Welcome to the Nightmare game I

Die erste Instanz: Das erste Volkskrankenhaus der Stadt X (I)

Der Bus fuhr langsam vorwärts, das warme Sonnenlicht eines Herbstnachmittags fiel durch das Fenster auf QiLeren. Dies könnte beinahe eine angenehme Fahrt sein, wäre da nicht das Mädchen, das unter Tränen mit ihrem Freund am Telefon, neben ihm, stritt.

Angenehm? Aber nur beinahe.

Reisen mit kaputten Laptops, die repariert werden mussten, war auch nicht gerade angenehm, vor allem wenn der Laptop nur ein paar Spiele mit minimalen Hardwareanforderungen durchgespielt hatte, bevor er komplett den Geist aufgab. Natürlich war QiLeren mit seinem Laptop nicht gerade zufrieden, der nur wenige Monate nach dem Kauf sein unglückliches Schicksal ereilte.

Allerdings würde QiLeren lügen, wenn er sagen würde, das Spiel sei nicht gruselig. Der Titel war vage „The Nightmare Games" und es fehlten sogar die einfachsten Gameplay-Screenshots. QiLeren hatte sich auf ein schreckliches Spiel vorbereitet, nachdem er spontan auf „Download" geklickt hatte und dann von der Qualität schockiert war.

Als Gelegenheitsfan von Horrorspielen hatte QiLeren nur begrenzte Erfahrung, war aber mit seinem Auge für Details keineswegs ein Anfänger. Neben der fantastischen Handlung schätzte er vor allem die große Anzahl an Speicherplätzen, mit denen er seine Fähigkeiten als Save Scummer voll ausspielen konnte. Es blieb kein einziger Platz ungenutzt, sodass er am Ende rund hundert Saves hatte, ohne auch nur einen davon zu überschreiben. Nachdem das Spiel mit einem für das Genre typischen schlechten Ende abgeschlossen wurde, erschien in der oberen rechten Ecke eine Benachrichtigung: „Erfolg freigeschaltet: [Save-Scumming Maniac]".

Das war, gelinde gesagt, eine ... interessante Leistung.

Fast sofort erschien eine weitere Benachrichtigung: „Möchten Sie neu starten? J/N". QiLeren musste nicht lange überlegen und wählte „Ja". Ein leiser Mausklick ließ die Grafik auf dem Bildschirm ins Nichts stürzen. Jeder Versuch, das Gerät wieder zum Laufen zu bringen, endete mit einem gnadenlosen schwarzen Bildschirm. Ihm blieb keine andere Wahl, als das Gerät zur Reparatur zu bringen.

„Du würdest kein Auto herunterladen" , dachte QiLeren verbittert, während er den aufgemotzten Briefbeschwerer in eine Tasche packte. Piraterie war wahrlich eine Sünde.
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Das Mädchen neben ihm weinte immer noch. Das heißt, bis ihrem Freund die Geduld ausging und er etwas schrie, das QiLeren nicht verstehen konnte und das Mädchen schließlich ausrasten ließ. „Du willst Schluss machen, was?! Klar, Kumpel, mal sehen, ob es mir etwas ausmacht. Ich werde das Baby auf jeden Fall per Post schicken, nachdem ich es abgetrieben habe, hörst du? Ich werde nicht zulassen, dass du einfach mit dieser Schlampe abhaut und den Rest eures Lebens lebt, als wäre nichts passiert!" Sie legte auf, krümmte sich und schrie in ihre Hände.

Die Atmosphäre im Bus war äußerst unangenehm. In der Zwickmühle kramte QiLeren eine Packung Taschentücher aus seinem Rucksack hervor und hielt sie dem Mädchen hin, nur um mit einem mörderischen Blick konfrontiert zu werden. „Ich will dein falsches Mitleid nicht", zischte sie.

QiLeren zog seine Hand unbeholfen zurück und drehte sich stattdessen zum Fenster zu. Das haben Singles davon, wenn sie sich in den Streit eines Paares einmischen.

In diesem Moment flog die Landschaft draußen rückwärts, weißes Rauschen überlagerte QiLerens Sicht. Ein Lastwagen erschien scheinbar aus dem Nichts, raste auf den Bus zu und bremste heftig, aber ohne Erfolg; die beiden Fahrzeuge prallten mit lautem Krachen zusammen und alle Passagiere wurden nach vorne geschleudert. QiLerens Hände schnellten sofort nach vorn, um sich abzufangen, die Arme knickten unter der Wucht ein, als sein Kopf gegen die harte Rückenlehne des Sitzes knallte. Inmitten der blutigen Schreie um ihn herum konnte QiLeren nichts als Schwarz sehen.
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Erst als die Sirenen eines Krankenwagens erklangen, wurde QiLeren endlich wach. Er öffnete schlaftrunken die Augen und sah ein Gesicht, das nur wenige Zentimeter von ihm entfernt war.