yedi | سبعة

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"Bist du eigentlich bescheuert?", brüllte er einen Moment später und wischte sich über sein eigenes Gesicht. Ceylin konnte nichts sagen, sie wollte eigentlich auch gar nichts sagen, und schaute einfach weiterhin in sein Gesicht, während er außer sich war vor Wut.

Seine Klamotten waren vollkommen durchnässt und klebten an seinem Körper, aber das schien ihn in diesem Moment nicht sonderlich zu stören. Stattdessen griff er nach ihrem Arm und zwang sie auf ihre zwei Beine.

Ceylin holte erschrocken Luft und wollte etwas erwidern, aber sobald sie auf ihren Beinen stand, bemerkte sie, wie nass ihre Socken waren und ekelte sich so sehr vor diesem Gefühl, dass sie stattdessen auf ihre Füße sah und das Gesicht verzog.

Als sie Jamal wieder ins Gesicht sah, bemerkte sie, dass sein starrer Blick weicher wurde und er sein Gesicht entspannte, bevor er laut seufzte und seinen Blick abwandte.

Er ließ seine Sporttaschen fallen und für einen Augenblick spürte sie wieder den harten Regen, dann zog er seine bereits nasse Sweatjacke aus und legte sie über ihre ebenfalls nassen Haare, bevor er seine Sporttasche über seien Schulter warf und erneut nach ihrem Arm griff.

Mit dem einzigen Unterschied, dass er diesmal nicht mehr so grob war wie vorhin. Noch immer schafte sie es nicht, etwas zu sagen. Was denn auch? Wie würde sie sich aus so einer Situation rausreden? Ceylin wusste es nicht. Das einzige, was sie im Moment wusste war, dass sie sich unfassbar schämte und einfach verschwinden wollte.

"Bist du wieder zu deiner Tante zu Besuch? Ist sie nicht Zuhause? Wurdest du ausgesperrt?", fragte er jetzt mit einer aufrichtigen Neugier, und sie schüttelten den Kopf als Antwort. Ihr Hals fühlte sich kratzig an, womöglich würde sie sich jetzt wie eine Krähe anhören, wenn sie tatsächlich reden würde.

Sie konnte aus dem Augenwinkel sehen, dass Jamal verzweifelt ihren Blick suchte, aber sie traute sich nicht, ihn zu erwidern. Stattdessen schaute sie herunter auf ihre Füße und spielte mit dem Ärmel seiner Sweatjacke, in der Hoffnung, er würde sie einfach weiter hier sitzen lassen. Die ganze Situation war ihr unfassbar peinlich, und er machte es nicht gerade besser.

"Komm, ich bring dich zu deiner Tante", sagte er sanft und machte einen Schritt auf das Haus zu, als sie ihren Arm aus seinem Griff zog und einen Schritt nach hinten machte.

Güliz saß noch immer dort oben und unterhielt sich womöglich mit ihrer Mutter darüber, wie sehr Ceylins' Vater seine Familie vermisste, und angesichts der Tatsache, dass keiner von beiden nach unten gekommen war, um nach ihr zu sehen, obwohl es gewitterte, sagte schon genug aus für sie.

Sie wollte auf keinen Fall wieder nach oben.

Aber Jamal konnte einfach nicht verstehen, wieso. Er konnte nicht verstehen, wieso sie keine Schuhe anhatte, er konnte nicht verstehen, wieso sie nicht mit ihm redete, und er konnte auch nicht verstehen, wieso sie bei diesem Gewitter freiwillig draußen blieb.

Er war zehn Minuten von der Bushaltestelle bis hierhin gelaufen und wollte eigentlich so schnell wie möglich nach Hause, damit er seine Kleidung wechseln konnte, und sie saß freiwillig hier draußen auf einer Bank.

"Afet, wieso tust du dir das selber an? Du wirst noch krank!", fragte er schließlich und wischte sich erneut über sein Gesicht. Seine Haare wurden nass, weil er ihr seine Sweatjacke gegeben hatte, und er wusste in diesem Moment, dass er auf jeden Fall duschen musste, sobald er Zuhause war, damit sie nicht den Regengeruch aufnahmen.

"Rede doch bitte mit mir", flehte er schließlich, als sie auch nach mehreren Minuten im Regen noch immer keinen Ton von sich gab. Sie rieb ihre Hände aneinander und pustete herein, bevor sie sich räusperte. Ihr Hals brannte, als sie versuchte, etwas zu sagen.

𝐓𝐀𝐆𝐄𝐋𝐀𝐍𝐆 𝐑𝐄𝐆𝐄𝐍𝐓𝐑𝐎𝐏𝐅𝐄𝐍 | 𝐒𝐤𝐚𝐧𝐝𝐚𝐥Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt