27

54 1 0
                                    

"Denkt an eure Hausaufgaben, damit wünsche ich euch noch eine schöne restliche Woche." Die Lehrerin entlässt uns, und ich packe meine Sachen zusammen. Mein Kopf fühlt sich schwer an, die Gedanken wirbeln durcheinander. Neben mir steht Alice, und wir schlendern gemeinsam aus dem Klassenraum. Kaum sind wir draußen, taucht plötzlich Jack neben uns auf. Natürlich. Ich seufze genervt, innerlich schon bereit für die nächste nervige Begegnung.

"Was willst du?" frage ich mit einem müden Ton, der meine Gereiztheit nicht verbergen kann. Warum musste er immer auftauchen, gerade wenn ich mal etwas Ruhe haben will?

"Jemand muss mir die Schule zeigen und da du mir so sympathisch rüberkommst, dachte ich, du wärst die perfekte Kandidatin." Seine Stimme ist voller Selbstbewusstsein, als ob er wirklich glaubt, ich würde mich für ihn aufopfern. Ich kann ein trockenes Lachen nicht unterdrücken.

"Vergiss es." Die Kälte in meiner Stimme ist nicht zu überhören, aber er scheint es nicht zu begreifen. Natürlich nicht, warum auch?

"Wieso?" Er sieht mich an, als hätte ich ihm gerade eine völlig unlogische Antwort gegeben, als ob jeder es toll finden müsste, ihm den roten Teppich auszurollen.

"Weil ich jetzt keine Lust habe." Ich verdrehe die Augen, die Vorstellung, ihm die Schule zu zeigen, ist gerade das Letzte, was ich tun will. "Aber glaub mir, es gibt bestimmt einige 'Kandidaten', die das für mich übernehmen würden." Ein schadenfrohes Grinsen breitet sich auf meinem Gesicht aus, als ich zu einer Gruppe Mädchen schaue, die ihn fast schon anbeten. "Sieh mal da vorne, die wären doch sicher begeistert."

Ich rufe der Gruppe zu: "Hey Leute, Jack braucht jemanden, der ihm die Schule zeigt, würdet ihr das übernehmen?" Meine Stimme ist süßlich und frech zugleich, und ich kann mir ein breites Grinsen nicht verkneifen. Ich werfe Jack noch einen kurzen Blick zu, zwinkere ihm herausfordernd zu und drehe mich um. "Viel Spaß," rufe ich über die Schulter, während ich beobachte, wie die Mädchen ihn umringen und förmlich verschlingen.

Alice und ich brechen in schallendes Gelächter aus und klatschen ab. "Wieso hast du eigentlich immer das Glück, mit heißen Jungs zu reden?" fragt sie neckisch, während sie mich mit einem gespielten eifersüchtigen Blick ansieht. Ihr Ton ist leicht, aber ich kann einen Hauch von echter Neugier darin erkennen.

"Glaub mir, ich möchte das gar nicht." Ich schüttle den Kopf und lächle, doch innerlich fühle ich eine seltsame Leere. Als wir die Cafeteria betreten, wandern meine Augen fast automatisch zu Damon, der wie immer an seinem Tisch mit seinen Freunden sitzt. Ein vertrautes Gefühl des Unbehagens breitet sich in meiner Brust aus. Seit Tagen meidet er mich, erscheint nicht zum Unterricht, obwohl ich genau weiß, dass er da ist. Warum tut er das? Ist es, weil ich ihm so egal bin? Der Gedanke trifft mich härter, als ich erwartet hatte.

Ich atme tief ein, zwinge mich, den Blick von ihm abzuwenden, und konzentriere mich auf Alice, die mich mit einem wissenden Ausdruck ansieht. "Na komm," sagt sie sanft und zieht mich mit zu unserem Tisch. Wir packen unser Frühstück aus, aber mein Appetit ist verschwunden.

Wie konnte es nur so weit kommen, dass ich auf einmal so anders über Damon denke? Es macht mich wütend. Er war immer derjenige, der mich runtergemacht hat, sich über meine Wunden lustig gemacht hat. Warum fühlt es sich jetzt anders an? Warum tut es plötzlich weh, dass er mich ignoriert? Vielleicht, weil er der Einzige war, der mich in einer Art gesehen hat, die niemand sonst kennt. Aber warum sollte das zählen?

Ich lege mein Toast beiseite, der Appetit ist mir endgültig vergangen, als die Bilder meiner Vergangenheit wieder hochkommen. Tom, mein Onkel... die Schmerzen. Nein, ich schüttle innerlich den Kopf. Niemand verdient das, was ich durchmachen musste. Niemand. Nicht einmal ich.

Mysterious Girl-A Cinderella StoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt