yirmiiki | إثنان وعشرون

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Als Ceylin elf Jahre alt war, hatte sie zum ersten Mal eine Liebesgeschichte gelesen. Es war eine sulzige Romanze, die sie in den tiefsten Ecken der lokalen Bibliothek gefunden hatte, und sie ließ ihre Neugier an diesem Nachmittag siegen und hatte nach dem etwas staubigen Buch mit dem geschmückten Umschlag gegriffen.

Sie wusste nicht wirklich, ob diese einzige Erfahrung der Ursprung ihrer Interesse an Liebesgeschichten und Serien war, aber seitdem hatte sie einen Großteil ihrer Sommernächte in ihrem Zimmer verbracht, wo sie Stundenlang gelesen hat und dabei versucht hat, ihre eigene Zukunft auszumalen.

In den Büchern gab es Pärchen, die sich so sehr liebten, das kein Mensch, keine Dynastie, nicht einmal der Himmel es schaffen konnte, die beiden voneinander zu trennen, ganz geschweige denn, die beiden davon abzubringen, sich zu lieben.

Besonders in langen und schlaflosen Nächten oder in langweiligen Unterrichtsfächern schweifte sie vom eigentlich wichtigen ab und rutschte in ihre eigene kleine Traumwelt, in der sie sich alles so ausmalen und vorstellen konnte, wie sie es wollte.

Ihr Kopf war gefüllt von Szenarios von jungen, gesichtslosen Paaren, die die Last der Welt hinter sich ließen und sich in den Augen des jeweils anderen verloren, bis sie so voll mit Liebe waren, dass ihr Herz förmlich aufging.

Als sie also versuchte, sich vorzustellen, wie ihre Zukunft aussehen könnte, wurde sie stark von den Filmen und Romanen beeinflusst, die sie durch ihre Kindheit und frühen Teenagerjahre begleitet hatten.

Sie dachte, die Liebe sei leicht und sanft, süß und fürsorglich. Sie dachte, dass Verliebte nie mit Belastungen konfrontiert wurden und dass sie immer glücklich waren. Der Gedanke an Streit mit dem Partner kam ihr nicht ein einziges Mal in den Sinn, denn warum sollten Verliebte streiten?

In den Büchern, die sie gelesen hatte, haben sie das nie getan. Stattdessen stellte sie sich vor, wie sie einen ambitionierten und gutmütigen Mann finden würde, der sie schätzen und lieben würde, und er würde arbeiten gehen, damit sie ihrem Traum vom Schreiben und veröffentlichen ihres eigenen Buches nachgehen konnte, und sie würde ihm bedingungsloser Liebe und Unterstützung zeigen.

Und am Wochenende würde sie ihm süße Apfelkuchen backen, wenn er für zwei kurze Tage die Arbeit vergessen und die Zeit mit ihr verbringen konnte, und vielleicht, nur vielleicht, würden sie süße Babys haben und aufs Land ziehen, wenn sie älter wurden und das Bedürfnis verspürten, der Hektik der Großstadt zu entkommen.

Aber dieses Konstrukt von Liebe, welches sie sich mühevoll über die Jahre in ihrem Kopf erbaut hatte, krachte mit solch einer Wucht zusammen, als sie erwachsen wurde und merkte, dass so ein Mann nicht existierte, sondern genau das  Gegenteil.

Die durchaus komplizierte Beziehung ihrer Eltern hatte ihre Sichtweise auf die Liebe ruiniert, und ihr Vater war der Grund dafür, dass sie seit Jahren diese beklemmende Angst hatte, dass sie genau so einen Fehler machen würde, wie ihre Mutter. Das sie sie sich auch auf einen Mann einlässt, der nichts bieten kann, aber immer verlangt.

Sie hatte Angst, genau so zu enden, wie ihre eigene Mutter.

Aber als das junge Mädchen am Morgen ihre Augen öffnete, wünschte sie sich nichts sehnlicher, als dass ihre ganzen Ängste und Sorgen unbegründet bleiben würden und sie sich einfach darin täuschte, dass alle Männer wie ihr Vater waren.

Denn als Ceylin realisiert hatte, wo sie war und was am Abend zuvor passiert war, fing ihr Herz wieder an, wie wild zu rasen. Draußen schien bereits die Sonne und kitzelte das junge Mädchen an ihrer Nase, als sie mehrmals blinzelte, um wach zu werden.

𝐓𝐀𝐆𝐄𝐋𝐀𝐍𝐆 𝐑𝐄𝐆𝐄𝐍𝐓𝐑𝐎𝐏𝐅𝐄𝐍 | 𝐒𝐤𝐚𝐧𝐝𝐚𝐥Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt