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"Aria! Aria!" Ein fernes Echo. Allmählich öffne ich meine Augen, und sofort werde ich von einem Paar ozeanblauer Augen in den Bann gezogen, die mich voller Besorgnis mustern. Die sanften, braunen Strähnen ihrer Haare fallen in mein Gesicht, und als ich die Frau über mir erkenne, zieht ein warmes, vertrautes Lächeln über meine Lippen.

"Mom," flüstere ich, während ich mich vorsichtig aufsetze. Doch als ich mich umsehe, umfängt mich nur Dunkelheit. Wo bin ich? Was ist passiert? Verwirrung pulsiert in meinem Kopf. Und dann trifft es mich wie ein Blitzschlag. Ich taste hektisch über meinen Bauch, der Ort des Schmerzes... doch da ist nichts.

"Du spürst hier keinen Schmerz, Aria." Die sanfte Stimme meiner Mutter beruhigt mich, als sie sich neben mich setzt und meine Hand nimmt. Es ist wie eine Oase der Geborgenheit, eine Wärme, die mich durchdringt, obwohl ich ahne, dass das alles hier... unwirklich ist.

"Wo bin ich? Wieso kann ich dich sehen? Bin ich... bin ich tot?" Die Worte kommen heiser über meine Lippen, und sie schüttelt leicht den Kopf, sanft wie ein Windhauch. Ihre Hand in meiner fühlt sich so echt an, so fest.

"Du bist an dem Ort, an dem du dich entscheiden musst, ob du zurückkehren willst oder mit mir gehst." Ihre Worte sind von einer schweren Sanftheit. „Du hast lange geschlafen, Aria. Dass du jetzt wach bist, ist ein Zeichen – ein Zeichen, dass in dir noch ein Funke Leben glimmt. Wäre das nicht so, dann wärst du jetzt schon bei mir." Sie lächelt und streicht mir behutsam durchs Haar.

Tränen steigen mir in die Augen. "Ich vermisse dich so sehr," flüstere ich und lehne mich an sie. In diesem Moment schließe ich die Augen, und die schmerzvolle Sehnsucht, die ich so lange begraben habe, bricht mit voller Wucht aus mir heraus.

"Ich dich auch, mein Schatz. Es tut mir leid, dass ich dich so früh verlassen musste." Ihre Stimme ist brüchig, doch auch voller Stolz. "Aber schau dich an – was für ein wunderbares, starkes Mädchen du geworden bist. All das, was dir Tom angetan hat, und doch hast du gekämpft. Und nun bitte ich dich: Kämpfe weiter, Aria. Die Welt braucht dich noch. Menschen, die dich lieben, brauchen dich. Sie sind immer bei dir."

Ich nicke, aber der Schmerz in meiner Brust will mich überwältigen. „Damon..." flüstere ich, und als ich den Namen ausspreche, wird die Trauer noch tiefer. Ich sehe sie nicken, ihre Augen voller Verständnis.

"Er hat dich nicht einmal im Stich gelassen," murmelt sie. "Er braucht dich, Aria, mehr als du ahnst."

"Aber wenn ich zurückgehe... wenn ich zurückgehe, beginnt doch alles wieder von vorn," entgegne ich verzweifelt, und der Gedanke droht, mich zu erdrücken. Ich kann nicht mehr; ich habe keine Kraft mehr.

Doch sie schüttelt sanft den Kopf und sieht mir fest in die Augen. "Die Wahrheit ist nun ans Licht gekommen. Sie wissen, was passiert ist, und Damon wird dich schützen. Aber du musst ihm die Chance dazu geben." Ihre Finger streichen sanft über meine Wange, und ihre Berührung ist warm und beruhigend, wie eine Erinnerung an vergangene Geborgenheit.

"Ich möchte dich aber nicht verlassen, Mom." Die Worte kommen brüchig heraus, und ich spüre, wie das Band zwischen uns sich fest zusammenzieht und dann zu zerreißen droht.

"Hier geht es mir gut," flüstert sie. "Ich bin frei von der Krankheit, und ich beobachte dich, jeden einzelnen Tag. Du wirst dieses Gespräch bald vergessen oder es für einen Traum halten. Aber glaub mir, meine Liebe, die Zeit wird wie im Flug vergehen, und irgendwann werden wir uns wiedersehen. Jetzt aber ist es deine Zeit zu leben."

Ich nicke, das Herz schwer von Abschiedsschmerz. "Es tut mir leid, Mom," flüstere ich, kaum hörbar, und sie legt ihre Lippen an meine Stirn, haucht mir einen sanften Kuss voller Liebe und Vertrauen.

Mysterious Girl-A Cinderella StoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt