onsekiz | الثامنة عشر

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Ceylins erste Reaktion war es, sich mit aufgerissenen Augen aufzusetzen. Dann drehte ihr Magen sich so sehr, dass sie sich wieder zurück in das Bett fallen ließ und sich die Hand über die Augen hielt. Ihr war schlecht, aber es lag nicht mehr an dem, was sie gegessen oder getrunken hatte, sondern daran, dass sie einfach nicht verstehen konnte, was gerade passierte.

Es fühlte sich so an, als hätte sie die komplette Kontrolle über ihr gesamtes Leben verloren, und das in weniger als einer Woche. Nichts funktionierte mehr so, wie sie es wollte, und sie wurde gejagt von einer erdrückenden Situation zur nächsten, als würde ihr Schicksal ihr nicht die Gelegenheit geben wollen, sich einfach mal auszuruhen. Einfach mal durchatmen.

Ceylin war sich sicher, dass sie nichts falsches gegessen hatte, sie war sowieso die gesamte Nacht alleine im Garten. Und ihr Getränk hatte sie nur für wenige Minuten in der Küche stehen lassen, weil sie es nicht mit auf die Toilette nehmen wollte, aber scheinbar hatte dieser kleine Fehlschritt schon gereicht. Scheinbar haben diese fünf Minuten gereicht, damit sie hier landet.

Sie hatte sowas schon immer in Serien gesehen, in Büchern gelesen und bei Bewusstsein Belehrungen in der Schule gelernt, und trotzdem hätte sie niemals gedacht, dass ausgerechnet sie einmal davon betroffen sein wird.

Jamal senkte den Kopf und rieb sich die Hände an seine Hose, als würde ihm das helfen, sich zu beruhigen, dann stand er mit einem verzweifelten Geräusch auf und Ceylin spürte einen Moment später, wie das Gewicht der Matratze auf ihrer rechten Seite nachgab.

Seine Hand war millimeter von ihrem Gesicht und sie konnte förmlich die ausgehende Wärme spüren, als er ihre Hand vor ihren Augen wegzog und ihr Gesicht musterte. Ceylin drehte ihren Kopf ein wenig zur Seite.

"Ich gehe eine Krankenschwester rufen, und dann besprechen wir das alle gemeinsam in Ruhe, okay?"

Sie spürte, wie ihr die Tränen in die Augen schossen und drehte ihren Kopf noch ein Stück weiter weg, damit er nicht sehen konnte, dass sie weinte und presste die Lippen zusammen.

Eigentlich wollte sie etwas antworten, aber ihr Hals war plötzlich so trocken und ihre Stimme so schwach, dass sie nur nicken konnte. Jamal nickte als Bestätigung und stand dann auf, um eine Krankenschwester zu rufen, nachdem er einen letzten Blick auf sie geworfen hatte. Einfach alles an dieser Situation war deprimierend.

Wenige Minuten später öffnete die Tür sich wieder und es strahlte ein Spalt Licht herein, bevor die drei wieder von vollkommener Dunkelheit eingehüllt wurden und Ceylin die Hand von den Augen hob. Die Krankenschwester grüßte sie freundlich und machte dann das Licht im Zimmer an, bevor sie mit langsamen Schritten zu ihr lief, ihre Infusion kontrollierte und sie kurz abhörte.

"Du scheinst dich scheinbar erholt zu haben", lächelte sie und steckte ihre Hände in die Vordertaschen ihres Schwestern Hemdes. Ceylin nickte und versuchte, sich gerade aufzusetzen, aber Jamal hielt sie sanft an ihrer Schulter und drückte sie wieder auf das Bett, damit sie weiterhin liegen blieb.

Seine Augen wandten sich für keine einzige Sekunde von ihr, auch nicht während die Krankenschwester ihr erklärte, wieso sie eine Infusion bekommt hatte und was sie ab jetzt machen sollte.

Ceylin hörte zu, zumindestens versuchte sie es, aber nichts von dem, was ihr erklärt wurde, kam auch wirklich bei ihr an und die Wörter vermischten sich wie ein wirr warr in ihrem Kopf.

"Da du noch 17 Jahre alt bist, mussten wir einen Erziehungsberechtigten über deinen Zustand informieren", erklärte sie ein wenig später und Ceylin wurde augenblick hellhörig. Sie sah der Krankenschwester zum ersten Mal wirklich in ihr Gesicht und zog fragend die Augenbrauen zusammen. "Wir haben mit deiner Mutter telefoniert und sie über den Vorfall aufgeklärt. Sie ist bestimmt jeden Moment da."

𝐓𝐀𝐆𝐄𝐋𝐀𝐍𝐆 𝐑𝐄𝐆𝐄𝐍𝐓𝐑𝐎𝐏𝐅𝐄𝐍 | 𝐒𝐤𝐚𝐧𝐝𝐚𝐥Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt