iki | اثنين

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Der Junge neben ihr sagte die ganze Stunde über nichts. Manchmal klickte er zu oft mit seinem Kugelschreiber oder wippte sein Bein so sehr, dass der Tisch davon etwas leicht wackelte, aber Ceylin traute sich nicht, etwas zu sagen oder ihn zu bitten, damit aufzuhören.

Stattdessen hörte sie Herr Leimann zu, wie er den Jahreasablauf für das kommende Schuljahr erklärte und wichtige Termine, wie einen Ausflug in ein Museum und die zwei Klausuren, anmerkte.

Als die Stunde mit dem Klingel der grässlich klingenden Schulklingel beendet wurde und Herr Leimann sich von der Klasse verabschiedete, schaute Ceylin sich ein wenig verloren um.

Einige Schüler packten ihre Tasche und verließen den Raum, andere blieben auf ihren Plätzen sitzen und unterhielten sich energiegeladen mit ihren Sitznachbarn über die Sommerferien.

Auch der Junge neben ihr stand auf und verließ den Raum, ließ seinen Sachen aber auf dem Tisch liegen. Als er vollkommen aus dem Zimmer verschwunden war, schaute sie sich einmal um und warf dann einen neugierigen Blick auf das Blatt Papier, was er auf seinem Platz liegen lassen hatte.

Die ganze Stunde über hatte er etwas drauf gekritzelt und dann wieder durchgestrichen, nur um dann wieder etwas darauf zu schreiben, und sie hatte sich die ganze Zeit gefragt, was er wohl so begeistert notierte, denn die Notizen an der Tafel waren es sicherlich nicht. Sie konnte aber nicht ganz entziffern, was es sein könnte.

Auf den ersten Blick dachte sie an Ideen für eine Geschichte, vielleicht waren es Gedankenfetzen, die er sich notieren wollte, bevor er sie wieder vergessen hatte, aber als sie sich die Zeilen etwas genauer anschaute, wirkten sie wie Songtexte. Vielleicht hatte er ja einen Ohrwurm und hat ihn einfach niedergeschrieben, dachte sie sich, und schaute wieder auf ihren eigenen Platz.

Um sicherzugehen, dass sie sich vorhin nicht getäuscht hatte, als sie auf ihren Stundenplan geschaut hatte, öffnete sie ihr Notizbuch und warf erneut einen Blick auf das Stück Papier.

Sie hatte sich nicht getäuscht; sie hatte jetzt Sozialwissenschaften in diesem Klassenzimmer. Erleichtert atmete sie auf und klappte ihr Notizbuch zu, bevor sie einfach in die Leere schaute und versuchte, die übrig geblieben Zeit zu überbrücken, als sie spürte, wie jemand den Stuhl neben ihr zurück zog und sich einen Augenblick später zu ihr setzte.

Es war das Mädchen aus der zweiten Reihe, die während des Unterrichts mehrere Fragen gestellt hatte.

"Hallo, ich bin Elo. Also eigentlich Eleanor, aber alle nennen mich Elo", sagte sie einen Augenblick später und reichte Ceylin lächelnd die Hand. Das junge Mädchen schaute sie kurz unsicher an, bevor sie ihr ebenfalls die Hand reichte und lächelte.

"Ich bin Afet", antwortete sie. Eleanor schien ein sehr nettes Mädchen zu sein, und Ceylin freute sich aus unerklärlichen Gründen, dass sie sich als erste vorgestellt hatte und Ceylin somit nicht von sich aus auf jemanden zugehen musste.

"Hast du auch Sozialwissenschaft gleich?", fragte sie, um das Gespräch am laufen zu halten, und Elo nickte, bevor sie sich eine Strähne aus dem Gesicht strich und genervt an die Tafel sah.

"Ich verstehe echt nicht, wieso wir am ersten Tag nach den Sommerferien unbedingt Unterricht machen müssen. Ich bin noch total in Urlaubsstimmung."

Ceylin nickte "Ja, das hat mich auch etwas gewundert. An meiner alten Schule war das eigentlich nicht so."

Elo nickte und wandte dann ihren Blick von der Tafel ab, um wieder in ihr Gesicht zu gucken. "Stimmt, von welcher Schule kommst du eigentlich?"

"Ich war eigentlich auf einer Gesamtschule in Herne", antwortete sie.

𝐓𝐀𝐆𝐄𝐋𝐀𝐍𝐆 𝐑𝐄𝐆𝐄𝐍𝐓𝐑𝐎𝐏𝐅𝐄𝐍 | 𝐒𝐤𝐚𝐧𝐝𝐚𝐥Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt