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Ich befinde mich im Wald, umgeben von Schatten und ungreifbaren Ängsten. Die Bäume flüstern, der Wind pfeift, und ich habe keine Ahnung, wie ich hierhergekommen bin oder warum. Alles wirkt so seltsam und bedrohlich, bis plötzlich eine vertraute Stimme durch das Dunkel dringt.

„Aria!" Ein Schauer läuft mir über den Rücken, aber die Angst verfliegt, als ich Damon erkenne, der mit besorgtem Blick auf mich zukommt und schließlich vor mir stehen bleibt. Zärtlich hebt er seine Hand und legt sie an meine Wange, seine Berührung so warm und tröstlich, dass ich meine Augen schließe und mich gegen seine Hand lehne. Doch seine sanfte Stimme weicht plötzlich Zorn. „Warum bist du einfach gegangen? Hast mich im Stich gelassen!"

Meine Augen schießen auf, und mir wird kalt. Die Dunkelheit in seiner Stimme ist unheimlich. Bevor ich etwas sagen oder verstehen kann, spüre ich einen schmerzhaften Schlag und weiche instinktiv zurück. Doch anstelle von Damon steht mein Onkel vor mir, seine Augen vor Zorn funkelnd. „Du wirst ihn nie wiedersehen, wenn ich mit dir fertig bin."

Panik überkommt mich, und ich renne, versuche dem Albtraum zu entkommen. Doch alles wirkt so real: das Rascheln der Blätter, der kühle Wind, die bedrohliche Stimme meines Onkels in meinem Rücken. Ich spüre den Schmerz seiner Berührung an meiner Wange, höre sein höhnisches Lachen, das mir durch Mark und Bein geht. Plötzlich stolpere ich, falle – doch bevor ich aufschlage, weicht der Boden unter mir, und ich schrecke auf.

Mein Atem ist flach, und mein Herz rast, als mir klar wird, dass ich nur geträumt habe. Die Tränen laufen mir unaufhaltsam über die Wangen, während die Wunden meiner Vergangenheit und die Realität sich in meinem Inneren vermischen. Ich greife mir an den Bauch, dort, wo er mir den letzten Schlag versetzt hat. Der Schmerz ist immer noch so präsent, und die Narben, die er in mir hinterlassen hat, werden nie wirklich verschwinden. Es sind nicht nur die äußeren Narben, die bleiben; die innerlichen werden mich für immer begleiten.

Schluchzend schließe ich die Augen, und mein Körper bebt. Meine Hände tasten verzweifelt nach meinem Handy, um die Nummer des Einzigen zu wählen, der mir jetzt Halt geben kann. Ich höre das Tuten, und nach einem Moment geht Damon endlich ran. Seine Stimme, die besorgt wird, bringt Trost, und ich lasse ihm kein Wort zur Antwort, nur ein weiteres verzweifeltes Schluchzen. Seine Worte durch das Telefon geben mir Halt. „Ich bin sofort bei dir, Aria. Bleib am Telefon, ich lasse dich nicht allein."

Ich weiß, dass ich nicht allein bin, und doch fühle ich mich einsam in den Erinnerungen und in dem Schmerz. Die Tränen fließen weiter, das Handy rutscht mir aus den Fingern. Ich bin zu schwach. In diesem Moment lasse ich mich in mein Kissen fallen und ziehe die Decke über meinen Kopf, verkrieche mich in die Dunkelheit, die meine Zuflucht ist.

Plötzlich spüre ich eine Hand auf meiner Schulter und höre das leise Rascheln der Decke, die vorsichtig zurückgezogen wird. Eine Stimme flüstert sanft: „Aria, sieh mich an." Aber ich kann nicht. Ich will nicht, dass er sieht, in wie viele Scherben ich zersplittert bin. Ich beiße mir fest auf die Lippe, ein bitterer Geschmack breitet sich in meinem Mund aus, während ich das Gefühl der Schuld spüre. Hätte ich mich gewehrt, hätte ich vielleicht ein anderes Leben führen können. Die Tränen wollen nicht versiegen.

„Precious, bitte." Seine Stimme ist weich, und ich höre ihm einfach zu. Ich kann seine Hand auf meinem Gesicht spüren, seine Finger, die sanft die Tränen wegwischen, die immer wieder unaufhaltsam kommen. Endlich öffne ich die Augen und blicke in seine, tief, sanft und voller Zuneigung.

Er spricht weiter, seine Worte wie ein Band, das meine verletzten Teile zusammenhält. „Du bist nicht mehr allein, Aria. Du hast Menschen, die dich lieben. Ich werde dich immer beschützen, weil ich dich liebe. Du hast so viel Stärke, Aria. Du lebst, und ich werde an deiner Seite bleiben, egal was passiert." Seine Stimme ist ruhig und fest, und seine Worte nehmen mir etwas von der Last ab.

Dann zieht er seine Schuhe und sein Oberteil aus und legt sich neben mich ins Bett, seine Arme umschlingen mich fest und beschützend. Der Druck seiner Umarmung ist wie ein Anker, und als er mir einen Kuss in den Nacken haucht, überkommt mich ein leises, friedliches Gefühl. „Schlaf, ich bin bei dir", flüstert er.

Und mit seinem Atem, der meinen Herzschlag beruhigt, schließe ich die Augen und gleite in einen ruhigeren Schlaf, beschützt und umsorgt, während die Dunkelheit der Erinnerung langsam verblasst.


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Die letzten paar Kapitel XD

Wie findet ihr Arias Verhalten? Ist es verständlich,dass sie so denkt?

Wie findet ihr Damon in dieser Situation?

Mysterious Girl-A Cinderella StoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt