Ich öffne meinen Mund, will etwas sagen, doch der Arzt hebt bereits die Hand und beginnt zu sprechen, als könnte er das Chaos in mir spüren. Seine Worte dringen nur langsam in mein Bewusstsein, ein schmerzhafter Balanceakt zwischen Hoffnung und Verzweiflung.
„Wir haben alles getan, was wir konnten, Herr Thompson. Ihre Verlobte hat schwerste Verletzungen erlitten und viel Blut verloren. Normalerweise... normalerweise wäre es unmöglich, solche Verletzungen zu überleben, vor allem nach allem, was sie zuvor durchgemacht hat. Aber Ihre Verlobte scheint eine unglaubliche Kämpferin zu sein. Es grenzt an ein Wunder, dass ihr Zustand so stabil ist, wie er ist. Doch ab jetzt liegt es an ihr... sie muss selbst entscheiden, ob sie aufwacht. Geben Sie ihr jetzt Ruhe. Ich würde Ihnen raten, erst morgen wiederzukommen." Der Arzt lächelt aufmunternd, doch sein Blick verrät die Dringlichkeit der Lage. Mir wird klar, dass jeder Atemzug für sie ein gewaltiger Kraftakt sein muss. Mein Herz schlägt wie ein Vorschlaghammer gegen meine Rippen, und ich spüre, wie meine eigene Angst mich überwältigen will.
„Danke, Doktor," sage ich nur, meine Stimme heiser, als wäre ich schon seit Stunden am Schreien. Als ich zu den anderen zurückgehe, warten sie mit angespannten Gesichtern auf mich, jeder Blick auf mich gerichtet, als hinge daran ihre eigene Hoffnung.
„Sie ist... sie ist stabil," sage ich und kämpfe gegen das Zittern in meiner Stimme. „Der Arzt sagte, es sei ein Wunder, dass sie noch lebt, und jetzt... jetzt liegt alles an ihr." Die Erleichterung ist greifbar, und Cole klopft mir fest auf die Schulter, beinahe als wolle er mich wieder fest in dieser Realität verankern. Harry sinkt stumm in seinen Stuhl, als könne er endlich einen Moment durchatmen, während Jack mir ein ermutigendes Nicken zuwirft. Ich nehme Platz neben ihm und blicke vor mich auf den Boden, unfähig, in die Zukunft zu sehen.
Harry sieht mich von der Seite an, seine Augen voller Mitgefühl. „Es tut mir leid, Damon. Ich weiß, wie wichtig sie dir ist."
Ich schließe kurz die Augen, zwinge mich, nicht zu zerbrechen. „Sie ist mir alles. Sie und meine Schwester... das ist alles, was mir wichtig ist." Harry nickt, und ich spüre, dass er meine Worte wirklich versteht.
„Woher wusstest du, dass sie in Gefahr ist? Deine Tante hat mir erzählt, dass du bereits unterwegs warst, als sie dich anrief," fragt er dann, seine Stimme leise, vorsichtig.
Ich greife in meine Tasche, hole den Zettel heraus, den Aria mir hinterlassen hatte, und reiche ihn ihm. „Lies es nur, wenn du bereit bist," sage ich warnend und sehe, wie sein Gesicht sich verhärtet, als er die Worte überfliegt. In seinen Augen mischen sich Wut und Trauer, und ich spüre, wie sein Zorn meine eigenen Gefühle widerspiegelt.
„Ich werde diesen Kerl persönlich in den Knast bringen," sagt er leise, doch seine Stimme ist fest und durchdrungen von einem eisernen Willen.
„Wenn ich ihn erwischt hätte... ich hätte ihn sofort zur Hölle geschickt," murmele ich mit zusammengebissenen Zähnen, meine Wut kocht, als würde ich sie nie wieder loswerden.
Harry nickt zustimmend, und seine Stimme ist angespannt, als er fragt: „Wie kam es überhaupt dazu? Was genau ist passiert?"
„Sie war heute bei mir, bei mir zu Hause," beginne ich und versuche, meine Gedanken zu ordnen. Die Bilder des Tages blitzen immer wieder auf und ziehen mich in einen Sog aus Schuld und Schmerz. „Wir hatten gerade darüber gesprochen, dass sie bald ausziehen will. Jetzt weiß ich endlich, warum. Ihr Onkel tauchte plötzlich im Flur auf und forderte, sie solle mit ihm nach Hause kommen. Sie war so hektisch... wenn ich nur aufgepasst hätte, hätte ich die Angst in ihren Augen sehen müssen. Ich... ich hätte sie niemals gehen lassen sollen."
Die Erkenntnis sticht wie ein Messer. „Jack hat sie oft gefragt, ob alles in Ordnung ist. Er hat es geahnt, aber sie... sie hat ihm nie etwas gesagt. Und ich... ich habe es ebenfalls nicht gesehen."
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Mysterious Girl-A Cinderella Story
Novela JuvenilAriana lebt im Schatten ihrer eigenen Familie. Bei ihrer Tante, ihrem Onkel und ihren zwei Cousinen wird sie wie eine Angestellte behandelt und seit ihrem achten Lebensjahr misshandelt. Die Erinnerung an ihre Mutter, die an Krebs gestorben ist, ist...