Die Biologiestunde über verschiedene Vogelarten zieht sich endlos hin, und ich bin längst gedanklich abgeschweift. Ich blicke immer wieder aus dem Fenster und dann zurück zur Uhr. Warum dauert das so lange? Meine Augenlider werden schwer. Wie schön wäre es jetzt, einfach Musik zu hören. Ich stelle mir vor, wie ich heimlich Choreos im Kopf durchgehe. Wären diese kabellosen Kopfhörer nicht perfekt dafür? Wie heißen die noch? AirPods! Ja, genau.
Gerade als ich mich in diese Gedankenwelt verlieren will, unterbricht mich die nervtötende Stimme von Mrs. Sander: „Miss Smith, sind Sie noch bei uns?" Ich zucke zusammen und hebe den Kopf, um in ihr streng verzogenes Gesicht zu blicken. Mist, erwischt.
„Äh... klar. Ich bin sehr fasziniert von den... vielen Vögeln," sage ich und versuche, meine Ironie zu verbergen. Innerlich bete ich, dass sie den Unterton nicht bemerkt hat. Doch an ihrem scharfen Blick erkenne ich, dass ich mich da getäuscht habe. Verdammt, Ariana.
„Nun gut," sagt sie, und ich ahne schon, dass da etwas kommt. „Dann können Sie ja ein Referat über die faszinierenden Vögel halten und alles, was dazu gehört."Mein Herz bleibt für einen Moment stehen. „Was?!" Ich stöhne innerlich auf und sehe sie entgeistert an. Im Hintergrund höre ich das leise Kichern von Damon. Dieser Mistkerl!
Wütend drehe ich mich zu ihm um. „Du kannst mir gerne helfen, Damon," sage ich mit funkelnden Augen. Mal sehen, ob er das lustig findet.„Das finde ich eine hervorragende Idee," erwidert Mrs. Sander mit einem zufriedenen Lächeln. „Sie beide werden zusammen ein Referat halten. Es wird Ihnen guttun, zusammenzuarbeiten." Ihr Ton lässt keinen Widerspruch zu.
„Was?!" rufen Damon und ich gleichzeitig, schockiert und völlig überrumpelt. Das kann sie doch nicht ernst meinen!
Ich versuche, mich herauszuwinden: „Aber ich habe dafür überhaupt keine Zeit, Miss Sander!" Meine Stimme klingt fast verzweifelt.Sie hebt eine Augenbraue. „Und wieso nicht?" fragt sie herausfordernd. Ich öffne den Mund, will etwas sagen, aber mir fällt keine gute Ausrede ein und über meine Umstände zu Hause kann ich nicht sprechen. Also schließe ich ihn wieder. Mist.
„Außerdem hilft Ihnen ja Mr. Thomson," fügt sie süffisant hinzu. Ihr Blick wandert zu Damon, der sich merklich zusammenreißen muss.„Miss, das können Sie doch nicht ernst meinen," versucht Damon es noch einmal, diesmal mit einem ruhigen, aber angespannten Tonfall.
Mrs. Sander lässt sich jedoch nicht beirren. „Doch, Mr. Thomson, das meine ich sehr ernst. Eure ständigen Auseinandersetzungen stören den Unterricht. Das wird eine gute Übung, um endlich mal zusammen klarzukommen."Oh nein. Ich lasse meinen Kopf verzweifelt auf den Tisch sinken. Das ist nicht fair! Aus dem Augenwinkel sehe ich, wie Damon es mir gleichtut. Zumindest leide ich nicht allein.
Alice, die das ganze Spektakel verfolgt hat, kichert leise neben mir. Ich hebe den Kopf und blitze sie wütend an. „Kein Wort," warne ich sie und sehe, wie sie mühsam versucht, das Lachen zu unterdrücken. Ihr Gesicht wird rot, was mich nur noch mehr ärgert. Wenigstens einer hat Spaß an dieser Tortur.
„Alles deine Schuld, Smith," zischt Damon leise hinter mir. Seine Stimme ist scharf und voll von Vorwurf. Normalerweise würde ich zurückschießen, aber heute bin ich zu erschöpft, um darauf einzugehen. Dieser Idiot.
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Als es endlich zur letzten Stunde klingelt, bin ich erleichtert. Endlich Schulschluss. Alice und ich machen uns auf den Weg zur Bushaltestelle, doch bevor wir es schaffen, ruft Damon mir nach.
„Smith, warte," zischt er. Was will er jetzt schon wieder? Ich drehe mich langsam um, verschränke die Arme vor der Brust und schaue ihn erwartungsvoll an. „Was ist, Thomson?" frage ich mit kühlendem Blick.
Er bleibt stehen, wirkt etwas ungeduldig, als er sagt: „Wegen dem Referat. Kommst du später zu mir?"
Ich hebe eine Augenbraue. Zu ihm? Hat er den Verstand verloren? „Sorry, Thomson. Wie schon gesagt, ich habe keine Zeit für das Referat," antworte ich trocken. „Am besten sucht jeder von uns Informationen und wir tragen sie dann einfach zusammen."
Damon schüttelt den Kopf, als würde ich einen lächerlichen Vorschlag machen. „Glaub mir, das würde ich auch lieber machen," sagt er seufzend, „aber Mrs. Sander hat mich vorhin noch mal gewarnt. Wir sollen es zusammen erarbeiten."
Ich starre ihn ungläubig an. Seit wann hält er sich an Regeln?
„Und? Du scheißt doch sonst auf alles," sage ich scharf, versuche aber, ihn mit meinem Blick einzuschüchtern. Doch Damon bleibt ruhig, was mich umso mehr ärgert. Warum macht er plötzlich auf Vernünftig?
„Diesmal nicht," sagt er ernst und sieht mir dabei direkt in die Augen. Sein Blick ist durchdringend und unmissverständlich. Okay, das ist irgendwie... einschüchternd.
Ich seufze tief und gebe schließlich nach. Ich habe echt keine Lust auf diesen Stress. „Gut. Ich sehe, was ich tun kann, aber ich kann nichts versprechen," murmle ich widerwillig, während ich meine verschränkten Arme löse.
Er reicht mir einen Zettel mit seiner Nummer. Ich nehme ihn und blicke ihn skeptisch an. „Schreib mir später einfach. Ich bin recht spontan," sagt er lässig und grinst leicht. Was soll das denn jetzt?
„Mach ich," antworte ich und drehe mich genervt um. Alice und ich gehen endlich weiter zur Bushaltestelle.„Was war das denn gerade?" fragt Alice, als wir schließlich den Bus betreten. Ihre Augen sind groß vor Verwunderung.
„Was meinst du?" frage ich, tue so, als hätte ich keine Ahnung, worauf sie hinauswill.
„Ihr habt eine ganz normale Unterhaltung geführt," sagt sie und hebt vielsagend die Augenbrauen. „Und dann gibt er dir auch noch seine Nummer! Deine Cousinen würden ausflippen!"
Ich rolle mit den Augen. Sie übertreibt wieder maßlos. „Alice, das ist nur wegen diesem blöden Referat. Kein großes Ding."
„Mmmh... wie du meinst," antwortet sie und grinst schelmisch. Ich verdrehe die Augen und lehne mich zurück, als der Bus anfährt. Was für ein verrückter Tag.
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Mysterious Girl-A Cinderella Story
Teen FictionAriana lebt im Schatten ihrer eigenen Familie. Bei ihrer Tante, ihrem Onkel und ihren zwei Cousinen wird sie wie eine Angestellte behandelt und seit ihrem achten Lebensjahr misshandelt. Die Erinnerung an ihre Mutter, die an Krebs gestorben ist, ist...