onüç | ثلاثة عشر

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Ceylin war die erste, die ihre Hand aus dem Griff löste, als die beiden den Hof betraten und sie einige bekannte Gesichter erkannte. Sie wollte nicht, dass man die beiden falsch verstehen und etwas falsches weitererzählen würde, und Jamal widersprach ihr nicht.

Er schaute nur kurz zu ihr, aber als sie mit ihren Augen auf die Mütter deutete, die draußen saßen und ihren Kindern zuschauten, wie sie Fußball spielten, schien er zu verstehen, was sie dachte, und nickte.

Auch nachdem sie seine Hand losgelassen hatte, fühlte sie sich sehr hibbelig und unruhig. Es war aber keine negative Unruhe, stellte sie fest. Sie hatte keine Bauchschmerzen, sie fühlte sich nicht schwach und sie spürte keine Übelkeit, wie sonst immer. Stattdessen fühlte sie sich einfach nur schwerelos und glücklich.

"Du kannst schonmal gehen", sagte sie zu Jamal und deutete zu dem Gebäude, in dem er wohnte, aber Jamal schüttelte den Kopf.

"Nein, alles gut, ich bring dich zu deiner Tante", antwortete er und brachte sie tatsächlich bis zu der Haustür, wo er auch wartete, bis sie geklingelt hatte und die Tür unten aufging.

Am liebsten wollte er sie noch bis zu der Haustür oben begleiten und ihre Tante mal persönlich kennenlernen, aber er wusste, dass er  Ceylin sehr verunsichern würde, wenn er sie jetzt danach fragen würde.

Eigentlich hatte Jamal keine sonderlich große Interesse an ihrer Familie, ehrlich gesagt hatte er sich in den vergangen sieben Wochen nicht einmal gefragt, wer genau ihre Tante war, und wieso Ceylin sie so oft besuchen kam, aber seit einigen Tagen vermehrten sich die Fragen in seinem Kopf immer mehr.

Er konnte sich selber nicht erklären wieso, aber er hatte das Gefühl, dass sie ihn anlog. Vielleicht log sie nicht, aber sie verheimlichte ihm auf jeden Fall etwas, er konnte nur noch nicht ganz verstehen, was.

Wieso sonst sollte sie mitten in der Nacht zu ihrer Tante eilen, statt Zuhause zu bleiben? Und wieso hatte sie dabei geweint? Genau wie an dem Abend vor einer Woche, als er sie während dem Sturm draußen weinen gesehen hatte, als er von seinem Training nach Hause kam?

Natürlich wollte er sich nicht beschweren, aber es kam ihm ein wenig seltsam vor, wie oft sie bei ihrer Tante war. Und wie oft ihr Besuch in emotional Ausbrüchen resultierte.

Gestern Nacht hatte er sich zwischenzeitlich sogar gefragt, ob diese Tante überhaupt existierte, oder ob Ceylin ihn anlog und jemanden vollkommen anderes besuchte, wenn sie hier war.
Er wollte sich nicht vorstellen, wer.

Jedenfalls war er sich sicher dabei, dass sie nicht vollkommen ehrlich zu ihm war, und er würde auf jeden Fall nicht nachlassen, bis er Antworten für seine ganzen Fragen bekommen würde.

Ceylin bliebt an der Haustür unten stehen und drehte sich noch einmal zu ihm, um sich zu verabschieden.

"Ich würde dann jetzt hochgehen", sagte sie und zeigte etwas unbeholfen nach oben. Ihre Haare bewegten sich mit ihr zusammen, und als sie sie hinter ihre Ohren strich, bemerkte Jamal, dass die Schminke unter ihrem linken Auge sich seltsam abgesetzt hatte.

Er verstand nicht sonderlich viel von diesem Thema, aber in den vergangenen sieben Wochen hatte er so viel Zeit mit Ceylin verbracht, dass er wusste, dass ihr Gesicht normalerweise nicht so aussah.

Jamal machte einen Schritt auf sie zu um genauer nachzusehen, ob es ein Ausschlag war, doch Ceylin bemerkte seinen Blick und blinzelte mehrmals nervös, bevor sie ihr Gesicht abwandte und ihre Haare wieder hinter ihren Ohren herschob, sodass die linke Seite ihres Gesichtes von ihnen bedeckt wurden.

Jamal hakte nicht nach und ließ sie nach oben gehen. Heute lächelte sie besonders sehr, hatte er bemerkt, und er würde ihr das jetzt nicht ruinieren.

𝐓𝐀𝐆𝐄𝐋𝐀𝐍𝐆 𝐑𝐄𝐆𝐄𝐍𝐓𝐑𝐎𝐏𝐅𝐄𝐍 | 𝐒𝐤𝐚𝐧𝐝𝐚𝐥Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt