdenken konnte, der ihn heute dahin geführt hatte, wo er heute nun saß. 

In einer kleinen Zelle, die ihn bedrängte.

Jede Minute fühlte sich an wie eine Stunde, jeder Tag wie ein Monat.

Die Stille war ohrenbetäubend und nervig und wurde nur unterbrochen vom gelegentlichen Klappern von Schlüsseln oder den leisen Stimmen der Wärter, die an seiner Zelle vorbeigingen und ihm einen bemitleidenden Blick zuwerfen, bevor sie spöttisch lachten und weitergingen. Es machte ihn verrückt.

Inzwischen konnte er die Geräusche voneinander unterbrechen; Er wusste, welcher Wärter seine Schicht begann und welcher endete. Jamal fande es erschreckend, wie schnell man sich an ein solches Leben gewöhnen konnte. Genervt seufzend raufte er sich die Haare und strich durch seinen Bart, während sein fragender Bick durch den Raum wanderte.

Jede Frage der Ermittler hatte er mit einem stummen Blick beantwortet, jede Aufforderung zur Kooperation hatte er ignoriert. Er war gefangen in einem Netzt aus Angst und Schuld, das sich immer enger um ihn zog.

Jamal dachte nur an Ceylin, an ihr Lächeln, das ihn immer beruhigt hatte, an ihre Augen, die ihm versprochen hatten, dass alles gut werden würde. Doch hier, in dieser Zelle, schien nichts mehr gut zu sein.

Schließlich glitt sein Blick in die Leere.

Jamal fuhr sich erneut durch seinen Bart und verkreuzte die Arme vor der Brust, als er wieder dieses bestürzende Gefühl in der Brust spürte, was ihm die Luft abschnürte. Sein Atem fing an, zu rasen und er merkte, wie seinen Brust sich immer unregelmäßiger hob und senkte.

Er versuchte, tief einzuatmen, aber es fühlte sich so an, als würde die Luft mitten in seiner Luftröhre stecken bleiben und ihm Schmerzen bereiten. Er wusste, was jetzt kommt. 

Wo seine Gedanken ihn wieder hinführen werden.

Es war kurz nach Mitternacht, und Jamal war nach seiner Spätschicht an einer Tankstelle auf dem Weg nach Hause. Es war eine dieser typischen Nächte, sehr kühl und still, und der Asphalt glänzte im Licht der Straßenlaternen, der Boden war noch feucht vom ganzen Regen heute morgen.

In letzter Zeit arbeitete er härter als sonst, mittlerweile fast jede Nacht, um für seine Hochzeit mit Ceylin zu sparen.

Die Hochzeit mit ihr in ihrer Heimat in der Türkei, die die beiden so lange geplant hatten. Er wollte ihr unbedingt ihren Kindheitstraum erfüllen, in den Bergen am schwarzen Meer zu heiraten, aus denen sie kam, aber bis dahin musste er noch einiges sparen.

Jamal vergrub die Hände in seiner Hosentasche und schlenderte weiter durch die ruhigen Straßen, während aus seinen Kopfhörern alle arabische Liebeslieder tönten. Auf seine Lippen schlich sich ein sanftes Lächeln, als er daran denken musste, wie Ceylin einmal verzweifelt versucht hatte, mitzusingen, obwohl sie kein einziges Wort verstehen konnte.

Doch egal wie sehr er sich auf den Antrag freute, der mittlerweile immer näher kam, konnte er nicht anders, als darüber nachzudenken, warum es plötzlich so ruhig um ihn herum geworden war. Der Gedanke daran hielt ihn schon seit einigen Tagen wach, und mit jeder vergehenden Sekunde wuchs dieses Unbehagen in ihm nur noch mehr.

𝐓𝐀𝐆𝐄𝐋𝐀𝐍𝐆 𝐑𝐄𝐆𝐄𝐍𝐓𝐑𝐎𝐏𝐅𝐄𝐍 | 𝐒𝐤𝐚𝐧𝐝𝐚𝐥Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt