Kapitel 48: Lernstunden und Stille

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Um 8:00 Uhr begann Hannahs Tag richtig, als die 9A für ihre Lernstunde in den Raum strömte. Die Schüler wirkten noch etwas verschlafen, typisch für die erste Stunde am Morgen. Doch sie wussten, dass diese Stunde dazu gedacht war, um konzentriert an ihren Aufgaben zu arbeiten – Hausaufgaben zu machen, Lernstoff nachzuholen oder sich auf anstehende Prüfungen vorzubereiten.

Hannah setzte sich an ihren Tisch, während die Schüler nach und nach ihre Materialien auspackten. Die Stille war angenehm, nur unterbrochen von gelegentlichem Blättern oder leisen Gesprächen zwischen den Sitznachbarn, die sich über Aufgaben austauschten. Sie überblickte die Klasse und ging dann zu den Schülern, die ihre Hilfe benötigten. Ein Schüler kämpfte mit einer kniffligen Matheaufgabe, die Formeln verwirrten ihn. Hannah setzte sich zu ihm, zeigte ihm geduldig, wie er die Aufgabe Schritt für Schritt angehen konnte. Ein anderes Mädchen kam mit einer Frage zur englischen Grammatik auf sie zu, und Hannah erklärte ihr mit einfachen Beispielen, wie sie den Fehler vermeiden konnte.

Während die meisten Schüler still arbeiteten, ging Hannah von Tisch zu Tisch, beantwortete Fragen oder gab Tipps, wie man die Aufgaben effizienter lösen konnte. Einige Schüler nutzten die Stunde, um sich in Mathe zu verbessern, andere schrieben an ihren Aufsätzen oder lasen ihre Bücher. Die Konzentration im Raum war spürbar, und es erfüllte Hannah mit einer leisen Zufriedenheit, dass ihre Schüler sich anstrengen und sie ihnen die Unterstützung geben konnte, die sie brauchten.

Als die Glocke um 9:00 Uhr läutete, verließ die 9A den Raum und die 9B strömte herein. Die Atmosphäre blieb ruhig, doch diese Klasse war etwas lebhafter. Einige Schüler hatten sich bereits unterhalten, bevor die Stunde begann, und Hannah musste die Gruppe ein wenig mehr zur Ordnung rufen. Dennoch, sobald die Bücher und Hefte auf den Tischen lagen, versanken die meisten Schüler in ihre Aufgaben.

Hannah beobachtete aufmerksam, wie sich die Schüler in ihre Lernwelten vertieften. Einige kämpften mit ihren Aufgaben, andere schienen mühelos durch ihre Hausarbeiten zu gehen. Ein Junge hatte Probleme mit einer Geschichtsaufgabe, bei der er sich mit verschiedenen historischen Quellen auseinandersetzen sollte. Hannah setzte sich neben ihn und half ihm dabei, die relevanten Informationen zu sortieren. Ein Mädchen in der hinteren Reihe benötigte Unterstützung bei einer Physikaufgabe – das Thema Schwerkraft schien sie zu überfordern, also erklärte Hannah das Konzept anhand eines einfachen Beispiels.

Die Zeit verging schnell, und auch die zweite Lernstunde fühlte sich produktiv an. Um 10:00 Uhr ertönte erneut die Glocke, und die Schüler verließen das Klassenzimmer. Jetzt hatte Hannah zwanzig Minuten Pause – die Jausenpause. Sie beschloss, sich einen Kaffee aus der Lehrerküche zu holen und sich für ein paar Minuten nach draußen in die frische Luft zu setzen. Der Pausenhof war bereits belebt, die Schüler liefen herum, lachten und unterhielten sich. Hannah setzte sich auf eine Bank in der Sonne, nippte an ihrem Kaffee und genoss den Moment der Ruhe.

Die Pause war kurz, aber erholsam. Um 10:20 Uhr betrat Hannah wieder das Klassenzimmer, diesmal für die Lernstunde mit der 12. Klasse. Die Schüler der 12. waren älter und reifer – sie arbeiteten konzentrierter und benötigten weniger Anleitung als die jüngeren Klassen. Die meisten von ihnen hatten ihre Köpfe bereits in ihre Bücher vertieft, als Hannah den Raum betrat. Einige schrieben an ihren Abschlussprojekten, andere bereiteten sich auf bevorstehende Prüfungen vor. Die Atmosphäre war ruhig und ernst, der Druck des letzten Schuljahres lag spürbar in der Luft.

Hannah setzte sich an ihren Schreibtisch und nutzte die Zeit, um einige ihrer eigenen Vorbereitungen für den nächsten Tag zu machen. Sie überprüfte ihre Notizen für den Geschichtsunterricht, las einige Fachartikel und hielt immer wieder Ausschau nach Schülern, die sie brauchten. Hin und wieder kam jemand nach vorne, um eine Frage zu stellen – meistens ging es um Detailfragen zu bevorstehenden Prüfungen oder komplexen Textstellen, die schwer zu verstehen waren.

Einer der Schüler, der Schwierigkeiten mit einer philosophischen Theorie hatte, kam zu ihr und fragte: „Frau Mutzenbach, können Sie mir erklären, was Kant mit 'kategorischem Imperativ' meint?" Hannah lächelte und begann, ihm die Grundlagen der Theorie in einfachen Worten zu erklären, bis er es schließlich verstand. Der Rest der Klasse arbeitete konzentriert weiter, und die Zeit verstrich wie im Flug.

Um 11:00 Uhr ertönte schließlich die Glocke, die das Ende der Stunde und gleichzeitig das Ende von Hannahs Schultag signalisierte. Sie verabschiedete die Schüler, packte ihre Sachen zusammen und freute sich auf den restlichen Tag, den sie frei hatte. Die ersten Stunden des Tages waren intensiv, aber produktiv gewesen, und jetzt konnte sie den Nachmittag in aller Ruhe genießen.

Unterricht jenseits des Lehrplans: Hannah Mutzenbachs GeschichteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt