otuz | ثلاثين

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Ihr erster Reflex war es, zu schreien.

Ceylin fuchtelte wie wild mit den Händen und machte mehrere Schritte in verschiedene Richtung, wusste aber nicht, was sie tun sollte. Valeria war in einem halbwachen Zustand und wimmerte wie ein kleines Kind, wobei sich das Blut in ihrem Gesicht mit dem Schweiß und ihren Tränen vermischte.

Die Haare klebten an ihrer Schläfe und in ihrem Nacken, aber sie schien sich dafür nicht zu interessieren und strich sich immer wieder über den Bauch.

"Sie hat ihre Wehen!", rief ihre Mutter panisch und griff nach der Decke auf der Couch, die sie ausbreitete, damit Valeria sich hinlegen konnte, während sie Deniz zurief, dass er in sein Zimmer gehen soll.

Deniz schüttelte den Kopf und rutschte weiter auf der Couch nach hinten, aber auch Ceylin stand jetzt auf und griff sanft nach ihrem Bruder, bevor sie ihn in ihr Zimmer schubste und die Tür abschloss. Er durfte auch keinen Fall mitansehen, was gerade passierte, das würde ihn womöglich ein Leben lang traumatisieren.

"Valeria", rief sie, als Deniz weg war, und kniete sich wieder zu ihr auf den Boden, doch sie bekam keine Antwort und bekam nur noch mehr Panik. Mittlerweile konnte sie nicht einmal mehr einen gescheiten Gedanken fassen, in ihrem Kopf waren dutzende Stimmen, die durcheinander schrien, und sie verstand nicht eine einzige Sache davon.

"Mama ruf sofort einen Krankenwagen!", schrie sie stattdessen und eilte in ihr Zimmer, wo sie sich an dem verwirrten Deniz vorbei quetschte und die Schubladen von ihrem kleinen Nachtschrank nach ihrem kölnischen Wasser, was sie Valeria unter die Nase halten wollte, damit sie wieder zu ihren Sinnen kommt.

Sie fand die kleine Flasche in der untersten Schublade und eilte dann zurück in das Wohnzimmer, wo ihre Mutter mit dem Handy am Ohr auf und ab lief, während sie sich immer wieder die Haare aus dem Gesicht strich.

Als Ceylin sich zu wieder zu ihrer Freundin setzte, bemerkte sich, wie sich das Blut langsam durch ihre Klamotten fraß, und sie wusste zwar nicht viel über Schwangerschaften, aber sie wusste mit Gewissheit, dass das auf keinen Fall normal war.

Sie durfte aber auf keinen Fall zulassen, dass diese Angst Kontrolle über ihren Körper bekam, denn sie musste Valeria helfen, bis der Krankenwagen da ist.

"Wir sollen aufpassen, dass sie ihr Bewusstsein nicht verliert", erklärte ihre Mutter und setzte sich ebenfalls zu ihr, bevor sie Ceylin die Flasche mit dem kölnischen Wasser wegnahm und es Valeria unter die Nase hielt und an ihre Handgelenke tropfte, damit sie daran riechen konnte.

"Geh bitte zu deinem kleinen Bruder und pass auf ihn auf, ich werde mich ab hier um sie kümmern", fuhr sie fort, aber Ceylin schüttelte den Kopf.

Die Tränen standen ihr bereits in den Augen und brannten, aber sie wollte nicht weinen, weshalb sie sich auf ihre Unterlippe biss und mehrmals blinzelte, bevor sie nach oben an die Decke starrte.

"Ceylin, los!", mahnte ihre Mutter erneut und das junge Mädchen schreckte zusammen, bevor sie sich über ihr Gesicht strich und nickte, bevor sie in ihr Zimmer eilte und die Tür ein Spalt weit offen ließ. Deniz saß auf ihrem Bett und schaute etwas auf ihrem Laptop, und als sie ihn bemerkte, versuchte er, den Bildschirm schnell wieder zu schließen, weil er das eigentlich nicht durfte.

Jetzt gerade in diesem Moment hatte sie aber keine Kraft und Lust, mit ihm zu schimpfen und erlaubte ihm einfach, weiter zu spielen.

Ceylin lief mehrmals in ihrem Zimmer auf und ab und strich sich die Haare aus dem Gesicht, während sie versuchte, sich ein wenig zu beruhigen. Sie war sich der festen Überzeugung, dass sie gerade von purem Adrenalin gelitten wurde und brechen würde, sobald der erste Schock verfliegt.

𝐓𝐀𝐆𝐄𝐋𝐀𝐍𝐆 𝐑𝐄𝐆𝐄𝐍𝐓𝐑𝐎𝐏𝐅𝐄𝐍 | 𝐒𝐤𝐚𝐧𝐝𝐚𝐥Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt