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„Ahhhh!" Ein gellender Schrei entweicht mir, als ich erneut aus dem Schlaf schrecke, mein Körper nassgeschwitzt und mein Herz rast, als würde es jeden Moment aus meiner Brust springen. Die Dunkelheit um mich herum fühlt sich erdrückend an, fast wie eine unsichtbare Last auf meinen Schultern. Ich greife reflexartig nach meinem Bauch, die Finger tasten hektisch die Haut ab, auf der Suche nach einer Wunde, nach einem Messer, das in meinen Albträumen so real zu sein scheint. Aber natürlich ist da nichts. Kein Messer, keine Verletzung. Nur die tiefe, schmerzhafte Erkenntnis, dass es wieder nur ein Traum war – oder besser gesagt, ein weiterer Albtraum, der sich so lebendig anfühlte, als wollte er mich auf etwas Schlimmes vorbereiten.

Ich atme schwer, versuche, meinen Puls zu beruhigen, aber meine Brust hebt und senkt sich noch immer in schneller, ängstlicher Folge. Der Schock sitzt tief, wie jedes Mal, wenn diese dunklen Träume mich heimsuchen. Ich greife nach dem Wasserglas auf meinem Nachttisch und trinke hastig, der kühle Schluck rinnt meine Kehle hinunter und bringt für einen kurzen Moment etwas Linderung.

Warum hört das nicht auf? Ich will endlich wieder eine Nacht ohne diese Alpträume schlafen können. Ich werfe einen Blick auf meinen Wecker – fünf Uhr. Natürlich. Wie immer, denke ich müde und resigniert. Ich hätte ohnehin bald aufstehen müssen. Also greife ich nach meinem Handy, öffne WhatsApp und schreibe meinem Dad die gewohnte Nachricht: „Guten Morgen". Es ist eine Routine, die mir Halt gibt, wie ein kleines Ritual, das mich beruhigt.

Nachdem ich das erledigt habe, schwinge ich mich aus dem Bett. Der Gedanke, bald das Frühstück machen zu müssen, gibt mir zumindest ein wenig Struktur für den Tag. Ich gehe ins Badezimmer, das grelle Licht blendet mich kurz, während ich mich fertig mache, doch es fühlt sich an, als würde ich mechanisch funktionieren – der Albtraum hängt mir noch immer in den Knochen. Wird das jemals aufhören? frage ich mich, während ich mir die Zähne putze.

Als ich in die Küche hinuntergehe, schalte ich den Herd ein und beginne, das Frühstück vorzubereiten. Es ist eine beruhigende Aufgabe. Die gleichmäßigen Handgriffe helfen mir, den Schock langsam zu verdauen. Während ich hier und da schon ein bisschen vom Essen stibitze, um meinen knurrenden Magen zu beruhigen, beginne ich über den Tag nachzudenken. Doch kaum sitze ich später an meinem Schreibtisch, um die letzten Hausaufgaben zu erledigen, klingelt mein Handy. Ein Blick auf das Display lässt mich unwillkürlich lächeln – Dad.

„Hey, meine wunderschöne Tochter," ertönt seine vertraute Stimme, warm und liebevoll, und ich muss unweigerlich kichern. "Es ist immer noch surreal"

„Finde ich auch, Dad," antworte ich und betone das „Dad" extra, als könnte ich es durch Wiederholung fester in meinem Leben verankern. Es fühlt sich so gut an, ihn jetzt endlich zu kennen, nach fast achtzehn Jahren, in denen ich keine Ahnung hatte, wer er war.

„Wie geht's dir?" fragt er, und ich lege den Stift zur Seite, lehne mich in meinem Stuhl zurück und lasse mich von seiner Stimme beruhigen.

„Gut," sage ich, und diesmal meine ich es wirklich. Jetzt gerade, in diesem Moment, geht es mir gut. Wir reden. Mein Herz fühlt sich leicht an, obwohl ich weiß, dass die Schatten meiner Albträume nur eine Pause machen. „Und dir? Stress auf der Arbeit?" frage ich ihn, obwohl ich die Antwort fast schon kenne.

„Heute geht's," antwortet er, und ich höre ein Lächeln in seiner Stimme. „Wir nehmen gerade einen neuen Song auf."

„Wirklich?" Meine Augen leuchten auf. „Kann ich ihn hören, wenn er fertig ist?"

„Du wirst die Erste sein, die ihn hört." Mein Grinsen wird noch breiter, als er das sagt, und mein Herz schlägt ein wenig schneller vor Vorfreude.

„Schickst du ihn mir dann?" Ich kann meine Aufregung kaum verbergen.

Mysterious Girl-A Cinderella StoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt